Der Streik und die Lehren für Führungskräfte

Herr Weselsky gönnt der Bahn und den Bürgern eine „wohlverdiente“ Streikpause!  – selten habe ich etwas Dämlicheres von einer Führungskraft gehört.

Ich gebe zu, dass ich kein Fan vom Boss der Gewerkschaft GDL bin, die die Deutsche Bahn in nie dagewesene Zwangspausen treibt. Allerdings versuche ich hier die Gesamtsituation zu bewerten, denn bei einer schlechten Beziehung gibt es bekanntlich immer mindestens 2 – in diesem Rührstück sogar 3 „Partner“.

Wer sich auch nur ansatzweise mit effektiver Führung auskennt, der entdeckt schnell, dass es hier an zwei wesentlichen Punkten auf beiden Seiten mangelt:

Ganz oben auf der Liste:  kein VERTRAUEN.  Wenn es ein Musterbeispiel für die Formel  „Low Trust = High Cost + Low Speed“ gibt, dann diesen Machtkampf zwischen einer Handvoll hochbezahlter Männer, die im Moment keinen Cent ihrer Gehälter verdienen – u.a., weil sie nicht wissen, wie man Vertrauen aufbaut.  Schlimmer noch: Sie manifestieren die alte Frage die wir in diesem Blog auch schon einmal erörtert haben, warum es die „wirklich Guten“ offenbar nie nach ganz oben schaffen?

Was sind deren Resultate? Die deutsche Wirtschaft und die Bahn verlieren über die letzten Monate Aber-Millionen an Euro – aber nicht nur das.  Das Vertrauen in die Zuverlässigkeit des deutschen Systems   im Ausland wird angekratzt und die situativen Probleme, die einfache Menschen durch das Nicht-Funktionieren einer der Hauptschlagadern der Infrastruktur in Deutschland haben, ist überhaupt nicht abzuschätzen — und alle Verantwortlichen sitzen noch auf ihren Stühlen — schwer fassbar sowas!

Punkt zwei auf der Liste:  alle hochbezahlten Akteure haben keinen Schimmer davon, wie man festgefahrene Positionen auflöst und sie gar in großartige DRITTE ALTERNATIVEN ummünzt.

Das Finden einer dritten Alternative ist furchtbar einfach – sofern man ein paar kleine Dinge vorab konsequent berücksichtigt.

Schauen wir uns diesen Prozess einmal in Gänze an und bewerten dann einmal, wie es mit diesen Faktoren bei der Causa Bahn bestellt ist.

Faktor 1:  eine Unterschiedlichkeit muss gegeben sein. Wie sollte man auf eine dritte kreative Lösung kommen, wenn alle aus dem selben „Denk“-Stall kämen?

Faktor 2:  die Bereitschaft nach einer Lösung zu suchen, die besser ist, als was beide Kampfseiten derzeit im Sinn haben.

Faktor 3:  eine neutrale Gegenüberstellung der eigenen Bedürfnisse und „Gewinne“ der beiden Parteien auflisten – ohne sie zu bewerten

Faktor 4: das gemeinsame Ziel formulieren (denn es gibt immer ein gemeinsames Ziel!)

Wenn alle 4 Faktoren erfüllt sind, kann man auf die Suche nach wirklich guten dritten Alternativen gehen!

Können Sie erkennen, welche Faktoren hier auf der Strecke bleiben?

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ALLE!

Dabei haben alle Parteien im Sinne der Kunden die PFLICHT, möglichst bald eine Lösung zu finden, die nicht in einem lausigen Kompromiss endet.

Aber wie gesagt – diese Handvoll Menschen, angefangen von Herrn Grube als Vorstandsvorsitzenden, seinem Personalchef und natürlich den Vertretern der Gewerkschaften haben nicht die Reife, diesen so wünschenswerten Pfad zu betreten. Sie verharren in starren Positionen und die Schützengräben werden immer tiefer – und je tiefer sie werden, desto größer sind die drohenden Gesichtsverluste – und diese Angst scheint immer noch mehr Wirkung zu haben, als die Schäden die faktisch verursacht werden.

Diese Männer verbrennen nicht nur jede Menge Geld. sie zerstören weiter das Vertrauen in die Qualität der Führung in deutschen Unternehmen – und das ist für mich persönlich noch der weit wichtigere Faktor.

Wenn Sie es als Führungskraft einmal anders machen wollen, dann beschäftigen Sie sich mit den Prinzipen von „echten Synergien“ und lesen dazu das Kapitel 6 aus den 7 Wegen der Effektivität oder – noch besser – gleich das ganze Buch zum Thema „Die Dritte Alternative“ von Stephen R. Covey.

Wenn jemand eine noch bessere Idee für die Lösung solcher Konflikte hat – ich wäre gespannt auf Ihren Vorschlag!

Viel Erfolg in der Woche ohne Streik!

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