Die Kunst mit Reizen umzugehen……

Diese Woche las ich im jüngsten Spiegel wirklich erschütternde Berichte von Krankenpflegern, Notärzten, Feuerwehrleuten, Call-Center Mitarbeiterinnen über die Art und Weise, wie schnell und wie oft sie für ihre Arbeit ohne Vorwarnung von anderen Menschen beleidigt oder gar tätlich angegriffen werden.

Eine Notarztmannschaft wird von einem gutsituierten BMW-Fahrer auf übelste Weise beschimpft, weil der Notarztwagen für den Einsatz bei einer Frau mit Herzinfarkt die Fahrbahn soweit blockierte, dass er nicht vorbeikam. Nachbarn waren kurz davor die Polizei zu holen, so sehr tobte dieser Mensch. PS: die Frau konnte gerettet werden.

Bahnbedienstete bleiben in den ersten Minuten nach einer Durchsage über Zugverspätungen vorsichtshalber in ihren Kabinen. Praktisch kein Schaffner, welcher nicht bereits von Reisenden auf unflätigste Art beschimpft oder gar tätlich angegriffen worden ist.

Und alle Betroffenen berichten davon, dass die Tendenz zunimmt.

Volkes Zorn wächst!

Verroht unsere Gesellschaft? Immer mehr Studien und viele Aussagen von Psychologen scheinen das zu bestätigen.

Vor über zehn Jahren unterhielt ich mich mit einem Psychologen über die „7 Wege zur Effektivität“. Seine Grundmeinung war zusammengefasst: „Mir gefällt dieser Ansatz sehr, allerdings befürchte ich, dass er insofern etwas Idealistisches hat, weil über 80% der Menschen über den Weg 1 (pro-aktiv sein) nicht hinauskommen!“

Mir erschien diese Aussage damals zu kühn, doch muss ich mittlerweile feststellen, dass die Bedeutung des allerersten Weges aus meiner Sicht immer mehr wächst.

Früher war für mich das Reiz-Reaktion-Prinzip eher eine Selbstverständlichkeit und ich sah die Themen „Das Wichtigste zuerst“ oder „Synergien schaffen“ als die eigentlichen Hürden zu einem dauerhaften Erfolg und Zufriedenheit an. Aber je älter ich werde merke ich, es ist der Umgang mit externen Reizen, bei dem irgendwie alles anfängt.

Reize haben wir ständig um uns herum. Gemeint sind damit all die Einflüsse, die uns emotional aufwühlen, weil irgendetwas nicht so läuft, wie wir uns das vorgestellt haben. (Denken Sie an den BMW-Fahrer)

Der Reiz ist da (Zug hat Verspätung, Fahrbahn gesperrt, Hilfe vom Call center kann nicht adhoc erledigt werden, irgend eine E-Mail ärgert uns…. etc.) und die negativen Gefühle kochen hoch…… soweit noch alles normal….. schließlich sind wir Menschen mit Empfindungen und keine seelenlose Roboter.

Entscheidend ist aber, wie man nach Eintreffen des Reizes nun handelt – und hier gibt es wohl zwei große Alternativen: 1. Man handelt noch während der Emotion oder 2. man wartet mit dem Handeln, bis die Emotion abgekühlt ist und entscheidet dann in Ruhe über die nächste Aktion (vielleicht reagiert man dann auch gar nicht….)

Dies setzt voraus, dass es zwischen Reiz und Reaktion einen Raum gibt, in dem man die Wahl hat. Wir wissen mittlerweile, dass das Prinzip der freien Wahl überhaupt in Zweifel gezogen wird und zumindest ein Großteil der Entscheidungen vom Gehirn automatisch ablaufen.

Dennoch glaube ich daran, dass man in vielen Situationen nach Eintreffen des Reizes die berühmte „Pausentaste“ drücken kann und mit der Handlung abwartet. Dann steht man nämlich in der Straße mit seinem BMW, muss zu einem dringenden Termin (man ist vermutlich mal wieder zu spät losgefahren) und jetzt blockiert dieser Notarztwagen die Durchfahrt. Könnte der BMW-Fahrer auch nach einer kurzen Gefühlswallung nicht innerlich die Pausentaste drücken und sich den Gesamtkontext der Situation vergegenwärtigen? Was würde sich dann verändern, wenn er mit etwas mehr Ruhe seine Situation mit der eines totkranken Mitmenschen ins Verhältnis setzt?

