…die gibt es doch eh nicht!! ….zumindest nicht in unseren Köpfen und schon gar nicht in unseren Gewohnheiten! Dabei ist es das Faszinierendste, was wir in Beziehungen erleben können.
…denn die Suche nach der Dritten Alternative wird unserer Spezies mal den Kopf retten – vorausgesetzt es setzen sich genug einflussreiche Menschen mit diesem Thema auseinander.
„Ich will meins und Du willst Deins — und wenn der eine es nicht schafft, den anderen über den Tisch zu ziehen, dann einigen wir uns wenigstens auf einen Kompromiss!“
So lautet die Formel von fast allen Auseinandersetzung in unserer Welt. Sie wird nur unterboten durch Kampf, Krieg oder — Streik – wie derzeit bei der Lufthansa oder der deutschen Bahn.
Wann immer zwei Menschen, Teams oder gar Länder mit unterschiedlichen Meinungen und Interessen aufeinander treffen — (das soll hin und wieder einmal vorkommen) – so nimmt das Schema dieser 2-Alternativen-Denke stets ihren Lauf.
Entweder wir kämpfen oder wir finden wenigstens einen Kompromiss.
Beides ist von einer dritten Alternative so weit entfernt, wie der Mond zur Erde. Dabei ist das Finden einer Dritten Alternative eines der wertvollsten Dinge, die Menschen zustande bringen können, denn sie lösen ihre Beziehungskonflikte nachhaltig.
Schaut man sich die wesentlichen Konflikte in der Welt einmal an, so leiden sie genau an dieser klassischen 2-Alternativen-Denke: Entweder Deins oder Meins.
1. Putin und die Rückkehr des Großen Reiches
Putins Haltung ist im Grunde nachvollziehbar. Sein großes Land ist geschrumpft und hinkt seit Jahren den globalen Entwicklungen hinterher. Europa und die Westmächte haben auch nichts Besseres zu tun, als ihre Ideologie bei jeder sich bietenden Gelegenheit nach Osten auszudehnen und Russland damit in Bedrängnis zu bringen. Somit stehen sich zwei Alternativen gegenüber: entweder das westliche Wertesystem, oder das Russische – und die Ukraine hängt mittendrin und wird zwischen den beiden Ideologien zerrieben. Dabei bin ich sicher, dass in diesem Konflikt eine Dritte Alternative denkbar wäre. Aber die schließt sich aus, weil keine der beiden Großmächte die Souveränität besitzt, über eine Dritte Alternative nachzudenken.
2. Israel und Palästina – oder der Beginn der großen Langeweile
Ich kann mir nicht helfen – so langsam wird es einfach nur langweilig. So lange ich denken kann, gibt es diesen unsäglichen Konflikt und gleichgültig, wer auf beiden Seiten etwas zu Sagen hat, ein Ende ist nicht in Sicht. Entweder die oder wir…. 2-Alternativen-Denken in Reinkultur – und keiner gibt nach, sondern wirft eine Rakete nach der anderen über die Grenzzäune. Es werden Menschen getötet und die Gegenseite jubelt. Dabei wäre die Dritte Alternative sicher möglich. Vielleicht wäre es z.B. einfach ein gemeinsamer Staat namens Abrahamian möglich – also eine Rückbesinnung auf ihre gemeinsamen Wurzeln: ihr gemeinsamer Stammvater Abraham. Sicher – ein abenteuerlicher Gedanke – aber warum auch nicht. Solange beide Seiten aber denken „entweder die oder wir“, solange kommt da nichts heraus.
3. IS – oder die Barbarei im 21. Jahrhundert
Was im Nahen Osten mit dem IS passiert, ist im Grunde auch nichts anderes, als der Ausdruck der 2-Alternativen-Denke: Entweder der Islam oder die Vernichtung! Alle „nicht-Gläubigen“ müssen daran glauben. Und der Westen kämpft mit seiner eigenen Ideologie munter dagegen. Wohl wissend, dass immer weniger Menschen wirklich scharf auf die Ausprägungen der westlichen Win-Lose-Wirtschafts-Gesellschaft sind. Jedenfalls wird das in diesem Konfliktgebiet mit der Dritten-Alternative-Denke nicht so schnell was werden.
4. Die Streiks der Bundesbahn und der Lufthansa – oder – ich dachte, wir wären schon weiter…
Als der GDL-Boss vor die Mikrophone trat und verkündete, die Forderungen seiner Gewerkschaft seien „nicht-verhandelbar“, da war mir klar, dass wir uns in Wahrheit in Bezug auf die Entwicklung unserer Gesellschaft immer noch in der Steinzeit befinden!
