Ich halte gute Delegation für eine der großen Künste von Führungskräften. Natürlich gibt es hierzu keine ausgefeilten Statistiken. Aber es gehört aus unser aller Erfahrung nicht viel Phantasie dazu festzustellen, dass die Mehrzahl der delegierten Aufgaben nicht zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten abläuft.
Bei der Schnittstelle zwischen Boss und Mitarbeiter stellt sich eine Kernfrage: wieviel Freiheiten überlasse ich dem Mitarbeiter, bzw., wie stark sollte ich mich in das Thema reinhängen und Kontrolle und Mitsprache ausüben?
Wir wissen, dass gerade die Systemschnittstellen die kritischen Punkte beim Funktionieren eines Systems sind. Je klarer und sauberer die Schnittstellen, desto weniger Missverständnisse und Unmut wird produziert.
Ein lieber Freund von mir hat sich noch tiefer als ich bisher mit dem Management 3.0 Ansatz beschäftigt und er hat mir letzte Woche den „Delegation Poker“ gezeigt. Ich halte dieses kleine praktische Instrument für so wirkungsvoll, dass ich es sofort an dieser Stelle allen interessierten Führungskräften weitergeben möchte.
Das Prinzip ist so einfach wie wirkungsvoll:
1. Es geht von 7 Delegationsebenen aus – beginnend mit Ebene 1: „I will tell them“ – also übersetzt „Ich sagen denen exakt was zu tun ist“ bis hin zu Ebene 7: „I will fully delegate“ – also so viel wie „Ich gebe diese Aufgabe vollständig ab und überlasse die Verantwortung und Erledigung dem Mitarbeiter“
2. Es spielen der Boss und einer oder mehrere seiner z.B. Teamleiter oder Mitarbeiter.
3. Jeder am Tisch hat das Set von 7 Karten in der Hand – genau wie Pokerspieler.
4. Die Runde einigt sich auf ein Schnittstellenthema. Beispiel „Einstellung von Mitarbeitern für das eigene Team“. Also konkret: Wenn ein Teamleiter (bei genehmigter Stelle) einen neuen Mitarbeiter rekrutiert, wieviel Mitspracherecht möchte der Boss haben?
5. Jeder am Tisch schaut sich nun die 7 Karten an und zieht für diesen Schnittstellenfall die für ihn sinnvollste Karte und legt sie verdeckt auf den Tisch, bis alle sich für eine passende Karte entschieden haben. Dann decken alle gleichzeitig auf!
Beispiel: Karte Boss: Er zieht die 4 „We will agree together“ – also er möchte bei diesem Thema, dass das gemeinsam geschieht. Alle Teamleiter decken nun ebenfalls ihre Karte auf – aber, sie alle wählen für diesen Fall nun die 5 „I will advise, but they decide“ — übersetzt: sie möchten, dass er nur eine Empfehlung ausspricht, aber entscheiden wollen die Teamleiter selbst.
6. Jetzt muss eben gemeinsam in Ruhe diskutiert werden und jeder muss den Standpunkt des anderen besser verstehen.
7. Sie einigen sich letztlich auf eine für alle sinnvolle Karte, wobei im Ernstfall die Karte des Bosses „sticht“.
Allerdings passiert das selten, da dieser Prozess sehr spielerisch und konstruktiv verläuft.
Und so spielt das Team Runde für Runde – Thema für Thema – wie z.B. Budgeterstellung, oder Projektvergaben oder oder oder…..
Am Ende fasst man das ganze in eine „Delegation-Map“ zusammen, also nichts anderes, als eine tabellarische Übersicht zu welchem Thema mit welchem Mitarbeiter/Teamleiter welche Delegationsstufe gilt.
Man geht auseinander, und hat eine sauber verhandelte Liste von Schnittstellenthemen und ihrer passenden Delegationsstufe. Das gibt allen Klarheit und Vertrauen.
Ich halte diese Idee für überaus brauchbar und kann es nur jeder Führungskraft ans Herz legen. Gehen Sie auf die entsprechende Seite für Delegation Poker , schauen sich nochmal die Spielregeln an, drucken für sich und Ihr Team die Spielkarten aus und los geht’s! Ihre Leute werden es Ihnen danken!
Eine effektive Woche wünsche ich allen….