Beispiel Synergie – zwei Polizisten verändern die Welt

Auf meiner Rückfahrt vom Tegernsee hörte ich durch Zufall in Bayern 2 eine Reportage über den Verein Nepalhilfe-Beilngries. Ich war danach für eine Weile kaum ansprechbar, weil mich dieser Bericht und die Geschichte von Karl und Michael Rebele, zwei Gendarmen aus Bayern, so berührt hat.

Ich merke manchmal an mir ein inneres Zögern wenn es darum geht größere soziale Ideen oder Projekte aufzugreifen, weil ich gewaltigen Respekt vor der Aufgabe und v.a. gewaltigen Respekt vor möglichen finanziellen Problemen für mich sehe.

Und dann höre ich die Geschichte von zwei „einfachen“ Polizisten, die es mit viel Kreativität, Disziplin und Einsatz seit 1992 geschafft haben, mehrere Schulen und Kinderkrankenhäuser in Nepal aufzubauen. Und dann ärgere ich mich über meine Vorbehalte und Ängste und bewundere gleichzeitig mal wieder die Leistungen, zu denen Menschen selbst mit wenig Mitteln fähig sind.

Eines zeigt diese Geschichte jedoch auch:

Große Initiativen beginnen meist klein und wachsen. Tolle Initiativen hängen auch von glücklichen Fügungen ab.

Begonnen hat die Geschichte der beiden „Helden“ dieser kleinen Geschichte mit einer ganz normalen Urlaubsreise und einer Trekking-Tour durch Nepal. Aufgeschlossen wie sie waren, haben sie Kontakte geknüpft und auch einen Mann getroffen, dessen Traum es war in seinem Dorf eine Schule zu bauen. Die Polizisten überlegten sich, wie sie helfen konnten, machten erste Diavorträge und sammelten darüber ihre ersten 3.000 DM.

Diese überwiesen sie an den Nepalesen und – jetzt kommt der Faktor „Glück“ ins Spiel – dieser Mensch bestätigte seine Vertrauenswürdigkeit und die Schule wurde tatsächlich gebaut. Ohne dieses erste Erfolgserlebnis, wäre der Verein wohl nie entstanden.

Der Rest ist schrittweises Wachstum und Geschichte. Mittlerweile sind über den Verein 25 Schulen in Nepal erfolgreich errichtet worden und ein Ende ist nicht absehbar.

Der Verein wird mit minimalem Aufwand betrieben und die Rebeles sind trotz ihres Erfolgs völlig am Boden geblieben. Ihre Reisen nach Nepal finanzieren sie über die Verkäufe von Kalendern und die Erträge aus Flohmärkten. Alle Spenden gehen direkt in die Schul- und Kinderhospiz-Projekte.

Wer Lust auf eine schöne Geschichte hat die zeigt, wie kreative Kooperation wirklich funktioniert, der schaut sich einfach mal die Homepage an unter : https://www.nepalhilfe-beilngries.de/startseite/….

oder schaut sich einen etwas älteren Film aus dem Jahr 1998 in Youtube unter: https://youtu.be/RgNzY_DOGHc

oder Ihr hört Euch den Radio-Bericht auf Bayern 2 hier an: https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/nahaufnahme/zukunft-fuer-kinder-im-himalaya-die-nepalhilfe-beilngries-baut-schulen-und-krankenhaeuse-100.html

Synergie ist keine Illusion! Chapeau!

Ein Tagtraum – in English

A daydream in the times of Corona – or – how a leader could use the „4 Disciplines of Execution“ in troubling times.

I would feel much better, if a leader like Angela Merkel were to say the following….

