Pleasure Points 2015 —- eine gute Idee wie ich finde…

Die Idee begann mit einer Begegnung.

Peter Fraenkel ist ein besonderer Mensch. Peter Fraenkel zeigt mal wieder deutlich, wie individuell man sein Leben gestalten kann – vorausgesetzt, man hat den Mut dazu.

Der Mann war einmal professioneller Jazz-Schlagzeuger in den USA und ist heute ein sehr erfolgreicher Paar-Therapeut in Manhattan! Was ein Wandel!   „I have a lot to do“, war einer seiner ersten Sätze damals.

Ich traf Peter anlässlich einer Trainer-Veranstaltung. Er war auf Besuch bei unserer Geschäftsführerin und sie lud ihn zu einem Kurzvortrag ein, der mir bis heute in Erinnerung geblieben ist.

Der Mann ist sehr kreativ darin, praktische Lösungen für Beziehungsprobleme zu finden und anzuwenden.  Ein Thema, das mich schon immer interessiert hat….

So sprach er zu Beginn von der sogenannten „Dekompressions-Kammer“ die man als Paar immer dann zur Anwendung bringt, wenn der Übergang zwischen Privat- und Berufs-Leben zu Konflikten führt. Also klassisch:  er kommt erschossen nach Hause und will seine Ruhe haben, während sie ihm gerne über ihren Tag mit den Kindern berichten würde. Hier kommt dann die Dekompressions-Kammer zur Anwendung!   Das Prinzip ist simpel aber sicher effektiv:  beide Partner schreiben unabhängig voneinander auf, was ihnen in dieser Phase des Tages wichtig ist.  Danach sprechen sie gemeinsam darüber und erstellen eine echte schriftliche Vereinbarung, wie sie mit der Zeit umgehen.  Beispiel:  er kommt und sie lässt ihn erst mal völlig in Ruhe, während er sich z.B. auf die Couch legt und die Zeitung liest etc.  Nach einer Weile ist aber für ihn klar, dass er sich zu ihr in die Küche setzt und sich mit ihr über ihren Tag unterhält.   So funktioniert Peter’s „Dekompressions“-Kammer – ein Instrument zum Ausgleich von Druck – also auch ein Instrument zum Ausgleich von Spannungen.

Seine zweite Erfindung halte ich für noch spannender:  die „60-Seconds-Pleasure-Points“.

Dahinter steckt, dass Peter bei den heutigen modernen Paaren mit einem Mythos aufräumt!!  Dieser Mythos, dem die meisten von uns immer noch nachhängen, lautet:

„Es werden sich schon genug Gelegenheiten ergeben, an denen beide Partner GLEICHZEITIG   ZEIT, – UND LUST haben, etwas miteinander zu unternehmen.“

Dieser Satz hatte bei mir lange nachgehallt und ich denke, er hat Recht. Für eine funktionierende Partnerschaft ist es unabdingbar, dass man Zeit miteinander verbringt und zwar weniger zusammen mit Kindern (Elternrolle) oder Freunden (Freundesrolle) – sondern wirklich so, wie man es zu Beginn der Beziehung während der Verliebtsein-Phase  völlig automatisch gemacht hat.  Nur wir beide und zwar konzentriert und mit viel Aufmerksamkeit….

Und irgendwie ist jeder so in seinem eigenen Alltagstrott gefangen und man hofft darauf, dass es schon genug Gelegenheiten geben wird, an denen man gleichzeitig Zeit und Lust hat miteinander etwas zu unternehmen…..      Falsch gedacht!

So entzaubert Peter bei seinen Klienten zunächst einmal diesen Mythos und nachdem er beide auf dem Boden der Tatsachen hat, richtet er sie wieder auf mit…..     den „60-seconds-pleasure-points“!

Das geht so:  Beide Partner nehmen sich unabhängig voneinander ein weißes Blatt Papier und jeder schreibt Ideen auf zu :  „was machen wir beide gemeinsam gern und dauert nicht länger als 60 Sekunden?“

Diese Frage klingt zunächst abstrus – aber – die Frage ist clever.

