Der FC Bayern München – auf ewig an der Spitze? (Teil 2)

Als ich den ersten Teil im Februar 2014 beendete, war ich skeptisch….  und ich bin es leider immer noch!

Was mache ich mir hier eigentlich Gedanken? Die Bayern sind in der Zwischenzeit zweimal überlegen Deutscher Meister geworden und sind zweimal ins Halbfinale der Champions-League  und des deutschen Pokals gekommen. Also jetzt mal piano könnte man sagen.

Aber bevor ich meine weitere Skepsis begründe kurz ein paar Worte, warum gerade der Fussball für mich eine herrliche Plattform für unsere Führungsthemen sind:

  • Es gibt verschieden Ligen in denen man spielen kann.  Das gibt es im Business ganz genauso – nehmen wir z.B. die 30 DAX-Unternehmen oder die TOP 3 Unternehmensberatungen.
  • Es geht immer um Ergebnisse von Mannschaften, die im Wettkampf mit anderen Teams errungen werden müssen.  Das ist im Business genauso – in einem Markt treten ständig Unternehmen gegeneinander an und es gibt die jährlichen Gewinner und Verlierer.
  • Der primäre Fokus liegt auf der aktuellen Spielzeit – der dauerhafte Erfolg ist zwar wünschenswert und jeder will ihn, aber in Wahrheit fokussiert man sich immer von Saison auf Saison.  Im Business mit den Geschäftsjahren  ist das praktisch gleich.
  • Die (Männer)-Welt starrt Woche für Woche auf die aktuelle Tabelle als quasi einzig selig machende Referenz über Erfolg und Misserfolg.  Mit dem täglichen Starren auf die DAX-Entwicklung in allen Medien ist das nicht anders
  • Der Erfolg ist nur schwer kalkulierbar und selbst die besten Kicker treffen mal den Pfosten.
  • Der Erfolg der Mannschaften wird primär an der Rolle der Trainer festgemacht. Im Business sind es die Geschäftsführer und die CEO’s.  Alle drei Rollen sind die wichtige Führungsaufgaben und in ihrer Halbwertszeit was die Verweildauer in den Jobs angeht, gut miteinander vergleichbar.

Der FC Bayern München bleibt auf weiteres das Aushängeschild des deutschen Spitzenfussballs – daran würden auch 2-3 schlechtere Jahre nichts ändern.  Aber wie sieht es in zehn Jahren aus?  Das ist die Frage, die mich etwas umtreibt…

Der große Vorteil der Bayern ist im Moment, dass die potentiellen Wettbewerber auf nationaler Ebene allesamt schlechter geführt sind, auch wenn in Dortmund, Leverkusen und Wolfsburg so langsam etwas wie Professionalität eingekehrt ist.  Auf internationaler Ebene sieht das eigentlich nicht viel besser aus, die haben nur alle aberwitzig mehr Sponsoren-Gelder zur Verfügung.

Man kann sich um die Zukunft des FC Bayern deshalb etwas Sorgen machen, weil bestimmte Prinzipien aufgeweicht werden.  Prinzipien sind Kernwerte, die fast unverrückbar sind und eine Identität ausmachen.

Das erfolgreiche und für die anderen einschüchternde  „Mia-san-Mia“-Gefühl hat sich über die Jahrzehnte durch eine gesunde Mischung aus Eigengewächsen und sporadischen internationalen Stars ergeben.  Auch die erfolgreichsten Trainer wie Hitzfeld und Heynckes haben sich der Kultur angepasst und haben nicht versucht, die Seele des Vereins zu verändern (wie van Gaal oder jetzt Guardiola).

Gerade aber die Teamzusammensetzung ist der Erfolgsfaktor schlechthin im Fussball wie im Business – und hier mache ich mir etwas Sorgen.

Der Kauf von Ribery und Robben war ein absoluter Glücksgriff. Der Kauf z.B. eines Arturo  Vidal oder der übrigen Spanier , beim gleichzeitigen Abmontieren von Kroos, Götze, Schweinsteiger und bald auch Müller wird zum Problem werden.

Nun wird auch der FC Bayern langsam zu einer Söldner-Truppe, die mit dem Geist des Vereins nicht mehr viel werden anfangen können – und der Kauf des Chilenen Arturo Vidals macht mich besonders skeptisch.

Jürgen Klopp hatte seine Führungsphilosophie mal auf den Punkt gebracht:  Wenn ein Spieler charakterlich ein Arschloch ist, stelle ich ihn nicht auf, und wenn er noch so gut kicken kann…“

Ein Team welches die Tore schießen soll (oder Business Ergebnisse liefern soll) ist ein sensibles Gebilde und wenn sie charakterlich schwache Menschen im Team haben, haben sie nicht nur die halbe Zeit mit Schlichtungen zu tun, sondern auf Dauer sogar ein Ergebnis-Problem.

Wenn ein Management meint, mit solchen coolen „Krieger“-Charakteren wie Vidal den Erfolg zementieren zu können, dann muss ich mich mit allen Erfahrungen auf diesem Gebiet schon gewaltig täuschen, wenn diese Rechnung letztlich aufgeht.

Der FC Bayern tanzt im Moment auf der Rasierklinge und wenn das Experiment mit Guardiola nicht klappt, dann wird es eine Phase der Schwachheit geben, die nur gute Führungskräfte als Entwicklungschance nutzen können.  Ein Herr Rummenigge ist hierfür dann leider nicht geeignet – fürchte ich…

Sind wir gespannt, wie sie sich in diesem Jahr schlagen.  In zwei Wochen geht es los und ich verabschiede mich bis September in den Sommerurlaub!

 

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