Früher war ich Fan von jeder Art Wettbewerb. Das hat sich grundlegend geändert!
Keiner würde heute bestreiten, dass Wettbewerb etwas Schlechtes wäre – schließlich hat uns der Wettbewerb ja angeblich unseren Wohlstand beschert und wer würde abstreiten, dass der Wettbewerb um Marktanteile z.B. in der Automobil-Branche nicht für die Weiterentwicklung der Fahrzeugmodelle verantwortlich wäre. In der DDR gab es keinen Wettbewerb und so blieb man beim Trabi und Wartburg hängen – gleichwohl man auch mit diesen Kisten über Jahrzehnte von A nach B gekommen ist.
Wettbewerb ist überall um uns herum. Der Kampf um Marktanteile und Quoten – sei es bei Zeitschriften oder Fernsehsendern, oder der Kampf um Ausbildungsplätze und Führungspositionen mit den entsprechenden Wettbewerbsbedingungen im gesamten Schul- und Ausbildungssystem.
Schließlich der Wettbewerb in Sport und Spiel, der uns eine Menge an Unterhaltung beschert.
Es scheint, als wäre das Konkurrenzdenken so eine Art Naturgesetz, die uns die Weiterentwicklung und das Überleben sichert.
Allerdings behaupte ich: Wettbewerb bringt uns auf Dauer um unsere menschliche Existenz! (zumindest für einen Großteil seiner Anwendungsformen)
Die Globalisierung schreitet unaufhaltsam voran. Das bringt den Menschen Entwicklungspotentiale, gerade in Ländern die bisher vom industriell geprägten Entwicklungszug abhängt schienen. Jetzt geht alles schnell und überall werden Bedürfnisse geweckt, die wiederum von den Wirtschaftsunternehmen dankbar bedient werden.
Auf der anderen Seite bauen wir in einer Geschwindigkeit Probleme auf, wie die fortschreitende Klimaerwärmung, die Umweltverschmutzung und die dramatische ungleiche Verteilung von Kapital in den Gesellschaften. Diese Probleme sind nur global und zusammen zu lösen und genau das ist unser größtes Problem: Die jüngste Weltklimakonferenz in Lima ist über Absichtserklärungen mal wieder nicht hinausgekommen. Die Schwellenländer lassen sich von den großen Industrieländern aus nachvollziehbaren Gründen nichts vorschreiben, schließlich gilt es einen Vorsprung aufzuholen, den sich die erste Welt auch auf dem Rücken der Natur erkämpft hat. Im gleichen Atemzug lassen sich die großen Industrienationen wie USA und Deutschland ihre Vormachtstellung in der Wirtschaft nicht streitig machen – schließlich steht man im globalen Wettbewerb und nur der Fähigste hat beste Überlebenschancen, wie das Beispiel Deutschland innerhalb der EU mal wieder zu beweisen scheint.
Die wirklich existenziellen Probleme der Welt sind nur gemeinsam lösbar. Wir wären dazu in der Lage. Es gibt nur einen natürlichen Feind: den Wettbewerb!
Ein kluger Mensch hat einmal gesagt: „Vergessen Sie das Gerede über Synergie und Kooperation, wenn Sie es mit Gewinn-Verlust-Systemen zu tun haben. Diese sind stets stärker als jede Rhetorik“ – und das stimmt zweifellos!
Unsere Wirtschaft und damit unser Erfolg wird z.B. über den Kapitalmarkt angetrieben. Aber der Kapitalmarkt ist ein Gewinn-Verlust-System in Reinkultur: was der eine gewinnt, muss ein anderer verlieren. Als ich 2009 eine für mich persönlich ansehnliche Summe in Wertpapiergeschäften verlor, war mir klar, dass das Geld, dass ich real verloren hatte, nun irgendwo z.B. in einer Yacht in Monte Carlo oder sonst wo steckt. Irgendeiner hatte gewonnen und ich hatte verloren.
Ich will hier aber nicht in Jammerei abgleiten, schließlich hatte ich selbst auf Gewinne gehofft und damit den Verlust eines anderen locker in Kauf genommen — so sind nunmal die Regeln!
Auch unsere Demokratien sind Gewinn-Verlust-Systeme und damit ungeeignet für die Lösung der wirklich wichtigen Probleme in Ländern und Kontinenten! Die Parteien treten gegeneinander an und buhlen um die Gunst der begrenzten Wählerschar. Man kann nicht „win-win-„Denken, sondern sieht den anderen naturgemäß als Gegner, womit am Ende Kompromisse das höchste der Gefühle bedeutet. Aber Kompromisse sind faul wie wir wissen, weil beide Seiten erstens unzufrieden sind und zweitens, weil sie keine echten synergetischen Lösungen produzieren und sogar verhindern!
In den Unternehmen selbst wird ebenfalls gerne der Wettbewerb geschürt! Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, in der es z.B. eine Rangfolge der erfolgreichsten Trainer in unserem Unternehmen gab. Die Absicht eines solchen Systems war klar: Konkurrenz belebt das Geschäft und führt zur individuellen Weiterentwicklung. Allerdings waren diese so sinnvoll erscheinenden Effekte nur von kurzer Dauer. Nach einer Weile merkte man, dass die Trainer z.B. ihre besten Spiele und Übungen nicht mehr untereinander austauschten und damit das Gesamtsystem für die Kunden enorm an Schlagkraft einbüsste! Das System wurde wieder abgeschafft – zum Glück!
Lassen Sie als Führungskraft die Finger von solchen Gewinn-Verlust-Systemen! Egal ob im Vertrieb oder in der Produktion oder bei der Besetzung von Positionen.
Checken Sie Ihre eigene Motivation für solche Überlegungen ab! Worum geht es Ihnen wirklich?
Wenn es Ihnen um Weiterentwicklung und gute Ideen geht, dann sollten Sie sich lieber dem Synergie-Prozess widmen, als ein kurzfristig wirkendes Wettbewerbssystem aufzusetzen.
Der Synergie-Prozess funktioniert völlig anders:
- man setzt auf die Kraft von unterschiedlichen Denkweisen
- man setzt sich ein gemeinsames großes Ziel
- man setzt auf die Bereitschaft, völlig neue Lösungen zu finden
- man hört auf die gegenseitigen Bedürfnisse
- man sucht kreativ nach dritten Alternativen
Der Synergie-Prozess ist leicht zu verstehen – aber nicht leicht umzusetzen, weil er unseren Gewohnheiten schon aus frühester Kindheit widerspricht.
Aber ich sehe in dem Synergie-Prozess den einzig wahren Schlüssel für den dauerhaften Erfolg von Teams, Unternehmensbereichen, Unternehmen, Nationen und Kontinenten.
Wettbewerb macht uns in den wesentlichen Lebens- und Geschäftsbereichen auf Dauer mit Sicherheit kaputt.
Wenn Sie anderer Meinung sind, dann lassen Sie uns darüber diskutieren!
Ich hoffe, es entsteht unter dem Weihnachtsbaum bei Ihnen nicht zu viel Wettbewerb um die sinnvollsten Geschenke! Frohe Weihnachten!!