Letzter Freitag war ein ungewöhnlicher Tag! Ich habe den ganzen Tag von morgens bis abends auf Phoenix den Livebericht über den CDU-Parteitag verfolgt. Warum nur?
Das hat natürlich etwas mit Führung zu tun. Denn zum einen verlässt die Parteichefin nach 18 Jahre Regentschaft die Brücke und zum anderen steht die Frage für 1001 Delegierte im Raum: wen wählen wir zu unseren neuen Führungsfigur, die uns in eine erfolgreiche Zukunft führen kann?
Diese Frage ist nicht nur sentimentaler Natur. Uns muss allen klar sein, dass den meisten der Delegierten die Hose auch näher ist als die Jacke ist und ihre eigenen Karrieren auf dem Spiel stehen. Gelingt es der neuen Vorsitzenden nicht, den Abwärtstrend für die Volksparteien bei den Wahlen nicht aufzuhalten, verlieren massenweise der Delegierten ihren gutdotierend Job.
Also – das war wirklich in spannender Tag für mich und ich muss sagen , er hat mich nicht enttäuscht.
Selten bekommt mein einen offenen Prozess geboten, bei dem es direkt und messbar darum ging: wem von den drei Kandidaten wird das meiste Vertrauen geschenkt, die Organisation in eine gute Zukunft zu führen? Kein Geschacher in den Hinterzimmern der Macht – ein echter Wettbewerb der Positionen und der Vertrauenswürdigkeit. Großartig!
Aber wie kann es nur sein, dass man kein eindeutigeres Ergebnis erhalten hat als 51:49? Wie kann man so unterschiedlicher Meinung sein, wer besser ist für die Zukunft – gleichwohl die Zielsetzung immer dieselbe ist: “wir bleiben die mit Abstand stärkste Volkspartei und wir wollen wieder bei 40% Zustimmung bei den nächsten Bundestagswahlen liegen!”
Selten, dass eine Organisation ein so klares Ziel vor Augen hat an dem sich alle ausrichten können!
Nur über den Weg ist man sich mal wieder nicht einig – der Weg durch die Mitte oder sich eher mit den Rändern beschäftigen und “konservativer” werden? Und damit sind wir bei einer der schwierigsten Führungsdisziplinen: die richtige Strategie wählen und umsetzen!
Was mir bei beiden Kandidaten gefehlt hat, ist der konkrete Plan, wie man die 40% den jemals wieder erreichen wird. Ich glaube auch nicht, dass dieser existiert und man ihn nur nicht kommuniziert, um dem politischen Gegner keine Angriffsflächen zu bieten.
Der dritte im Bunde – Jens Spahn – hat mir bei seiner Schlussrede auf dem Parteitag in sofern imponiert, als dass er ein schönes Bild von 2040 gemalt hat – das war transparent und anziehend – aber auch bei ihm hat der Plan gefehlt.
Annegret Kramp-Karrenbauer hat auf ihre persönliche Glaubwürdigkeit gesetzt: sie hat ihren “Track Record” mit ihren vielen Ämtern und Wahlerfolgen der Vergangenheit ins Feld geführt und sie hat auf ihren “guten” Charakter der Integrität und der Absicht gesetzt, alles zum Wohle der Partei unternehmen zu wollen. Eine konkrete Strategie konnte sie nicht liefern.
Friedrich Merz hat darauf gesetzt, dass die Delegierten ihn als Anführer wählen, weil er es ist, der die globalen Herausforderungen durchblickt und gewillt ist, ihnen allen die Stirn zu bieten. Nach dem Motto: “lasst jetzt mal den Kuschelkurs der Frauen beiseite – hier stehen ganz anderen Anforderungen im Raum und die müssen mit klarer Kante angegangen werden”. Aber auch ihm fehlte im Grunde der genaue Plan.
Und so bleiben letztlich nur Glaubensfragen übrig, um eine so wichtige Entscheidung nach der richtigen Führungsfigur zu treffen – und das ist eher bedauerlich und zeugt davon, dass allen dreien die Fähigkeit für eine großartige Führungskraft eher abgeht.
Ohne Strategie bleibt nur Hoffnung und das ist mir ehrlich gesagt zu wenig!
Letztlich glaube ich persönlich, dass die Wahl für AKK für die Partei die Bessere war, denn am Ende geht es bei den nächsten Bundestagswahlen wieder nur darum, in mehr als 40% der Köpfe der Bundesbürger die zur Wahl gehen die Überzeugung zu verankern, dass die CDU die wichtigsten Lebensmotive dieser 40% am besten unterstützen kann. Hier traue ich AKK die meiste Kompetenz zu, gut zuzuhören und die richtigen Konzepte zu formulieren.
Ich bin überzeugt, dass sie keine Mini-Merkel ist, sondern sogar die bessere Merkel wird.
Ihren Weg zu beobachten bleibt jedenfalls nicht nur spannend – sondern für uns als Deutsche auch extrem relevant!