Nicht verhandelbar! Das ist so ähnlich unsinnig, wie Merkel’s Begriff der „Alternativlosigkeit“. In Wahrheit ist es einfach nur ein Armutszeugnis und ein Ausdruck der großen Unreife von uns Menschen.
Denn in Wahrheit kann man sich immer auf die Suche nach der Dritten Alternative begeben – eine Partei muss es wenigstens wollen und muss der anderen Partei nur folgende Zauberfrage stellen: „Wären Sie bereit über eine Lösung nachzudenken, die vielleicht besser ist, als das was wir beide derzeit im Sinn haben?“
Haben Sie diese Frage in Ihrem Leben schon einmal gestellt bekommen? Ich jedenfalls nicht und ich wundere mich eigentlich, warum nicht.
Aber der Grund hierfür liegt natürlich auf der Hand: kaum einer von uns ist in solchen kooperativen Prinzipien groß geworden oder hat sie beigebracht bekommen. Wir sind zu schnell in Konkurrenz- und damit in Kampfhaltungen.
Ich habe über zehn Jahre in großer Partnerschaft für ein bedeutendes österreichisches Unternehmen gearbeitet. Mit meinem Projektteam befanden wir uns seit drei Monaten in einem neuen Projekt und mit dem operativen Management waren die Konditionen per Handschlag vereinbart gewesen – eine schriftliche Bestellung stand aber noch aus – doch das sollte reine Formsache sein. Dann trat ein neuer Manager der Einkaufsabteilung auf den Plan, setzte sich mir gegenüber und verkündete mir trocken: „Herr Maron, entweder Sie reduzieren Ihre Tagessätze um 50% oder sie können die Bezahlung der Arbeit der ersten drei Monate im Projekt in den Wind schreiben!“
Es ist nicht schwer auszumalen, dass am Ende nur ein furchtbarer Kompromiss zustande kam.
Henry Kissinger hatte es einmal so formuliert: „Woran erkennt man einen guten Kompromiss? Indem, dass beide Parteien hinterher gleich unzufrieden sind!“
Ich habe Jahrzehnte lang viel von Kompromissen gehalten und ich weiß, dass das immer noch viele Menschen tun. Doch das ist verkehrt!
Kompromisse werden deshalb geschätzt, weil wir bei der Konflikt- und Lösungsuche immer nur die 2-Alternativen-Denke praktizieren. Mit dieser Denke ist maximal ein Kompromiss möglich – und der ist im Grunde immer unbefriedigend!
Gibt es etwas Besseres?
Sicher – eben die dritte Alternative – oder anders ausgedrückt – eine synergetische Lösung: 1 + 1 = 25.
In England starb einmal ein Unternehmer eines kleinen mittelständischen Unternehmens. Die Witwe – so um die 60 – wollte das Unternehmen verkaufen – für 8 Mio Pfund. Es gab genau einen Interessenten. Der wollte jedoch nur 6 Mio dafür bezahlen. Man verhandelte und kam noch nicht einmal zu einem Kompromiss (z.B. 7 Mio).
Den Rechtsanwalt ließ dieses enttäuschende Verhandlungsergebnis nicht in Ruhe und er fuhr zwei Wochen später zu der alten Dame nach Hause. Er meinte, er könne nicht richtig nachvollziehen, warum sie so auf die 8 Mio beharrte. In diesem Moment fasste sie offenbar etwas Vertrauen zu dem Mann und offenbarte ihre wahre Absicht: sie hatte es sich genau ausgerechnet. Sie hatte x Kinder und y Enkelkinder und wenn sie mal starb, wollte sie eine bestimmte Summe an alle vererben.
Der Rechtsanwalt bedankte sich für ihre Offenheit und nach weiteren zwei Wochen war der Firmenverkauf erfolgreich über die Bühne gegangen und zwar mit einer Dritten Alternative. (überlegen Sie mal, ob sie Ihnen einfällt. Die echte Lösung erfahren Sie am Ende des Artikels)
Die Dritten Alternativen zeichnen sich dadurch aus, dass beide Parteien hinterher happy sind und sich ihre Beziehung verbessert oder stabilisiert hat. Die gemeinsame Suche nach einer Dritten Alternative baut Vertrauen auf – den wichtigsten Wert in unserer Zeit überhaupt!
Bevor Sie also mal wieder in den nächsten Wochen mit einer x-belieben Person (beruflich wie privat) vor einer 2-Alternativen-Situation stehen („Entweder Deins oder Meins“), dann fragen Sie doch einfach mal, ob Ihr Gegenüber mit Ihnen zusammen über eine neue Dritte Alternative sprechen möchte.
Wenn Sie ein „Ja“ ernten, dann befinden Sie sich auf einer kreativen und spannenden Reise, die alles verändern wird!