„Dear people of Germany, we are in a crisis but we will survive it and I want to tell you about our strategy and how we will execute it, all together…

First, we focus on our wildly important goal (WIG)

„We keep the mortality rate caused by Covid-19 in Germany below 2% until Dec 31, 2020“

Second, we all concentrate and act on 3 lead measures, which will lead us to the WIG:

a) Everybody in Germany keeps a physical distance to any person of at least 1,5 meters in >90% of all human Interactions until April 20th, 2020

b) We increase and maintain the testing rate in Germany of >10000 per day until Dec 31st, 2020

c) We increase the number of intensive care beds with ventilators from currenty 28.031 to 75.000 until July 1st, 2020

Third, we have created a scoreboard, so that everybody in this country knows, whether we are winning or losing

Fourth, we will hold us all accountable and meet Mondays, Wednesdays and Fridays for a WIG-Huddle at 8pm for 5 minutes at the beginning of the Tagesschau on the program ARD to check our progress and to enable us to make own commitments to reach our goal! 

We can do this!“

As I said, I would feel much better… 

Vom Saulus zum Paulus – die Entwicklung von Markus S.

Man kommt aus dem Staunen manchmal nicht heraus. Ich kann beileibe nicht behaupten, dass ich jemals ein Fan von Markus Söder gewesen wäre. Sollte sich das ändern?

Es schaut danach aus! Und ich bin nicht traurig darüber!

Markus Söder war für mich immer der Inbegriff des gewitzten, gerissenen Politk-Karrieristen. Überall präsent. Provozierend. Anbiedernd. Selbstverliebt. Und ohne Scham ausdrückend, was sein Ziel ist: an die Spitze zu kommen.

Ich konnte ihn mir immer vor dem geistigen Auge vorstellen, wie er permanent die Stammtische und Hinterzimmer der Landräte abklapperte um Schritt für Schritt sein Unterstützungsnetzwerk in Bayern auszubauen und abzusichern. Schließlich braucht man in einer Demokratie Mehrheiten um etwas zu erreichen oder umzusetzen.

Das Geschäft versteht Markus.

Zwischenzeitlich tat er mir fast leid. Was hat er sich angestrengt um aus dem Schatten seines „Übervaters“ Horst herauszukommen oder sich der Konkurrenz von der Ilse zu entledigen. Letzteres fiel ihm leicht. Sie war eben doch zu wenig ambitioniert und zu loyal ihrem Horst gegenüber. Markus war das egal. Er wollte unbedingt an die Spitze und wenn man wirklich so quengelig ist, dann sagen selbst die größten Gegner irgendwann: „jetzt lassen wir ihn halt mal machen“ (kleinlaut: „außerdem haben wir keinen Besseren“).

Und dann kam das große Wunder!

Kaum in den Schuhen als Ministerpräsident entpuppt er sich zu einem brauchbaren Führer eines Landes. Nicht mehr übertrieben bissig. Mehr zuhörend. Bereit, das konservative Land zu modernisieren und weiter leistungsfähig zu machen.

Er führt ein relativ junges und ausgeglichen besetztes Kabinett, er scheint den Blick für die langfristigen Notwendigkeiten zu haben (Stichwort „Artenvielfalt“ und Naturschutz) und er hat sich aus meiner Sicht bislang keinerlei grobe Schnitzer geleistet.

Seinen nächsten Schritt zur guten Führungsfigur scheint er nun in der Corona-Krise zu tun.

Er ist zwar nicht übertrieben mutig (der Kurz in Österreich ist mutiger), aber er handelt letztlich doch konsequent und – und das ist eben für eine akzeptierte Führungskraft enorm wichtig – er kommuniziert gut.

Er ist klar in der Aussage. Für alle verständlich. Er gibt den Eindruck, dass er hinter allen Entschlüssen selbst dahintersteht und die Verantwortung übernimmt. Er bleibt ruhig und besonnen.

Selbst politische Gegner zollen ihm Respekt für sein Krisenmanagement und es würde mich nicht wundern, wenn er, sofern ihm keine Fehler unterlaufen, seinen Einfluss in der deutschen Politik weiter ausweitet.

Er hat dabei einen Riesenvorteil: er ist extrem erfahren im politischen Geschäft und man merkt, dass ihm die Politik liegt und Spaß macht. Er macht für mich den Eindruck, als wäre jemand „angekommen“.

