„Ein Meeting ist dann gelungen, wenn die Teilnehmer mit mehr Energie herausgehen, als sie hineingingen“. Was glauben Sie, auf wie viel Prozent unserer alltäglichen Meeting-Schlacht diese Aussage zutrifft?
Manchmal wünschte ich mir einen reinen Kostenzähler am Türeingang. Da ist dann ein Display und das zählt pro Minute die Kosten dieses Meetings in Euro gnadenlos auf. Am Ende beim Hinausgehen würde es für eine Weile betroffene Gesichter geben. Denn wer nicht völlig abgestumpft ist weiß, dass das aktuelle Meeting wieder weit weniger gebracht hat, als die zeitliche – und damit natürlich auch geldwerte – Investition der letzten Minuten und Stunden.
Ich kenne kaum jemanden, der nicht unter der Zahl und der Qualität der vielen, vielen Meetings leidet.
Wer ist schuld? …
Immer der, der einlädt.
Aber wer ist nun schuld? Natürlich wir alle! Oder will hier jetzt gerade irgend jemand behaupten, dass er beim Thema der Meeting-Qualität ausnahmslos professionell ist?
Es gibt viele Arten der Meetings – und heute geht es mir nur um die berühmten Jour-Fixe – also die Dauerbrenner im Wochenrhythmus. Also genau die Meetings, bei denen die meisten von uns schon die Augen verdrehen, wenn sie nur daran denken.
Warum sind wir in der Gestaltung von guten Meetings so schwach?
Wenn ich diese Frage stelle, bekomme ich als erstes zu hören: „Keine Zeit es vernünftig vorzubereiten„.
Und schon tricksen wir uns selbst wieder aus. Wieder muss diese arme Zeit herhalten, die so ziemlich an allem schuld ist (neben den stets fehlenden Personalressourcen) was so gar nicht gut läuft in unserem Geschäft.
Der wahre Grund ist: wir haben es nie gelernt und nie wirklich gut erfahren. Wir haben nicht den leisesten Schimmer davon, wie so ein Jour-Fix auch so ablaufen kann, dass man gerne hingeht und mit mehr Power rausgeht als man hinein gegangen ist.
Wir haben in unserer Laufbahn so gut wie niemanden von unseren Bossen oder anderen Führungskräften und Projektleitern getroffen, die uns wirklich gute Vorbilder waren.
Also können wir es auch selbst nicht besser. Und da wir uns nach einem eigenen Jour-Fix genauso fühlen wie sonst bei anderen auch, halten wir das alles für völlig normal und für ein notwendiges Übel.
Wie schade!
Ich selber hatte nie ein gutes Vorbild in der Gestaltung regelmäßiger Jour-Fixe und ich musste mir selbst aus vielen Erfahrungsberichten und Lektüren ein Setup gestalten, das diesem neuen Gedanken „wie gehen die Leute nach dem Jour-Fix mit mehr Energie hinaus als sie hineingegangen sind“ auch nur einigermaßen annähernd gerecht wird.
Dabei sollte man sich ein paar einfach Fragen im Vorfeld stellen:
- Für wen ist das Meeting eigentlich – für mich als Boss oder für meine Mannschaft?
- Was brauche ich selbst aus dem Meeting und was brauchen meine Leute, damit sie mit mehr Energie hinausgehen?
Der erste Fehler besteht schon darin, dass ein Jour-Fix eigentlich nur für die Führungskraft da ist. Man setzt sich rein, lässt sich berichten und saugt förmlich einen der Teammitglieder nach dem anderen einfach aus. „Na Herr Schuster, erzählen Sie mal….“ oder „was gibt’s Neues?“ oder „Heinz, wie läuft das Projekt xy?“. Eine wilde Gemengelage aus mehr oder weniger erprobten Standard-Fragen ohne klare Konturen.
Diese Meetings sind meist lausig vorbereitet – und wenn sie überhaupt protokolliert werden, so spielt bei 90% der Sitzungen das Protokoll der letzten Woche im aktuellen Jour-Fix schon keine Rolle mehr. Manager scheinen das Repetieren und das Nachhalten der Ergebnisse und Beschlüsse der Vorwoche zu hassen wie die Pest! Warum eigentlich?
Hier also schon mal der zentrale Tipp für Ihre Jour-Fix Meetings dieser Woche:
Beantworten Sie sich die zwei zentralen Fragen überhaupt:
- Was brauche ich selbst aus dem Meeting und was brauchen meine Leute, damit sie und ich mit mehr Energie hinausgehen?
- Wie bereite ich uns alle so darauf vor, damit es auch passiert?
Wie hat die bekannte Chirurgin Fiona Wood – mehrfach gewählt zu „Australia’s most trusted citizen“ – einmal gesagt: „I truly believe that everyday we go to work, we should be looking for opportunities to improve the outcome. So that tomorrow is a better day. The day that you think „that is as good as it gets“ is your retirement day.“
Jetzt wünsche ich Ihnen wenigstens ein paar mehr glücklichere Gesichter nach Ihren Jour-Fix-Meetings als zuletzt. Ihre Leute werden es Ihnen danken und bessere Ergebnisse liefern.