Wir können das natürlich nicht beantworten, weil Menschen entscheiden wie sie entscheiden – aber soweit das möglich ist, halte ich es für absolut relevant und notwendig, dass das Prinzip der „Pausentaste“ den Menschen wieder näher gebracht wird und sie sie wieder häufiger einsetzen.

Natürlich geht das Problem tiefer, denn man muss sich letztlich fragen: was veranlasst eine so hochentwickelte Gesellschaft wie die unsrige so dünnhäutig und empfindlich zu werden?  War das nicht der Plan, sich soweit von den Mindestanforderungen für das Überleben zu entfernen, dass man in Ruhe seiner Bestimmung nachgehen kann?

Haben Sie nicht auch den Eindruck, dass die Menschen um Sie herum immer häufiger jammern und über ihr Leid klagen? Wird nicht schneller nach einem Richter oder einer Instanz gerufen, um für Ordnung zu sorgen?

Meine persönliche Meinung ist, dass die Empfindlichkeit daher rührt, dass wir mittlerweile sehr wohl wahrnehmen, wie hoch wir als Gesellschaft bereits gestiegen sind und das Gefühl der Stagnation (wohin sollte man sich auch noch hinentwickeln…) uns langsam in Unruhe oder gar Angst versetzt.

Wir haben viel zu verlieren. Niemand garantiert uns irgendetwas mehr. Die Versprechen der Politik greifen nicht mehr („die Renten sind sicher“). Es herrscht das Gefühl der Zerbrechlichkeit.

Möglicherweise liegen die Ursachen für die Reizbarkeit noch tiefer, aber ich denke, mit diesem Ansatz kommt man schon sehr weit.

Was kann man also tun, um sich von dieser Aufgeregtheit nicht anstecken zu lassen?
Mein Tipp: Weg 7 täglich in der Früh anwenden: Die Säge zu schärfen. Ein wenig für den Körper tun, eine Kleinigkeit lesen, seine Liebsten bewusst wahrnehmen und mit ihnen konzentriert interagieren und eine kurze sprituelle Tagesplanung machen.

Ich könnte wetten, dass unser lieber erwähnter BMW-Fahrer sich völlig anders verhalten würde…..

Das Schicksal von Gerry Weber – Micromanagement Teil 2

Ich lese aufmerksam Geschichten über das Schicksal von Unternehmen. Ich habe eine besondere Beziehung zu diesen Institutionen, denn sie befriedigen Bedürfnisse von Menschen und liefern die Steuereinnahmen, die für die gesunde Entwicklung einer Nation relevant sind.

Rund um die Stadt Halle in Westfalen wird es bald viele traurige Menschen geben, denn das örtliche Unternehmes-Flagschiff – Gerry Weber – hat Insolvenz angemeldet. Was soll nun werden aus dem Standort, dem übergroßen Logistikzentrum, den vielen Dienstleistungseinrichtungen die von der Firma gelebt haben, dem weltweit beachteten Vorbereitungstennisturnier für Wimbledon?

Noch ist die Sache nicht entschieden, doch man weiß bereits eine Menge über die Umstände des Niedergangs des deutschen Modehauses. Und im Zentrum steht der Patriarch – wie sollte es auch anders sein – namens Gerhard Weber.

Er gründete als typischer deutscher Unternehmer sein erstes Modegeschäft in den 80er Jahren, entwarf stilvolle Frauenmode und legte mit der Verpflichtung von Steffi Graf seinen ersten – und letztlich größten – Marketing-Coup auf die Bretter der deutschen Wirtschaft.

Ich finde den Aufstieg von Unternehmen faszinierend – aber noch faszinierender finde ich es, wenn der Aufstieg in einen dauerhaften Erfolg umgemünzt werden kann. Dies ist Gerard Weber wohl nicht gelungen.