Im Moment wollte ich tatsächlich niemand anders an der Spitze meines jetzigen Heimatbundeslandes wissen – weder eine Ilse Aigner, noch einen Herrn Zimmermann, noch einen Freiherr von… , noch eine Katharina Schulze…

….dass er das geschafft hat, davor ziehe ich im Moment mal den Hut!

Heinz-Christian und das Fundament von allem – Glaubwürdigkeit

Und wieder ist es angebracht, sich dem Thema „Vertrauen“ näher zu widmen. Österreich steckt in einer Staatskrise. Die Kosten und all die weiteren negativen Auswirkungen auf das Land und auf Europa sind überhaupt noch nicht abzusehen. Und was hat das Ganze verursacht? Das Verhalten einer einzigen Person!

In diesem Fall ist es Heinz-Christian Strache, ehemaliger Vizekanzler und Vorsitzender der FPÖ in Österreich.
Was hat der Mann in den letzten Jahren nicht alles versucht, um sich persönlich und seine eigene Partei als die einzig wahrhaft moralische, vertrauenswürdige Instanz in Österreich darzustellen. „Wir sind die wahrhaft Guten und die anderen sind diejenigen, die im Filz und Klüngel nichts weiterbringen…“
Überrascht sollte nach Betrachten des Videos eigentlich niemand sein. Im Grunde weiß man es – man hat halt arg zu selten eine ungefilterte Innensicht in die Gespräche hinter den Kulissen. Das ist mit diesen Videoausschnitten nun anders.

Korruption ist der Tod jeder lebendigen, prosperierenden Gesellschaft – und was wir hier sehen ist typische Korruption: Vorteilsnahme zum Wohle der eigenen Ziele – gleichgültig, welche Auswirkungen das auf das Ganze hat – auch wenn noch gar nicht klar ist, ob und wieviel von dem Gesagten tatsächlich umgesetzt wurde.

Besonders schlimm ist es nun, dass er die zweite Geissel unser heutigen Welt vorantreibt: die Opferhaltung. Anstatt Demut walten zu lassen, geht er sofort in die Opferrolle und macht andere für sein jetziges Schicksal verantwortlich. Das ist nicht nur schäbig, sondern animiert seine Anhänger und Gefolgsleute es ihm gleichzutun, womit die Spaltung in der Gesellschaft weiter vorangetrieben wird.

Wir alle wissen, wie schwierig es ist, die persönliche Glaubwürdigkeit aufrecht zu erhalten. Jeder Leser des Buches „Schnelligkeit durch Vertrauen“ weiß auch, dass diese Vertrauenswürdigkeit von vier Faktoren abhängt: Resultate / Fähigkeiten / Integrität und Absicht.
Und wir wissen, wie schnell man seine Vertrauenswürdigkeit verspielen kann. Ich habe diese Erfahrung in verschiedenen Bereichen meines Lebens oft genug erlebt.

Ginge es einem Heinz-Christian Strache glaubhaft darum, Vertrauen zurückzugewinnen, so könnte er aus dem besagten Buch z.B. lernen, dass es insgesamt 13 Vertrauensregeln gibt (in Wahrheit sind es 14, wenn man „vergeben“ noch hinzunimmt), aus denen er eine glaubhafte Strategie für den Wiederaufbau seiner Reputation entwickeln könnte.

Nur ist in diesen 13 (14) Vertrauensregeln nichts zu lesen, andere für sein Schicksal verantwortlich zu machen (so wie er es leider in einem typischen Reflex aller Populisten tut)

Aus meiner Sicht kämen folgende Regeln für ihn zum Einsatz:

  • ehrlich sein („ich habe das alles gesagt – gleichgültig wie die Belgeitumstände waren)
  • Fehler eingestehen. (Sich bei ALLEN Betroffenen spürbar glaubhaft entschuldigen – u.a. bei allen von ihm beim Namen genannten Personen – gleichgültig derer Hintergründe)
  • verzeihen (das zweifelhafte Verhalten der Auftraggeber des Videos und das Verhalten des Spiegels und der SZ nicht in den Vordergrund stellen und nachsichtig sein)
  • sich verbessern (das kann er nur ab jetzt zeigen)
  • Verantwortung übernehmen (die Verantwortung bei sich lassen (und nicht Alkohol, Schwüle etc. beschwichtigend anführen / von allen Ämtern zurücktreten, um weiteren Schaden am System zu vermeiden)
  • sich der Realität stellen (es ist bewiesen, ich kann mich da nicht rausreden)
  • Transparenz erzeugen (glaubhaft darlegen, dass es diesen Verein nicht gibt und keine Schattenspenden geflossen sind)

Von diesen sieben Verhaltensregeln hat er zwei zur Hälfte bedient (Fehler eingestehen und Verantwortung übernehmen) – ob er die anderen Hebel nutzt, werden wir sehen. Persönlich bin ich da allerdings skeptisch.

Echte Größe in der Niederlage oder in der Aufdeckung schäbigen Verhaltens (vor dem wir alle nicht gefeit sind) zu zeigen, ist ein (zu) seltenes Gut.

Aber ich gebe meine Zuversicht nicht auf, dass es in unserer Welt der „Image-Bewahrung“ nicht völlig untergeht.

Wir brauchen eine neue Erzählung!

Ich lese mal wieder ein für mich interessantes Buch: „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“ von Yuval Noah Harari.

Zwar habe ich erst die beiden ersten Lektionen hinter mir, doch muss ich zugeben, dass sie mich sehr beschäftigen.

Die erste Lektion heißt „Desillusionierungdas Ende der Geschichte wurde vertagt“ und die Zweite hat den Titel „Arbeit – wenn Du erwachsen wirst, hast Du vielleicht keinen Job“.

In der zweiten Lektion beschäftigt mich am meisten die Aussage, dass der Mensch zwei wesentliche Fähigkeiten besitzt: körperliche und kognitive Fähigkeiten. Immer wieder wird diskutiert, ob die Technisierung nicht zu einer Massenarbeitslosigkeit führt. Bislang ist das nicht der Fall – im Gegenteil – die Zahl der Arbeitsplätze wächst stetig – allerdings nicht in körperlichen Berufen – hier haben uns die Maschinen längst den Rang abgelaufen – sondern in kognitiven Berufen. Noch haben die Menschen hier gegenüber den Maschinen einen klaren Vorteil. Und wieder wird diskutiert, ob die kommende Digitalisierung zu einer Massenarbeitslosigkeit führt und nun gibt es wieder zwei Lager: die einen sagen – „nein! warum auch – die Vergangenheit hat ja gezeigt, dass es immer anders kommt.“ Die anderen sagen – „und ob! denn diesmal ist alles anders! Wenn die Machine uns nicht nur die körperlichen Tätigkeiten abnimmt, sondern mit dem Fortschreiten der Künstlichen Intelligenz auch noch die kognitiven Fähigkeiten ersetzt werden, dann bleibt für schlicht nichts mehr zu tun!“.

Ich fürchte – die zweite Fraktion hat Recht und wenn man die verschiedenen Beispiele die Harari aus den Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz beschreibt zu Gemüte führt, dann kann einem wirklich anders werden.

Und das bringt mich nun zurück zur Einstiegslektion, in der er über die aktuelle Desillusionierung der Menschen philosophiert.

Seine zentrale Lektion hier: Menschen lieben Erzählungen – insbesondere solche, die ihnen Orientierung für das Leben geben. Die wohl bekannteste und einflussreichste Erzählung für einen Großteil der Menschheit ist und war die Bibel – zumindest bis zur Aufklärung.

Harari bringt nun für unsere heutige Zeit – frei wiedergegeben – eine sehr treffende Aussage:

1930 standen den Menschen (primär in der entwickelten Welt) drei Erzählungen für ein erfolgreiches Leben zur Auswahl: der Faschismus, der Kommunismus und der Liberalismus.“

Spätestens mit Che Guevara gab es nur noch zwei ernst zu nehmende Erzählungen: den Kommunismus und den Liberalismus.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gab es in den letzten 30 Jahren nur noch eine relevante Erzählung – die des Liberalismus. Scheinbar hat es sich durchgesetzt, dass die Freiheit des Menschen und der damit verbundene ungezügelte Kapitalismus das non-plus-ultra für die positive Entwicklung der Menschen hin zu Wohlstand und Zufriedenheit darstellt.

