Und wieder ist es geschehen! Das auf dem Papier schwächere Team hat mal wieder gewonnen – das ist kein Zufall.
Thomas Björn hat sich verändert. Wer sich für Golf interessiert kennt den Dänen in seiner aktiven Zeit als top-fitten, schlanken und hochgewachsenen Sportler. Das ist heute nicht mehr so. Er trägt eine gewaltige Kugel oberhalb der Hüfte vor sich her und wenn man ihm in den Interviews zuhört, wird man den Eindruck nicht los, der Mann könnte ein paar Wochen Erholung gebrauchen.
Aber wie auch immer es um seine körperliche Konstitution bestellt ist, der Mann hat in seiner Rolle als Teamcaptain des europäischen Teams für den diesjährigen Ryder-Cup alles richtig gemacht.
Traditionell sind die europäischen Golfer laut Ranglistenpositionen den Amerikanern weit unterlegen – aber im Ryder Cup gelten eigenen Gesetze. Im Gegensatz zu den hochgezüchteten Golfturnieren der PGA bei denen es immer nur auf die Einzelleistung ankommt, spielt hier eine Europaauswahl wegen eine Spielerkombination aus den Staaten.
17 1/2 zu 10 1/2 lautete das ernüchternde Endergebnis für die Amerikaner, die in den letzten 25 Jahren kein einziges Rydercup-Turnier auf europäischem Festland mehr gewinnen konnten.
Und die Ursache hierfür ist eindeutig: hier spielte mal wieder ein eingeschworenes Team (die Europäer) gegen eine Gruppe Individualisten, die keinen Teamspirit zusammenbrachten (die Amis).
Thomas Björn hat das mit folgender Erfolgsformel geschafft:
- Teamzusammensetzung: seine vier von ihm ausgesuchten Ergänzungsspieler haben charakterlich perfekt zum Gesamtgefüge gepasst
- Vorbereitung: sein Team kannte den neuen Platz in Paris in und auswendig – im Gegensatz zu den zu bequemen Amerikanern
- Kommunikation: er verzichtete auf nervtötende Teamsitzungen und half seinen Spielern vielmehr persönlich bei ihren individuellen Vorbereitungen
Gerade der dritte Punkt hat sich besonders für ihn ausgezahlt. Jeder im Team fühlte sich wichtig und ernstgenommen. Björn musste darüberhinaus nur noch die Mission der Rückeroberung des Cups nach Europa ins Bewusstsein seiner Spieler bringen.
Bemerkenswert bleibt eine Aussage von ihm in der letzten Pressekonferenz: “Eigentlich musste ich am Ende gar nicht mehr viel machen – die haben das von ganz alleine erledigt”.
Genau dieser Satz ist die Krönung für jede gute Führungskraft: Wenn ein Team die Verantwortung für das Erreichen eines Ziel selbst übernommen hat!
Besser geht es nicht!