Letztlich lassen sich hier für unser Forum zwei Dinge lernen:

1. „Ohne Gerhard geht es nicht“

Kann man den Insiderberichten glauben, dann ging ohne Gerhard Weber im Unternehmen gar nichts. Überall mischte er sich in das operative Geschehen ein und gilt somit auch als ein Paradebeispiel für das Thema „Micromanagement“. Diese Sorte Führungskräfte gefallen sich in dem Gefühl, dass sie die wichtigste Rolle im Gelingen des Unternehmens darstellen. Keine relevante Entscheidung ohne ihr Zutun. Immer und überall gleichzeitig auftauchen und nach dem Rechten sehen. Zwar zog er sich in den letzten Jahren – er ist heute immerhing 77 Jahre alt – in den Aufsichtsrat zurück, doch sagt ein Zitat von ihm viel über seine Einstellung aus: „Ich bin immer da, wenn die mich rufen!“

Und gerufen haben sie wohl oft in der Firmenzentrale. Die Staffelübergabe an seine beiden Söhne gilt als gescheitert und die Abhängigkeit vom Patriarchen ist offenbar immer noch übergroß.

2. Fehlentscheidungen

Neben dem Führungsverhalten des Eigentümers spielen gravierende Fehlentscheidungen des Unternehmers einer Rolle, die natürlich widerum mit seinem Führungsverhalten zu tun haben. Wenn man schnell wächst, steigt einem der Erfolg und die Anerkennung des Umfelds leicht zu Kopf. Wahrscheinlich hätte der bodenständige Gerhard bei der Gründung seines ersten Geschäfts noch verduzt die Augen gerollt, wenn man ihn gefragt hätte, ob er mal 1 Milliarde Umsatz damit machen möchte.
Viele Jahre später haben seine Augen bei dieser Vorstellung geglänzt und das bricht ihm letztlich das Genick.

Mir kommt dabei sofort die altbekannte Geschichte von der Gans und den goldenen Eiern in den Sinn:
Ein Bauer kommt morgens in den Stall und stellt fest, dass seine Gans ein Ei aus purem Gold gelegt hat. Fassungslos geht er damit zum Juwelier und lässt sich die Echtheit bestätigen und macht es zu Geld. Mit seinen Taschen voller Scheine kann er den nächsten Morgen gar nicht abwarten und – siehe da – seine Gans hatte wiederum ein goldenes Ei gelegt und so nahm die Geschichte über die nächsten Tage und Wochen seinen Lauf. Unser Bauer wurde reicher und reicher und irgendwann wurde die Gier so groß, dass er nicht mehr den ganzen Tag auf das nächste Ei warten wollte. „Das muss sich doch beschleunigen lassen“ dachte er sich, als er mit einem großen Messer am Morgen in den Stall ging, die Gans aufschlitzte, um alle goldenen Eier auf einmal herauszuholen.
Leider befand sich in ihr kein Ei – aber das spielte auch keine Rolle mehr, denn die Gans war tot und ab diesem Moment waren die goldenen Eier Geschichte und das Imperium des Bauern begann seinen Niedergang.

Die Geschichte der Gans und ihren goldenen Eiern ist das Paradebeispiel für die Definition von EFFEKTIVITÄT. Effektiv ist jemand, der die RICHTIGEN Entscheidungen trifft, die einen auch in Zukunft noch Entscheidungen treffen lassen.

Gerhard Weber war offenbar so geblendet von seiner Gier, möglichst schnell eine Milliarde Umsatz zu machen, dass er folgende wesentliche Fehler machte:
– er konzentrierte sich auf den raschen Ausbau der Geschäfte, anstatt innovative Kreationen zu entwickeln. Irgendwann galt Gerry Weber selbst unter Senioren als altbacken.
– er investierte in ein übergroßes Logistikzentrum
– er verschlief den Online-Handel
– mit den Zukäufen anderer Firmen hat er sich schnell übernommen

Natürlich machen Unternehmen strategische Fehler, doch eine aggressive Wachstumsstrategie muss besonders gut gemanaged werden und hier waren die Fähigkeiten des „Allmächtigen“ irgendwann erschöpft.

Jetzt muss er zuschauen, wie sein Lebenswerk zerbricht und möglicherweise in seine Einzelteile zerlegt wird.

Dennoch ziehe ich den Hut vor so viel Unternehmergeist – aber ich hätte ihm gewünscht, er hätte z.B. die „7 Wege zur Effektivität“ irgendwann einmal gelesen und sich mit dem 8. Weg beschäftigt – von der Effektivität zur wahren Größe. Dann hätte er gelernt, wie man das Micromanagement aufgibt und andere fähige Menschen um sich herum wachsen lässt. Dann wäre ihm womöglich einiges erspart geblieben.

Je größer ein Unternehmen wird, desto mehr muss die Verantwortung aufgeteilt werden und desto mehr sind Fähigkeiten rund um die Schaffung von synergetischen Lösungen gefragt.

