Die Oscars – oder – haben Filme eigentlich Einfluss auf unser Leben?

Es ist wieder OSCAR-Saison und neben dem reinen Unterhaltungswert von Filmen, kann man sich ja auch einmal Gedanken machen, ob sie auch nachhaltige Wirkung auf die Seher erzeugen – schließlich werden stets Geschichten über Menschen erzählt.

Ich schaue mir Filme nach verschiedensten Gesichtspunkten an. Am wichtigsten ist mir dabei, wie gebannt ich den Film während der Vorstellung verfolge und welchen Eindruck er eine Woche nach der Vorführung noch hinterlässt.

Gerade ist wieder Oscar-Saison und die meisten der nominierten Werke in der Kategorie “Bester Film” habe ich mir bereits angeschaut.

Kann man neben der reinen Unterhaltung eigentlich auch was Relevantes für das Leben mitnehmen?

Hier mal ein kleiner Deutungsversuch:

Film No.1: A Star is born

Bradley Cooper hat als Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller (zusammen mit Lady Gaga) zum vierten Mal das Thema verarbeitet: “berühmter Künstler auf dem absteigenden Ast wird von unbekannter Künstlerin durch eigenes Zutun im Ruhm überflügelt, was den alternden Künstler ins Verderben stürzt.”
Zunächst ist das eine Saga über den natürlichen Lauf des Wachsens, der kurzen Zeit der Blüte und des Verwelkens – ein Kreislauf, der uns alle trifft.
Wenn der Film eine weitere Botschaft vermitteln möchte, dann die, dass man auf diesem Zyklus trotzdem gut auf sich aufpassen kann und die anderen, die sich auf ihrem Erfolgstrip befinden, die Absteigenden nicht vergisst. Eigentlich ist es eine Parabel über den Wert von Aufmerksamkeit.

 

Film No. 2: Bohemian Rhapsody

Brian May und Roger Taylor von der Gruppe Queen haben sehr lange an der Verfilmung des Lebens von Freddie Mercury gebastelt. Herausgekommen ist ein sehenswerter Film, der zunächst zeigt, welche Kraft in der Synergie steckt. 1 + 1 = mehr als 2 – und das zeigt die Historie der Band Queen eindrucksvoll. Allein hätte keiner den Erfolg geschafft und auch Freddie Mercury musste letztlich eingestehen, dass er alleine nur die Hälfte wert war.

 

Film No. 3: Roma

Der schwarzweiß-Film eines mexikanischen Filmemachers ist zudem noch in der Kategorie “Bester internationaler Film” nominiert, den er wohl auch sicher gewinnen wird.
Gezeigt werden 12 Monate eines Lebens einer Mittelklasse-Familie in Mexiko City im Jahr 1972. Eine weißes Ehepaar – er Arzt, sie zu Hause bei den 3 Kindern – und zwei indogene Hausangestellte. Sie formen das kleine Familiensystem, in welches mit Hilfe langer Standsequenzen der Kamera intensive Einblicke gewährt werden.
Der Film macht deutlich, wie wenig es hilft, gesellschaftliche Normen aufrecht zu erhalten, um eine Ehe oder Familie erfolgreich zu leben, wenn man sich als Ehepaar aus den Augen verliert. Zudem ist der Film ein wirklich rührendes Beispiel dafür, dass “Herrenmenschen” respektvoll mit ihren Angestellten umgehen können. Hier kann auch mancher Manager sich einmal anschauen, dass man Untergebene respektvoll behandeln kann, ohne dass die Hierarchie gefährdet wird.

 

Film No. 4: Die Frau des Nobelpreisträgers

Ein alternder amerikanischer Schriftsteller gewinnt doch tatsächlich noch den Literatur-Nobelpreis und fährt mit seiner Frau (großartig Glenn Close) zur Zeremonie nach Stockholm.
Der Film macht jedem Zuschauer klar, dass unterdrücktes Potential und Talent eines Menschen früher oder später zum Drama führt. Auf der anderen Seite zeigt er sehr schön, wie unterschiedliche Talente sich zu etwas entwickeln können, was größer ist, als die Summer der Einzelteile.
Prädikat: besonders wertvoll (aber leider nicht auf der Nominiertenliste)

 

Film No. 5: Green Book

Ein schwarzer wohlhabender Klasse-Pianist lässt sich von einem weißen italienisch-stämmigen Bar-Rausschmeißer Anfang der 60er Jahre mit Absicht durch die rassistischen Südstaaten für eine Konzertournee chauffieren.
Ein wirklich gelungenes Rührstück über die Überwindung von feindseligen Paradigmen und eine Ode an den Wert des Hand-Reichens und der Freundschaft. Hier gewinnen (fast) alle!
Solche Filme kann es gar nicht genug für diese Welt geben!

 

Film No. 6: The Favourite

Ein Kostümspektakel in der Zeit der englischen Kriege gegen Frankreich. Ein Intrigenspiel zwischen zwei Frauen um die Gunst der (wirklich sonderbaren) Königin von England.
Wer demonstriert bekommen möchte, wie egoistisches Verhalten aller Beteiligten am Ende nur Verlierer produziert, der schaue sich diesen Film an.
Synergie lebt vom konstruktiven Zusammenspiel wirklich erwachsener Menschen – davon ist in dieser Geschichte weit und breit nichts zu sehen.
Leider weiß ich jetzt schon, dass er filmisch betrachtet nach einer Woche keinen Eindruck mehr bei mir hinterlassen wird.

 

Es ist bekannt, dass die meisten Regisseure nicht nur ein Leinwandspektakel veranstalten wollen, sondern auch eine Botschaft transportieren möchten, um die Welt ein gutes Stück besser zu machen.  Das ist auch in der Liste der Filme klar zu spüren.

Ob das aber wirklich gelingt?

Dieter Hildebrand wurde einmal gefragt, ob er glaube, dass seine Arbeit als Kabarettist die Politik verändert hätte…..  er antwortete sofort und trocken:  „natürlich nicht“

Bei den Filmen dürfte das ähnlich sein.  Und dennoch möchte ich sie nicht missen!

And the Oscar goes to…..

(ich würde ihn Green Book geben…..)

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