Sie kennen Jon Stewart nicht? Dann sollten Sie ihn sich hier einmal anschauen <videolink> bevor Sie weiterlesen!
Ich kann mich noch erinnern an den Tag vor über 13 Jahren, an dem ein Seminarleiter an uns Teilnehmer eine Frage richtete, die da lautete: „Was fehlt Euch in dieser Welt am meisten?“
Ich brauchte eine kleine Weile, bis mir zwei Dinge in den Kopf kamen, die auch heute noch kämen, würde man mir dieselbe Frage stellen. Nämlich – WEITBLICK und FREUDE.
Der Grund ist einfach: ich sehe viel zu viele Menschen (insbesondere Führungskräfte), die viel zu kurzfristig denken und agieren. Ziele werden immer kurzfristiger. Quartalsdenken. Visionen sind out-of-fashion. Und Freude gibt es auch viel zu selten. Es herrscht zu viel Stress und Angst und die wird kompensiert durch Spaßaktivitäten. Doch Spaß ist etwas völlig anderes als Freude! Freude geht viel tiefer. Wenn man sich freut, dann geht so richtig das Herz auf. Wenn die Tochter ihre ersten Schritte macht. Oder am Meer einen Sonnenuntergang mit seinem liebsten Menschen im Arm zu erleben. Oder ein Buch zu lesen, was den Horizont erweitert. Mit Spaß hat das nichts zu tun – weil viel zu oberflächlich.
Heute nach über 13 Jahren kommt bei dieser Frage noch ein dritter Wert hinzu: VERTRAUEN.
Wer diesen Blog regelmäßig lesen sollte, der wird natürlich feststellen, dass dies für mich ein ganz elementarer Baustein im Leben und gerade in der Welt guter Führung ist.
Das erste bemerkenswerte Buch zu diesem Thema stammt vor Jahren von Reinhard Sprenger und heißt „Vertrauen führt“. Er war – im deutschsprachigen Raum in jedem Fall – der erste, der meines Wissens griffig und überzeugend diesen Erfolgsfaktor schlechthin beschrieben hatte. Das zweite Buch was es an dieser Stelle zu erwähnen gilt, ist „Schnelligkeit durch Vertrauen“ – geschrieben vom Sohn von Steven R. Covey.
Ich werde immer mal wieder gefragt, warum ich so viel mit den Covey-Sachen mache und der Grund ist immer noch der selbe wie vor 13 Jahren: weil es auf der Welt keine andere Organisation gibt, die so konsequent und professionell versucht, Vertrauen und gute Führung in diese Welt zu tragen wie FranklinCovey.
Sie werden sich nun fragen, warum das Thema heute „Regel No.8“ heißt.
Durch das Buch „Schnelligkeit durch Vertrauen“ und über das Covey-Workshopprogramm „The speed of Trust“ in dem Führungskräfte intensiv lernen, wie man in der Manager-Rolle Vertrauen bei sich, bei anderen, in der Organisation, im Markt und in der Gesellschaft aufbauen kann, bin ich auf dreizehn „Regeln“ gestoßen, mit denen sich Vertrauen aufbauen lässt. Mittlerweile ist eine vierzehnte Regel dazugekommen, die ich einem tollen Menschen und Führungskraft bei der Uni Wien im IT-Bereich zu verdanken habe.
Schaut man sich diese vierzehn Vertrauensregeln an, so wird man mit dem Kopf nicken und zu jeder innerlich denken: „weiß ich“ oder zumindest „kenn ich“.
Nun ist das Problem auf dieser Welt nicht das fehlende Wissen. Das Problem ist die fehlende Umsetzung oder wie ein eindrucksvoller Satz sagt: „Common Sense is not Common Practice“.
Schaut man sich z.B. die amerikanische Verfassung an, so wird man eine Passage finden, die klar beschreibt, dass alle Menschen gleich sind, unabhängig z.B. ihrer Hautfarbe. Die Praxis sieht anders aus. Nach wie vor erlaubt sich dieses Land ein Guantanamo und die Reihe von rassistisch geprägten Attentaten auf andersfarbige reißt nicht ab, wie das Beispiel Charleston wieder zeigt.