Die Micromanager haben eine Weile Erfolg – aber dauerhaft, sprich effektiv, ist das einfach nicht.

 

Große Frage: Warum schaffen es die wirklich „Guten“ meist nie nach ganz oben?

Das ist eine Frage, die mich schon lange beschäftigt und die mir immer mal wieder gestellt wird.

Zunächst: was versteht man in diesem Zusammenhang eigentlich als „gut“?

Ich definiere an dieser Stelle „gut“ mit folgenden Attributen:

vertrauenswürdig / weitblickend / innerlich unabhängig / konstruktiv / Jack Welch’s 4 E’s+1P, also Energie haben, andere Elektrisieren können, Entscheidungsfreuig sein, Ergebnisorientiert sein, Passion für den Job haben / Die Menschlichkeit zumindest dem Profit gleichstellen.

Wenn Sie auch von solchen „Guten“ reden, dann würde ich folgendes antworten:

Man trifft auf vielen Führungspositionen, insbesondere in mittelgrossen und grossen Unternehmen Menschen in Führungsrollen, bei denen man sich fragt: „wie sind die da bloss hingekommen?“

Es gab vor ein paar Jahren eine interessante Studie darüber, über welche Grundverhaltensweisen Menschen in Führungspositionen kommen und ich glaube, diese Ergebnisse haben weiterhin Bestand. Sie definieren 7 Ebenen und die unterste Ebene beginnt mit dem Opportunisten. Es gelingt gewissen Menschen durch opportunistisches Verhalten zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Sie nehmen jede politische Situation wahr, reden anderen nach dem Mund, sind sehr aufgeschlossen und freundlich und aus irgendeinem Grund vertraut man ihnen bestimmte Positionen an.

Die nächste Kategorie sind die Diplomaten. Politisch geschult und mit allen Wassern gewaschen. Meister des Beziehungsmanagments. Nicht unbedingt immer opportunistisch, aber beziehungstechnisch geschickt. Sie erscheinen aufmerksam, integer, aufgeschlossen, aktiv und mit einem Schuß Fachkompotenz reicht das bei vielen Positionen aus, dass die Entscheider ihnen eben vertrauen, eine Führungsrolle auszuüben.

Die dritte Ebene besetzen die Experten. Ich denke, dass von den 7 genannten Ebenen, die Experten in Summe das Gros in Führungsrollen ausmachen. Menschen die in ihrem Fach einfach gut sind – also entweder besondere Fähigkeiten haben und/oder damit Weiterlesen

Die Kraft der Wertschätzung

Ich habe einen “blind spot” – ich gebe es unumwunden zu!

Ich respektiere offensichtlich nicht jeden Menschen in dem Maße, wie es sich eigentlich gehört – und das hat natürlich wie immer im Leben seine Konsequenzen.

Meine beiden Töchter haben mich schon früher immer mal im Restaurant darauf aufmerksam gemacht, ich solle nicht so unleidlich sein, wenn es mal nicht so schnell geht, wie ich mir das vorstelle. Und das stimmt schon – ich habe hohe Ansprüche an Aufmerksamkeit mir gegenüber wenn ich im Cafe oder im Restaurant sitze. Allerdings nicht die ganze Zeit! Nur am Anfang und am Ende. Ich möchte, dass ich schnell bedient werde und das Bestellte möglichst zügig kommt und ich möchte nicht lange auf die Rechnung warten. Ist das denn zuviel verlangt? Ich finde, da kann man schon mal grimmig werden, wenn eines der drei genannten Dinge nicht so läuft, wie ich mir das vorstelle.

Im Grunde berührt das den Kern aller menschlichen Konflikte: Dinge laufen nicht so, wie man das wünscht oder braucht! (ein Hoch auf die Menschen, die mit dieser “Lücke” zwischen Wunsch und Wirklichkeit souverän umgehen können!!)

Aber heute bleibe ich einfach mal beim Thema Servicepersonal.

Die beste Geschichte, die mir in diesem Zusammenhang jemals passierte, spielte sich in einem China-Restaurant ab. Ich wollte ein Bier nachbestellen und winkte ewig lange dem Kellner zu. Als er mich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wahrnahm, strahlte er mich aus der Entfernung an, winkte mir freundlich zurück und ging an einen anderen Tisch.