2018 hat sich auch diese Erzählung mehr oder weniger in Luft aufgelöst! Die Freiheitsgrade in allen Lebensbereichen bringen offenbar alles in Schieflage. Die Schere zwischen Arm und Reich wächst dramatisch, die Unternehmen tun alles, um Steuern zu vermeiden, die für die gesunde Entwicklung von Staaten aber unablässig sind und der allgemeine Anspruch jedes Menschen in unserer zivilisierten Welt „ich darf alles“ (z.B. zum Shoppen über das Wochenende nach Dubai fliegen) bringt unsere Ökologie an seine für uns spürbaren Grenzen.

Harari hat meines Erachtens recht, wenn er sagt, heute haben wir Menschen keine Erzählung mehr zur Hand, die uns eine überzeugende Orientierung liefert – es kommt noch schlimmer! Wir haben nicht nur keine Orientierung, sondern die galoppierende Digitalisierung beraubt uns gleichzeitig auch noch die Hoffnung auf ausreichend Beschäftigung.

Dieser Cocktail aus zwei Elementen macht uns zu schaffen und schürt bei vielen Menschen Ängste und Desillusionierung. Bahn frei für Populisten, um aus dieser Angst Kapital zu schlagen. Willkommen in der kollektiven Gemütslage im April 2019!

Hararis Lektion 1 mit dem Kapitel „Desillusionierung“ hat einen Schwachpunkt! Er fordert völlig zu Recht eine neue Erzählung für uns Menschen ein und zwar eine, welche auch die Bedrohung durch die kommende Digitalisierung einbindet – nur – er selbst liefert hierfür keinerlei Ansätze…

Dabei glaube ich, dass sie bereits existiert!

Ich bin in einem konservativen Wertegerüst aufgewachsen. Meine Eltern haben CDU gewählt, mein Vater war Werksleiter und der Glaube an die Kombination „geht es der Wirtschaft gut – geht es den Menschen gut“ war übermächtig.

Später wurde ich viele Jahre lang Wähler der Liberalen und hatte wirklich den Glauben, der Liberalismus setzt sich weltweit durch.

Ich kann es selbst kaum glauben – aber im letzten Jahr habe ich zum ersten Mal in meinem Leben grün gewählt und würde es im Moment wieder tun.

Und ich denke – es steht klar im Zusammenhang mit der eben beschriebenen These von Harari.

Nachdem der Faschismus – der Kommunismus – und nun – der Liberalismus als heilbringende Erzählung sich verabschiedet haben bzw. sich gerade verabschieden – bleibt aus meiner Sicht nur eine Erzählung übrig: die des „Prinzipialismus“ ( 🙂 . Vielleicht sollte ich noch an der Wortschöpfung arbeiten). Wenn das noch etwas werden soll auf dieser Welt, dann müssen wir uns nach Dingen richten, die universell und zeitlos sind: Prinzipien bzw. Quasi-Grundgesetze eben.

Der Liberalismus ist dabei, die Gans zu schlachten, die eigentlich goldene Eier legt. Die Gans steht dabei für den Planeten und die Umwelt als Grundvoraussetzung für irdisches Leben. Unser Wahn nach den goldenen Eiern zu streben und dabei die Gans umzubringen, bringt uns an den Rand der Existenz – und das muss aufhören!

Die Gans zu erhalten ist eines von solchen Grundprinzipien, um die es letztlich geht, welche in die Köpfe und die Gewohnheiten der Menschen hineingetragen werden müssen.

Der Prinzipialismus muss uns Menschen anleiten, Prinzipien für ein nachhaltiges Leben in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen – auch wenn das bedeutet, dass es mit empfindlichen Einschränkungen unserer heutigen Lebensweise einhergehen wird und muss.