Er berichtete, wie seine Klienten zunächst zögern und sie eine ganze Weile brauchen, bis der erste Vorschlag auf dem Papier landet.  Aber dann beginnt es zu fließen und auf den Listen tauchen Dinge auf wie…

  • „wir lieben es, am Morgen kurz in den Garten zu gehen und an Blumen zu riechen“ (ein altes Ehepaar)
  • „wir lieben es, morgens gemeinsam unseren Chihuahua anzuziehen“ (ein völlig abgedrehtes Punker-Pärchen)
  • „auch wenn ich auf Reisen bin, so beende ich keinen Tag, ohne meiner Frau wenigstens am Telefon einen Kuss zu geben“

Natürlich halten sich die Ideen nie ganz exakt an die 60 Sekunden – schließlich ist dies ja nur ein entwaffnender Trick:   der Hauptgrund, warum die Zeitspannen, in denen wir gemeinsam Zeit und Lust auf eine gemeinsame Zeit haben, sich praktisch im Nichts auflösen, liegt in unserem voll gepackten Alltagsleben .  Man hat nie Zeit dafür.  Aber es gibt Null-Ausreden dafür, dass man nicht wenigstens 60 Sekunden für eine gemeinsame Aktivität aufbringen kann. Das ist einfach entwaffnend und fokussiert die Beziehungspartner wieder auf das Wesentliche – auch wenn es nur eine kurze gemeinsame Zeitspanne ist. Aber es ist besser als nichts!

Ich finde die Idee der „60-seconds-pleasure points“ nach wie vor großartig und habe sie in der Arbeit mit meinen Klienten weiterentwickelt.

Gerade die jetzige Weihnachts- und Neujahr-Zeit eignet sich sehr gut dafür, in sich zu gehen und die wichtigen Dinge im Leben versuchen zu planen und zu verankern.

Man kann zwei schöne Pläne für sich entwerfen:

  1. Plan 1:  für mich selbst
  2. Plan 2: der Plan mit meinem Partner

Die Fragen die man sich hierfür einfach stellt, sind praktisch identisch. Sie unterscheiden sich nur darin, auf wen es sich bezieht.

Hier die Fragen im Detail:

1. Der Plan für mich!

a) Pleasure-Points am Tag:   was tue ich gerne für mich und dauert nicht länger als 10 Minuten?  (bei mir: ein oder zwei Lieder am Klavier spielen)
b) Pleasure-Points in der Woche:  was tue ich gerne für mich und dauert nicht länger als 3 Stunden?  (bei mir: einen schönen Spaziergang machen und sinnieren)
c) Pleasure-Points im Monat:  was tue ich gerne für mich und dauert nicht länger als 1 Tag?  (bei mir: ein Tag in den Bergen, allein oder mit Freunden)
d) Pleasure-Points im Jahr:  was tue ich gerne für mich und dauert nicht länger als 3 Tage?  (bei mir:  eine Städtereise mit einem Konzert)

2. Der Plan für uns!

a) Pleasure-Points am Tag:   was tun wir beide gerne zusammen und dauert nicht länger als 10 Minuten?
b) Pleasure-Points in der Woche:  was tun wir beide gerne zusammen und dauert nicht länger als 3 Stunden?
c) Pleasure-Points im Monat:  was tun wir beide gerne zusammen und dauert nicht länger als 1 Tag?
d) Pleasure-Points im Jahr:  was tun wir beide gerne zusammen und dauert nicht länger als 3 Tage?

Gerade der Prozess mit dem Partner ist aufregend. Sobald man eine Brainstorming-Liste zusammen hat, fischt man sich die wirklich besten Ideen heraus und plant sie konsequent in sein Leben ein.

So hat man IMMER etwas, worauf man sich am Tag/in der Woche/im Monat/im Jahr freut und was die Chance hat, nicht im Alltag unterzugehen.

Danke an Peter Fraenkel und Alexandra für die schöne Anregung damals….

Damit wünsche ich allen meinen Lesern einen Guten Rutsch ins Neue Jahr!!