Nicht umsonst sind erfolgreiche Bergsteiger gern gesehene Gäste bei Managerveranstaltungen. Gehen wir dem Ganzen einmal auf den Grund…..
Die Inspiration zu diesem Text kam gestern Abend beim Stöbern durch die Welt von YouTube. Vor ein paar Wochen fiel mir ein neues Magazin über Extremsportarten in die Hände und im Interview mit Reinhold Messner fiel der Name Alex Hunnold. Reinhold Messner meinte, dass Hunnold im Moment wohl an der Spitze der Kletterwelt stünde und so begann ich, mir einige Videos über diesen “Wunderknaben” anzuschauen. Ich muss zugeben, dass YouTube längst das Fernsehen als Unterhaltungsquelle für mich abgelöst hat und so ergibt es sich eben, dass man themenverwandte Videos entdeckt und so traf ich eben gestern auf Thomas Bubendorfer.
Der Mann war für mich seit den 90ern völlig von der Bildfläche verschwunden. Ich kann mich noch an einen Blondschopf erinnern, der es zu damaligen Zeit wohl am besten verstand, sich marketingtechnisch ganz nach vorne zu bringen.
Jetzt im Video (https://www.youtube.com/watch?v=zCbubqRhVns) sitzt er da – etwas gealtert mit einer Glatze und spricht wie ein geläuterter Mensch – ruhig und bedächtig – keine Spur seiner früheren Überheblichkeit und Eigenvermarktung. Es war wohltuend und zudem hat mir gefallen, was er zu sagen hatte.
Er wurde zum Vergleich zwischen Bergsteigerei und Management befragt und da bleiben mir zwei wesentliche Aussagen in Erinnerung:
Zunächst sieht er einen Unterschied zwischen Zielfokussierung und Zielorientierung.
Viele Manager sind immer nur auf das Ziel fokussiert. Meistens ist das nicht nur für sie überfordernd, sondern auch für ihre Mitarbeiter. Thomas Bubendorfer hat wahnwitzige Projekte absolviert und hätte er sich immer nur auf das Ziel fokussiert, wäre er mit Sicherheit gescheitert. Vielmehr hat er sich an dem Ziel orientiert, aber fokussiert hat er sich immer auf den nächsten Schritt – auf nichts anderes. Griff für Griff, Schritt für Schritt. Und mit jedem erfolgreichen Schritt wuchs sein Selbstvertrauen und damit sein Tempo. Jeder gelungene Griff gibt ihm Zuversicht und damit ließ sich für ihn jedes fast illusorische Ziel bewältigen.
Wer z.B. die “4 Disziplinen der Umsetzung” von Covey kennt, der findet hier schnell die Parallelen zwischen dem WIG (dem eigentlich Ergebnisziel) und den wöchentlichen Commitments (diesen kleinen Schritten die jedes Teammitglied wöchentlich unternimmt, um gemeinsam irgendwann am Gipfel zu stehen)
Den zweiten Lerneffekt für Manager aus der Bergsteigerei sieht er darin, dass erfolgreiche Bergsteiger zwischen ihren Projekten Ruhephasen einlegen, ohne die sie nicht lange durchhalten würden.
Hier kann man als Manager sich wirklich etwas abschauen. Im Business gibt es kaum noch Erholungsphasen. Das Business ist ein Dauermarathon (was ein absurdes Wort) und ganz wenige gute Führungskräfte können gute Erholungsphasen ins Geschäft einbauen, ohne die Leute in Urlaub zu schicken (das kann jeder).
Auf jeden Fall ist Thomas Bubendorfer mit diesem Interview in meiner persönlichen Gunst gestiegen und als Manager sollte man ihm zuhören.