Wie geht es also weiter in dem Werk von Stephen R. Covey über mein Lieblingsthema „Synergien schaffen?“
Das erste Kapitel über praktische Anwendungen handelte vom Business. Allerdings muss ich sagen, dass ich mir mehr eindrucksvolle „neue“ Beispiele für nachhaltige Konfliktlösungen aus der Geschäftswelt erwartet habe.
Der primäre Anwendungsfall für Synergie in der Geschäftswelt sieht er in jeder Form von Verhandlungen – insbesondere im Vertrieb.
Natürlich ist das das Grundprinzip jeder Geschäftstätigkeit – insofern sollte ich nicht so enttäuscht sein.
Vermutlich hat meine etwas gedämpfte Haltung etwas mit der Vorkenntnis aus dem von mir sehr geschätzten Ansatz von xxxx Khalsa. „Helping Clients Succeed“ zu tun. Die Idee vom „Trusted Advisor“ kennenzulernen und in Form von Trainings weitergeben zu können, war für mich augenöffnend.
Wie oft begegnen wir uns in Verkaufssituationen in einer Konkurrenzsituation und man kann die Konkurrenz beiden Seiten förmlich an die Stirn gemalt sehen: „Ich will Dir was verkaufen“ vs „Ich will mir aber nichts aufschwatzen lassen“. Wie häufig geht man ergebnislos auseinander oder handelt einen Kompromiss aus, der beide Seiten zwar etwas voranbringt, aber keinesfalls etwas wie Freude ins Gesicht zaubert und schon gar nicht der automatische Startpunkt für eine glorreiche Geschäftsbeziehung ist.
Legendär ist hier der Ansatz „Move off the solution“, in dem beide Seiten bereit sind, die schon angedachte Lösung kurz vom Tisch zu fegen, um sich gemeinsam vertrauensvoll einmal dem tatsächlichen Problem zu widmen. Helfe dem Kunden wirklich zu gewinnen und versuche nicht einfach einen einseitigen Gewinn herauszuschlagen. Den auch hier gelten die vier mentalen Einstellungen zur Synergie:
- Ich sehe mich
- Ich sehe Dich
- Ich verstehe Dich
- Lass uns eine 3. Alternative finden
Danach kommt das Kapitel über Synergien in der Familie.
Interessant war mein gefühlter Widerwille, dieses Kapitel lesen zu wollen. Bin ich einfach schon zu oft in meinen Beziehungen gescheitert, um mich damit wieder konfrontieren zu müssen? Habe ich mittlerweile nicht schon genug über die Mechanismen in Beziehungen und Familien gelernt?
Aber ich bin heilfroh, dass ich doch begonnen habe, das Kapitel zu lesen.
Ich möchte nur zwei Stellen zitieren, die mich bewegt haben:
„Ich kenne ein Paar, das sein Kind durch einen tragischen Autounfall verloren hat. Die Frau hatte am Steuer gesessen. Ihr Kummer und ihre Schuldgefühle waren unendlich groß. Ihr Mann hatte den Eindruck, dass er nicht mehr an sie herankam. Obwohl auch er sehr unter dem Verlust litt, unterdrückte er seine Gefühle und stürzte sich in die Arbeit. Die Frau interpretierte das als Herzlosigkeit. Die beiden entfernten sich innerlich immer weiter voneinander. Das gegenseitige Unverständnis hätte nicht größer sein können. Sie lebten nur noch nebeneinanderher und sprachen nicht mehr miteinander.
Eines Abends ging der Mann am Schlafzimmer vorbei. Durch die geöffnete Tür sah er, wie seine Frau traurig und bewegungslos auf der Bettkante saß. Vor seinem inneren Auge tauchte das Mädchen auf, das er einst geheiratet hatte und das ihm so viel bedeutete. Weil er nicht wusste, wie er sie trösten konnte, setzte er sich einfach neben sie. Sie drehte sich leicht von ihm weg. Aber er wich nicht von ihrer Seite. So saßen sie schweigend eine Stunde lang nebeneinander. Schließlich murmelte sie: „Zeit zum Schlafengehen!“. Von nun an wiederholte sich diese Szene jeden Abend. Ohne dass sie etwas zu sagen brauchten, wuchs zwischen ihnen ein Band des gegenseitigen Verstehens und Mitfühlens.
Heute, viele Jahre später, sind die beiden wieder so eng verbunden, wie es ein Paar nur sein kann. Der Wendepunkte war die Nacht, als der Mann nicht mehr mit gleicher Münze antwortete, als sie ihm den Rücken zudrehte. Er ging nicht weg. Er machte ihr keine Vorwürfe. Er blieb einfach. Diese kleine Geste in Richtung einer 3. Alternative genügte, damit sich die beiden ganz langsam wieder annähern konnten.“
Der Mann hat in diesem Fall den ersten Schritt von Synergien bei sich getan: „Ich sehe mich! – Ich bin nicht Opfer meiner Gefühle – ich kann immer entscheiden….“
Die zweite Stelle ist simpel:
„Was zu Hause in der Familie geht, wird sich auch anderswo bewähren“
Wie wahr!
Ich werde weiterlesen.