Aber Vorsicht! Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen gesetzlichen Regeln die wir Menschen uns ausdenken um das soziale Miteinander aufrecht zu erhalten und z.B. den vierzehn Vertrauensregeln. Diese sind keine Regeln im klassischen Sinn, die man auch morgen wieder ändern kann. Sie sind fast schon Naturgesetze, denn diese 14 Vertrauensregeln galten schon vor 10000 Jahren und sie werden in 10000 Jahren noch gelten, ob in den USA oder Europa oder Russland oder Nord-Korea oder sonst wo auf diesem Planeten.
Ich werde im Laufe der Zeit alle diese 14 Vertrauensregeln thematisieren sobald es einen guten praktischen Anlassfall dazu gibt und sie werden diese Beiträge immer leicht am Titel erkennen können.
In meinem Kopf habe ich mir ein eigenes System gebastelt, um mir die 14 Vertrauensregeln überhaupt alle merken zu können und in diesem System gibt es eine Nummer 8 und diese lautet: SICH DER REALITÄT STELLEN.
Ich hoffe, Sie konnten sich das Video mit Jon Stewart anschauen. Dieser Auftritt hat mich sehr bewegt und das Vertrauen in ihn – aber auch, dass es noch klar denkende Menschen gibt – ist enorm gestiegen. Einer der Hauptgründe ist, dass er einfach so ehrlich ist und sich schonungslos der Realität stellt.
Den Dingen ins Auge zu sehen und nicht wegschauen. Nun ist Jon Stewart eigentlich Komiker. Aber v.a. Führungskräfte die dies können, schaffen bei anderen Vertrauen, auch wenn die Realität meist unbequem ist.
Ich werde nie den letzten Auftritt von Jürgen Schrempp als Vorstandsvorsitzenden bei der Aktionärsversammlung von Daimler vergessen, auf der er die von ihm eingefädelte Kooperation mit Mitsubishi aufs Höchste lobte………. und jeder, aber auch jeder im Saal wusste, dass dies nicht der Realität entsprach.
Nichts – (außer die Verletzung der anderen 13 Vertrauensregeln….) – untergräbt die Vertrauenswürdigkeit schneller, als sich der Realität zu verschließen. Spätestens hier hätte Jürgen Schrempp als vertrauenswürdige Führungskraft verloren, aber das hatte er schon vorher trefflich zustande gebracht.
Wie gesagt – Jon Stewart ist eigentlich Komiker und er hätte wieder jede Menge Witze machen können über das Land in dem er lebt und auf das er sicher stolz ist. Aber er hatte den Mut einmal nicht seinen Job zu machen für den er fürstlich bezahlt wird – nämlich Menschen mit Spaß ins Bett zu schicken. Er hatte den Mut sich im richtigen Moment der Realität zu stellen. Nämlich der Realität, dass sein geliebtes Land es nicht schafft, diese klaffende Wunde des Rassismus zu schließen – aber auf der anderen Seite Mord und Totschlag in die Welt zu tragen, um das eigene Land zu schützen.
Nochmal Achtung! Es geht nicht darum die Amerikaner in ihrem Verhalten anzuprangern.
Es geht hier darum, wie gut es tut, wenn es noch Menschen gibt, die einige der Mechanismen zum Aufbau von Vertrauen an den Tag legen.
Zum Abschluß darf ich einen Kommentar von Steve Thomas auf das Video von Jon Stewart auf YouTube zitieren. Dieser Kommentar zeigt ausdrücklich, welchen Effekt die Mechanismen zum Aufbau von Vertrauen haben: den Menschen (und Mitarbeitern) reale Hoffnung zu geben, dass sich Dinge auch verbessern können! Der Startpunkt jeder guten Führung!
„Just when I’m about ready to give up on America, Jon steps in and I realise there are still sane and intelligent voices in that country“
Regel Nr. 8: Sich der Realität stellen