Ich habe ein echtes Problem – ich gebe es hier zu: ich werde im Restaurant oder im Cafe gern vom Servicepersonal übersehen. Es passiert immer wieder, dass Tische, die später besetzt werden, früher bedient werden als meiner. Ein furchtbares Gefühl!

Darunter leide ich sehr und ich habe schon überlegt, ob ich mich in Therapie begeben sollte….

Aber im Ernst…. es beschäftigt mich und ich habe mir eine plausible Erklärung jahrelang gebastelt, die mich etwas getröstet hat: ich bin einfach zu nett! Ich meinte zu beobachten, dass die Gäste, die streng mit dem Personal umgehen, auch prompt bedient wurden, während ich mit meiner Nettigkeit schlicht in der Aufmerksamkeit untergehe.

So ist das mit den netten Menschen – die kommen nie richtig zum Zuge. Traurig eigentlich!

Und so vergingen die Jahre zwischen Leid und innerem Trost , bis mich meine Frau vor ein paar Wochen darauf aufmerksam machte, dass ich mit dem Servicepersonal sehr oft keinen Blickkontakt aufnehme – weder beim Bestellen noch beim Bezahlen oder bei anderen Interaktionen. Nicht immer – aber doch sehr oft!

Das gab mir zu Denken! Warum tue ich das nicht? Warum kann ich so oft dem Servicepersonal nicht direkt und offen in die Augen schauen? Fühle ich mich insgeheim in der Kunden-Dienstleistersituation als Kunde einfach als wichtiger und vergesse plötzlich Weiterlesen

Der Mega-Trugschluss – oder – die Macht der schlechten Glaubenssätze

Manchmal frage ich mich, warum ich nicht noch viel mehr spannende Bücher lese – als ich es ohnehin schon tue. So richtig fällt mir keine Antwort ein – aber für die nachfolgenden Gedanken ist das auch nicht sonderlich relevant.

Auf jeden Fall ergab es sich, dass mir die Sommer-Bücherliste von Barack Obama in die Hände fiel und da ich diesen Menschen sehr achte, habe ich mich näher damit befasst. Besonders ist mir das Buch “Factfulness” von Hans Rosling, einem schwedischen Professor für Weltgesundheit aufgefallen, welches ich mir auch prompt gekauft habe.

Und da war er wieder — dieser unfassbare Moment der einen aufwühlt und fassungslos macht. Dieser Moment in dem man erkennt, dass man sich eigentlich auf einem Holzweg befindet. Dieser Moment, der einem klar macht, dass man die Welt falsch betrachtet und aus dieser mangelhaften Betrachtung womöglich falsche Schlüsse zieht.

Einen vergleichbaren Moment hatte ich vor fünfzehn Jahren nach der Lektüre der “7 Habits of Highly Effective People” von Stephen Covey und nun – so viele Jahre später – hatte ich diesen magischen “Aha”-Moment wieder. Vielleicht nicht so tiefgreifend wie damals bei den 7 Habits – aber dennoch nachhaltig, wie meine Umgebung sehr schnell spüren sollte.

Der “Aha”-Effekt basiert auf einem simplen Test mit 13 Fragen über den Zustand der Menschheit auf unserem Planenten und der Erkenntnis, dass ein Schimpanse wohl besser abgeschnitten hätte, als ich.

Ich war erschüttert!

Wie konnte ich nur so daneben liegen?

Wie konnte ich die Welt so falsch einschätzen?

Fassungslos suchte ich panisch nach Halt und machte den Test mit meinen Freunden und Kollegen und – siehe da – von 25 hochgebildeten Menschen haben gerade mal zwei das Schimpansenniveau übertroffen.

Das beruhigte mich kurzfristig – doch lässt mich diese Erkenntnis nicht los, wie sich Glaubenssätze bilden und wie schwer wir uns damit tun, die Trugschlüsse zu identifizieren.

Es ist eben das “Lustige” daran, dass wir keine Trugschlüsse sehen, denn wir glauben ja schließlich an das was wir glauben…. Wir haben Recht… Wir wissen es ganz genau….. Wir sind ja nicht doof….. Wir haben es ja gehört/gelesen/erfahren….

Und doch gibt es sie – und nicht zu knapp.

Womöglich hat Seehofer Unrecht wenn er sagt, die Wurzel aller Probleme in der aktuellen Politik wäre die Migrantenfrage.

