No involvement – no commitment

Die Amerikaner haben wieder einmal den Ryder-Cup verloren! Die Europäer freuen sich und die US-Boys fahren frustriert nach Hause.

Aber was hat diese Meldung mit unserem Thema „Führung“ zu tun?

Sehr viel, denn es ist mal wieder ein Musterbeispiel, wie man es NICHT macht!

Ohne Zweifel sind die amerikanischen Spieler in der Breite die wesentlich besseren Golfer als die Europäer.  Aber Golfer sind zunächst einmal (sehr faire) Egoisten und Einzelgänger.

Um so interessanter ist es, wenn diese 1-Mann-Unternehmen plötzlich eine Mannschaft bilden sollen, eben wie beim Ryder-Cup.

Für alle Golf-Unkundigen:  Beim Rydercup treten alle 2 Jahre die besten Golfer der USA gegen die besten Golfer Europas an. Es ist die drittgrößte Sportveranstaltung der Welt und sie lässt sich an Spannung kaum überbieten.

An den beiden ersten Tagen spielen insgesamt 8 Zweier-Teams gegeneinander. Am letzten Tag spielen alle 12 Spieler gegeneinander. Wer insgesamt mehr Siege erzielt, gewinnt.

Allerdings gingen diesmal die Amerikaner mit wehenden Fahnen unter, trotz ihrer individuellen Klasse. Und es bleibt die Frage offen:  woran hat es gelegen?

Bemerkenswert war die Schlußpressekonferenz des US-Captains, Tom Watson. Da saß ein enttäuschter alter Mann und nach ein paar Anstandsfloskeln ließ er die Katze aus dem Sack:  „Unsere Spieler war diesmal nicht gut genug!“

Drei Meter links von ihm saß sein erfahrenster Spieler Phil Mickelson.  Der Mann ist 44, mehrfacher Masters-Sieger und Nummer zwei der aktuellen Weltrangliste. Phil starrte nach vorne und schüttelte bei den Worten seines Coaches ungläubig den Kopf.

Seine Retourkutsche an Tom Watson ließ nicht lange auf sich warten: „Ich glaube, Paul Azinger (US-Kapitän von 2008) hat es damals geschafft, jeden Spieler in seine Entscheidungen einzubeziehen. Wer an welcher Position spielen wird, wer mit wem zusammen ein Team bildet. Und Paul hatte einen super Plan, wie er auf jede Situation reagieren würde.“

Er legte sogar nach:

„Leider haben wir uns von diesem erfolgreichen Plan von damals abgewendet. Vielleicht sollten wir wieder dazu zurückkehren.“

Er meinte eindeutig, dass niemand während der Woche in Schottland vom US-Kapitän in die Entscheidungen einbezogen worden ist. Phil war völlig frustriert. Nicht nur vom Abschneiden seines eigenen Teams, sondern insbesondere von den Aktionen und Äußerungen seines Captains.

Und so saßen die beiden – zum einen der Captain einer früheren Generation – zum anderen der frustrierte Spieler, der  so gerne den Cup wieder gewonnen hätte – und hatten sich nichts mehr zu sagen, während die Vertreter der Weltpresse sich verwundert die Augen rieben….

In meinen Seminaren frage ich die Teilnehmer des öfteren:  „wer ist der Überzeugung, dass die Ansprüche von uns Menschen in der Arbeitswelt über die Art und Weise wie wir behandelt werden möchten, im allgemeinen steigt?“

Interessanterweise muss man nicht lange auf die Handzeichen warten. Kaum jemand in der Runde widerspricht!

So wie sich die Generation meines Vaters noch gerne hat „von oben“ diktieren lassen, was getan gehört und was man zu tun hat, so sehr wächst der Anspruch von immer mehr Mitarbeitern als „ganzer“ Mensch wahrgenommen zu werden.  Immer mehr Menschen erkennen, dass sie größere Wahlmöglichkeiten und Freiheiten haben, als früher. Immer mehr Menschen stellen Ansprüche daran, sich entwickeln zu wollen und zu können. Andernfalls entziehen sie uns ihr Engagement.

Ein kluger Mann hat einmal gesagt:   „we manage things, but things don’t have the power to choose – but we lead people, who have the power to choose“.

Es mag ja sein, dass wir als Führungskräfte immer noch Menschen finden, die sich willig in alles fügen was wir ihnen vorgeben und die einfach nur froh sind, dass wir als Boss da sind, alles wissen und auch noch wissen wo es lang geht.

Aber ich bin der festen Überzeugung, dass diese Anzahl schwindet!

Und das stellt uns Führungskräfte vor eine enorme Herausforderung.

Wir alle sind groß geworden mit den Management-Praktiken des Industriezeitalters.  Wir kaufen uns den Körper und das Wissen der Leute durch Zahlung eines, mehr oder weniger, gerechtfertigten Salärs.

Das wahre Engagement welches wir für unseren Gesamterfolg so dringend brauchen, benötigt aber noch den Einsatz von Herz und Seele.  Und diese beiden Faktoren kann man nicht kaufen.  Das geben uns die Mitarbeiter nur freiwillig!

Tom Watson hat einen typischen Fehler der Vergangenheit gemacht:  „Ich bin der Boss. Ich weiß was richtig ist. Ich entscheide, wer wie, wann mit wem spielt. Von Euch erwarte ich dann vollste Leistung.“

Ich fürchte, der Mann hat seinen Irrtum bis heute nicht verstanden.

Ich behaupte ja nicht, dass es auf alle Mitarbeiter zutrifft, aber die allermeisten haben das Bedürfnis, wertvoller Teil des Ganzen zu sein und sich einbringen zu können.  Die allermeisten wollen ernst genommen werden und auch nach ihrer Meinung gefragt zu werden.  Sie nehmen gar nicht in Anspruch, dass man ihren Meinungen sofort folgen solle, aber man kann ihnen wenigstens zuhören und aus der Vielzahl von Meinungen die richtigen Entscheidungen treffen.  Das ist das, was wir von guten Führungskräften auch erwarten können!

Der nächste Ryder-Cup kommt bestimmt. Schauen Sie es sich an!