Ein Wort über Götter….

Gottheiten sind seit je her für uns Menschen eine Führungsinstanz. Da oben gibt es jemanden, der irgendwie alles regelt und bestimmt. Wir hier unten müssen uns den Gottheiten beugen und tun was diese für angebracht halten.

Die Griechen haben das besonders toll getrieben und haben daraus gar einen ganzen Pantheon gebildet – für jede Lebenslage einen eigenen Gott der verehrt wurde.

Wir sind mittlerweile alle etwas pragmatischer unterwegs und für viele Gläubige reicht schon der EINE.

Wir wissen auch, dass viele von uns an den überirdischen Schöpfer leider nicht so recht glauben können und haben sich schon lange vom religiösen Betrieb abgewendet.
Haben diese Menschen deshalb trotzdem keine Götter in ihrem Leben?

Aber wohl.  Es gibt auch irdische Götter, denen alles geglaubt wird und nach denen sich gerichtet wird.

Am bekanntesten sind die „Götter in Weiß“.  Nach wie vor schweben sie durch die Flure und viele der Erdbewohner werden seltsam scheu in ihrer Gegenwart.

Gott sei Dank  – (jetzt muss ich selbst über die Floskel schmunzeln) – werden diese Götter in Weiß auch etwas entzaubert und entmystifiziert.  Das sind Menschen wie Du und ich.  Sie haben sich nur einer sehr wichtigen Passion verschrieben:  Menschen gesund zu machen.  Und dafür haben sie sich eine Menge Handwerkszeug über die Ausbildungsjahre angeeignet.  Mehr ist es leider nicht.
Nach all den Jahren kann man wohl sagen, auch für sie gilt die Regel: einige echte Nieten, eine Heerschar von Mittelmaß und ein paar ganz wenig echt Gute, die nicht nur fachlich top sind, sondern auch den Grad von Menschlichkeit und Einfühlsamkeit aufweisen, die für eine völlige Vertrauenswürdigkeit notwendig sind.

Aber heute möchte ich noch zu einer ganz anderen Sparte von irdischen Gottheiten zu sprechen kommen:  unsere Top-Manager!

Den ersten Gott den ich in meiner Laufbahn kennenlernen durfte war Hajo Neukirchen. Damals CEO von KHD, dem leider abgewirtschafteten deutschen Fahrzeug- und Motorenhersteller aus Köln.

Für diesen Gott gab es sogar einen eigenen Aufzug, welcher direkt in sein Büro – natürlich  im obersten Stockwerk – führte.

Götter leben gern im Himmel.  Von dort oben sieht man die Welt offenbar anders.  Jedenfalls fühlen sich Top-Manager dort oben irgendwie wohler.

Abgeschirmt von Sicherheitsschleusen und doppelt besetzten Schutzwällen von Assistentinnen.

Hajo Neukirchen war unnahbar, autokratisch, gefürchtet und stets bestrebt in den deutschen Manager-Pantheon aufgenommen zu werden.

In jüngster Zeit macht ein weiterer Gott von sich reden:  Thomas Middelhoff – ex Bertelsmann Manager – ex Karstadt/Arcandor CEO.

Derzeit steht dieses Über-Wesen vor Gericht. Ich habe schon längst den Überblick verloren, wer ihm hier alles am Zeug flicken will. Der Staatsanwalt, Fr. Schickedanz die ihm vertraut hat und über ihn ihr gesamtes Vermögen verloren hat, Roland Berger, Banken, ehemalige Geschäftspartner und und und.

Götter fliegen auch gerne und so hat es sich Thomas Middelhoff wohl auch nicht nehmen lassen, häufig den Firmenjet und gar Hubschrauber für die morgendlichen Fahrten zum Arbeitsplatz in Essen einzusetzen.  Für ihn als Gott war es nicht zumutbar, sich von seinem Chauffeur durch den Stau manövrieren zu lassen – schließlich wird ein „Kapitän bei schwerer See auf der Brücke benötigt“ (Originalton Thomas Middelhoff!!!)
Witzig ist auch, dass selbst seine ehemalige Chefsekretärin vor Gericht die Worte benutzte. Zitat Spiegel Online vom Juni 2014:  Letztlich habe die Entscheidung, ob ein Flug Arcandor in Rechnung gestellt oder vom Konzernchef selbst bezahlt wurde, Middelhoff getroffen. „Ich habe mich nie als Controllerin meines Chefs gesehen“, sagte die Sekretärin. Seine Entscheidung habe sie als „gottgegeben“ hingenommen.

Ich weiß nicht, wie viel Gottes-ähnliche Wesen in den Führungsetagen der Unternehmen stecken.  Sie sind mir allesamt suspekt, weil ich ihnen nie den ehrlichen Einsatz für ihr Unternehmen abnehme.  Sie sind immer in erster Linie in eigener Mission unterwegs.  Ob diese Management-Götter heute bei Siemens, OMV, VW, Rheinmetall, eon oder anderen Unternehmen unterwegs sind ist eigentlich gleichgültig.  Diese Menschen – wirklich leider meist Männer, gleichwohl gerade in den USA einige Frauen wie Meg Whitman bei HP oder Marissa Mayer von Yahoo kräftig mit selben Habitus aufschließen, können einfach alles.  Sie trauen sich einfach jede noch so schwierige Aufgabe zu und für diesen unerschütterlichen Glauben werden sie doch tatsächlich von hilflosen Aufsichtsräten für hohes Gehalt eingestellt.

Achtung Einwurf:  ich rede hier nicht von Leuten wie Wolfgang Reitzle (Linde), Norbert Reithofer (BMW), Götz W. Werner (dm-Märkte) und vielen, vielen anderen, denen Charakter und Kompetenz einfach wichtiger sind, als Glanz, Image und Ehrfurcht von anderen.   Die genannten sind für mich auch keine Götter.  Das sind einfach kompetente und vertrauenswürdige Menschen die sich in den Dienst der Sache stellen und ihre Talente zur Führung für das Wohl des Unternehmens und damit der Gesellschaft einsetzen.

Meine beschriebenen „Götter“ wie Middelhoff, Neukirchen oder auch mein spezieller Freund „Hartmut“ (gerade in Berlin wieder auf Crashkurs) sind einfach auf einem anderen Kurs unterwegs.

Wünsche ich mir eine Welt mit weniger Göttern?  Auf jeden Fall!

Sind Sie selbst Führungskraft? Haben Sie sich schon etwas gotthaftes angewöhnt? Sind Sie bitte ehrlich…

Für alle die sich da nicht so sicher sind, empfehle ich heute ein spannendes Buch von Marshall Goldsmith  „Was Sie hierher gebracht hat, wird Sie nicht weiter bringen“

Jetzt wünsche ich Ihnen, dass Sie wenig Götter ertragen müssen und nicht selbst zu einem werden…

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