Die Wurzel allen Übels sind die Trugschlüsse – die fehlgeleiteten Glaubenssätze, die letztlich unser Verhalten bestimmen.

Es war ein Trugschluss, dass die Juden das deutsche Volk unterjochen würden.

Es ist ein Trugschluss, dass die Mehrheit der Migranten hier sind, um unser System auszunutzen.

Es ist ein Trugschluss, dass das Bevölkerungswachstum ungehemmt voranschreitet.

Es ist ein Trugschluss, dass die Trainer eines Trainingsinstituts als simple Lieferanten angesehen werden, um ein Trainingsinstitut zum Erfolg zu führen.

Diese Liste liesse sich endlos fortsetzen – aber jeder der Trugschlüsse führt zu Handlungen, die häufig eher kontraproduktiv sind.

Mein Fazit lautet demnach heute:

  • Kaufen Sie sich zunächst das Buch von Hans Rosling.
  • Wenden sie wenigstens ein paar seiner Mechanismen an, um sich vor Trugschlüssen zu schützen.

Das ist besser für uns – damit besser für unsere Umgebung und damit besser für die Welt.

Einer der es ernst meint und die Sache mit der Säge

Erkenntnis No 1 diese Woche: Ist die Säge stumpf, geht wenig.

Erkenntnis No 2: Man kann mit einem positiven Menschenbild  enorm erfolgreich sein!

Bevor ich über das faszinierendste Leseerlebnis der letzten 10 Jahre im Zuge von guter Führung berichte,  muss man immer und immer wieder die Erinnerung daran setzen, wie wichtig es ist, seine physische, mentale, soziale oder Sinn-Säge scharf zu halten.

Eigentlich sollte ich den Sonntag bei Sonnenschein irgendwo in den Bergen verbringen. Der heutige Montag war laut meinem Kalender einzig und allein zum „Säge schärfen“  – also zum Regenerieren – vorgesehen…

Aber ich liege in der Augenklinik und musste eine akute OP über mich ergehen lassen. Auch wenn schlicht das Älterwerden für die Risse in meiner Netzhaut verantwortlich sind, so zeigt die Natur uns auf sehr direkte Weise unsere körperlichen Limits auf.

Wir können hier im Blog soviel über Führungsprinzipien philosophieren wie wir wollen – die Säge regelmäßig zu schärfen ist und bleibt das oberste Gebot für jeden – das gilt auch und insbesondere für Führungskräfte. 🙂

Sonst verpasst man nämlich auch die Chance, etwas ähnlich Grossartiges zu schaffen, wie zwei aussergewöhnliche Unternehmen, welche ich an dieser Stelle behandeln werde.

Nein, ich rede nicht von Siemens, die zum x-ten Mal ihre Organisation auf den Kopf stellen und Tausende von Mitarbeitern nach Hause schicken, anstatt ihre Energien in Kundenzufriedenheiten und Innovationen zu stecken, oder gar die Deutsche Bank, die es Weiterlesen

Die ersten „100 Tage“ in der neuen Führungsposition — das große Missverständnis…..

Man kann als Führungskraft verdammt viele Fehler machen – das ist wohl wahr! Und einer der gravierendsten Fallen in die man treten kann, liegt schon in den ersten 100 Tagen der neuen Amtsführung!

Einverstanden – über die Zahl der Tage kann man streiten und in der Realität stellt sie wohl die Obergrenze für den „Welpenschutz“ dar, aber wir wissen dadurch einfach alle, was damit gemeint ist.

Vor ein paar Jahren gab es einen Wechsel an der Spitze einer Stabsstelle einer großen Firma. Der neue Manager hatte sich durch eigene Firmen eine hohe fachliche Kompetenz in diesem Metier erarbeitet und als er in der neuen Rolle antrat dauerte es keine drei Tage und er stellte die Organisation strukturell auf völlig neue Füsse.

Man muss sich also vorstellen, dass dieser Mann den Plan für die neue Struktur schon lange vorher im stillen Kämmerlein ausgearbeitet hatte und ihn gleich am Start aus der Tasche zog.
Natürlich hatte er diesen Plan benötigt, um den Aufsichtsrat von sich als fähigen Kandidaten zu überzeugen.  Diesen Plan aber gleich aus der Tasche zu ziehen und seinen Leuten von Anfang klar zu machen:  „Jetzt passt mal auf!  So werden wir in Zukunft arbeiten und uns sinnvoll aufstellen! Ich bin voll davon überzeugt, dass das uns erfolgreich machen wird!“ –  das ist ein Kardinalfehler von Frauen und Männer in Führungsrollen, die den Unterschied zwischen Management und Führung noch nicht verstanden haben und in Bezug auf eine wahre Qualität als echte, großartige Führungskraft noch eine Menge Entwicklungsweg vor sich haben — gleichgültig, welchen MBA-Abschluß oder Doktortitel sie sonst anstreben.

Das zweite Beispiel stammt von einen Produktionsleiter eines mittelständischen Unternehmens in Süd-Deutschland.
Kaum im Amt, fängt der Mann an Dinge zu verändern. Und zwar Dinge, die die Organisation bereits längst diskutiert hatte und als wenig effektiv bewertet hatte.  Er führt es trotzdem ein und Weiterlesen

4 Antworten zum Thema „Persönliche Glaubwürdigkeit“

Diese Woche beschäftige ich mit ein paar Fragen zu einem Thema, welches meines Erachtens viel zu kurz kommt:  die persönliche Glaubwürdigkeit.

Das ist in sofern bemerkenswert, weil es die Basis jeder guten Führungsaufgabe ist. Auf der anderen Seite wird der Wert gar nicht so wahrgenommen, geschweige denn aktiv daran gearbeitet.  Aus irgendeinem Grund geht man selbst immer davon aus, dass man doch eigentlich vertrauenswürdig sei.  Aber dieser Gedanke ist fatal!
Nehmen wir das Beispiel Barack Obama!  Dieser Mann war für mich zunächst der Inbegriff der Integrität und der Glaubwürdigkeit. (Man muss zugeben, dass George Double-iu es ihm auch sehr leicht gemacht hat).  Aber was ist heute? Er ist nur eine sogenannte „lame-duck“.  Das Vertrauen in seine Amtsführung ist massiv untergraben und er hat es sich selbst zuzuschreiben.

Vielleicht hätten er oder Uli Hoeness oder oder oder oder oder sich mit diesem Thema näher befassen sollen..

Also los..

Frage 1:  Welche Rolle spielt „persönliche Glaubwürdigkeit“ für den Erfolg eines Managers?

Es ist aus meiner Sicht der Kern von guten Führungskräften. Viele Manager und Führungskräfte verlassen sich auf die Autorität ihrer gewonnen Position. Weil ich Boss bin, habe ich automatisch etwas zu sagen und habe mehr Befugnisse, Entscheidungsrechte und Entscheidungsfreiheiten. Das verleitet viele dazu, es sich in ihrer Autoritätsposition bequem zu machen. Ich streite auch gar nicht ab, dass das sehr lange einigermaßen funktionieren kann. Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen auf Führungspositionen sitzen, die allein über diese „Positionsmacht“ führen. Schaut man sich jedoch die Karrieren dieser Menschen an, dann bleiben diese häufig (leider nicht immer) auf halber Strecke stecken. Sie erreichen meist ein paar kurzfristige Ziele durch viel Aktionismus und qualifizieren sich dadurch sogar häufig für höhere Aufgaben, weil man ihnen grundsätzlich zutraut Ergebnisse zu erzielen. Aber nur die wenigsten können das aufbauen, was eine Organisation am erfolgreichsten macht: Vertrauen in der Organisation.  

In den wirklich wichtigen Positionen unterscheiden sich die Kandidaten – ob männlich oder weiblich – nicht mehr von ihren Grundfähigkeiten oder Erfolgsgeschichten – solche haben die meisten genug vorzuweisen. Am Ende entscheidet die größere persönliche Glaub- und Vertrauenswürdigkeit – davon bin ich zu 100% überzeugt – sofern es den Entscheidern, meist Aufsichtsräten oder Vorständen, um den langfristigen Erfolg ihres Unternehmens geht.

 

Frage 2: Glaubwürdigkeit klingt gut, aber verstehen wir alle das Gleiche darunter? Wie definiert man Glaubwürdigkeit und ist es mit Vertrauenswürdigkeit gleichzusetzen?

Ob wir alle das Gleiche unter den Begriffen verstehen wage ich zu bezweifeln – aber Weiterlesen

Diese Welt.. Diese Welt…

Will man von schlechten Beispielen für Führung etwas lernen – schaut man am besten die Nachrichten.

Man muss sich hierfür nur eine gewisse Frusttoleranz antrainieren – dann kann es sogar richtig Spass machen…

Es gibt drei große Gruppen von Führungskräften, die die Welt wirklich bewegen und in Atem halten:

1. Politiker und jegliche Form von Machthabern
2. Lenker von großen Wirtschaftsunternehmen
3. Fussballtrainer

Gerade beschäftigt mich mal wieder die aktuelle Bundesregierung in Deutschland.   Was ist geschehen?

Deutschland kommt plötzlich unter Druck!   Der DAX sinkt und sinkt und plötzlich knicken die optimistischen Wirtschaftsprognosen ein. Sofort wird eine Aufschwungoffensive verkündet und ich könnte eine Wette abschließen, dass das so vernünftig erscheinende Ziel unseres Finanzministers, im nächsten Jahr ohne weitere Schulden auszukommen, einkassiert werden wird.

Schaut man sich die Aktivitäten der Bundesregierung der letzten Monate an, so waren sie geprägt von sozialen Wohltaten wie Mütterrenten, Mindestlohn etc.  Das waren eindeutig die Konsequenzen des letzten Koalitionsvertrages, welcher inhaltlich von den Sozialdemokraten geprägt ist.  Der Kanzlerin waren die Inhalte damals überraschend egal. Für sie war nur wichtig, weiter die Fäden der Macht in der Hand zu halten.

Die Finanzkrise in 2009 hat sie scheinbar gelehrt, dass man ohnehin nichts planen kann und dass es auf situatives Fingerspitzengefühl ankommt, um sich durch die Krisen dieser Welt zu manövrieren.

In dieser Hinsicht gehört sie sicher zu talentiertesten Regierungschefs in der westlichen Welt.

Aber reicht das, um sich wirklich als eine nachhaltige Führungskraft zu etablieren?

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Muss man heute anders führen als früher?

Bei einem Beratungsunternehmen in Deutschland ist nach knapp 9 Monaten Amtszeit der Geschäftsführer schon wieder gefeuert worden. Ursache: u.a. ein falscher Führungsstil.  Der Mann kann sich selbst wenig vorwerfen, denn er hat wirklich aus vollster Überzeugung gehandelt. Er ist mit den Praktiken des Industriezeitalters groß geworden, hat die Mitarbeiter angetrieben und ihnen zeigen wollen, was mit Druck und Disziplin so alles möglich sei. Er behandelte die Menschen eher nach Gutsherrenart, hörte wenig zu, wusste alles besser und schob die schlechten Verkaufs- und Finanzergebnisse den Mitarbeitern in die Schuhe. Das konnte nicht lange gut gehen und der Aufsichtsrat zog die Reißleine.

Ich möchte zunächst das Gedankenmodell von Peter Drucker zusammenfassen, der für mich einmal ganz einleuchtend beschrieben hat, dass wir Menschen derzeit in einer 4. Wirtschaftsgeneration leben.  Zunächst gab es die Jäger und Sammler, dann wurden sie von der Landwirtschaft abgelöst und die Produktivität stieg enorm. Plötzlich konnte man mit einer Arbeitskraft nicht nur sich, sondern auch andere ernähren. Dann kam die Industrialisierung und die Produktivität ist um das zig-fache gegenüber der klassischen Landwirtschaft gestiegen. Die Industrialisierung prägt ihre Gesellschaften und zwingt ihnen auch gewisse Werte auf. Wir alle die vor dem Jahrtausendwechsel geboren sind, sind im Zeitalter der Industrialisierung groß geworden und haben ihre Regeln gelernt auf die ich gleich eingehen werde. Aber seit ein paar wenigen Jahren spricht man von der vierten Wirtschaftsgeneration, dem Wissenszeitalter.  In diesem Zeitalter arbeitet die Mehrheit der Menschen längst nicht mehr mit der körperlichen Kraft, sondern vorwiegend über den Kopf. Die Arbeit verrichten mittlerweile die Maschinen. Wir Menschen konzentrieren uns immer mehr auf unsere Fähigkeiten der Problemlösung und Weiterentwicklung.  Die Grundfrage die wir uns hier also stellen müssen:  erfordern diese Wirtschaftsgenerationen andere Führungsfähigkeiten? Und wenn ja, welche sind das?

Die Antwort ist wie immer relativ einfach:
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