Denken wir darüber nach, wie eine Erzählung über das Leben mit Prinzipien aussehen kann…. es wird Zeit!

England und die Hoffnung

Neben der Katastrophe Donald Trump ist der Brexit ein weiterer Indikator dafür, dass die Welt in Bezug auf Synergie und kreative Kooperation in die falsche Richtung marschiert. Ist das wirklich so? Ein Erfahrungsbericht an der Basis – der leider leider nicht repräsentativ ist. Aber wer weiß..

Ich war über das Wochenende in England und wir haben uns zum ersten Mal „Cotswolds“ angeschaut – eine wunderschöne Region westlich von Oxford. Englische Ortschaften wie man sie nur aus den Bilderbüchern kennt. Viel Natur. Stilvolle Pubs. Viele wunderschöne Landsitze.

Als ich am Donnerstag Abend in London ankam und nach Jahrzehnten so etwas wie einen Nostalgierundgang am Leicester Square unternommen habe, konnte ich zunächst zum ersten Mal die Brexit-Befürworter etwas verstehen. Ich lief durch diese Stadt und hatte das Gefühl „wozu braucht man hier eigentlich den Rest von Europa?“ Man ist hier auf einer Insel und ich kann sofort nachvollziehen, dass es schon seit Jahrzehnten (wenn nicht sogar noch viel länger) diesen Graben durch das Volk gibt, ob sie nun zu Europa gehören oder nicht.

Während der kurzen Zeit am Wochenende in der englischen Provinz, trafen wir auf unsere beiden Bed&Breakfast Gastgeber. Einer war sehr indifferent in Bezug auf den Brexit, der zweite aus dem Örtchen Bath war klarer Gegner davon.
Man kann dem Thema auch wirklich schlecht ausweichen – gleichwohl die Diskussionen über diesen merkwürdigen Vorgang auf der Insel kurz blieben, weil man deutlich merkt, dass es die Bürger furchtbar nervt und die beiden Gastgeber es auch nicht mehr direkt beeinflussen können.

Was uns aber dann vielmehr beeindruckt hat, war die Tatsache, dass beide Gastgeber einen direkt Bezug zu Stephen Covey und seinen „7 Habits“ haben.

Bei unserem Farmer in Stow-on-the-Water stand das Buch im Bücherregal und als wir ihn darauf ansprachen, leuchteten seinen Augen und er erzählte uns von seinen Umsetzungserfahrungen damit und zeigte uns noch seine aktuelle Literatur, die allesamt mit dem Weg zu mehr Erwachsensein zu tun haben.

Als wir den wunderbaren Platz der Ashcomb-Farm verließen, waren wir richtig beseelt von der Erfahrung, wo man den 7 Habits so auf der Welt überall begegnet.
Aber es sollte noch besser kommen.

Der Gastgeber des Bloomfield House in Bath entpuppte sich beim Frühstücksgespräch als absoluter Kenner der „7 Habits“ und er berichtete von seinen Versuchen, Ende der 90er das Thema „Nachhaltigkeit“ mit dem damaligen Lizenzhalter von FranklinCovey in England zu verknüpfen (was leider nicht gelang).

Er war völlig aus dem Häuschen, dass wir beide aktiv für FranklinCovey arbeiten und es entspann sich ein herrlicher Austausch über all das, was momentan im Leben so gut oder so schief läuft.

Viele Menschen kann man an zwei Tagen nicht treffen – aber dass wir bei unseren Gastgebern ausschließlich auf Menschen trafen, die die Ideen von Covey versuchen zu leben und umzusetzen – die an das „WIR“ und nicht an das „ICH“ oder gar „DU BIST SCHULD“ – glauben – die das Große und Ganze im Blick haben und versuchen universelle Prinzipien zu leben, anstatt irgendwelchen Moden und Oberflächlichkeiten nachzujagen – das hat uns tief beeindruckt.

Auch wenn das Land sich letztlich für den Brexit entscheiden sollte, so bleibt die Hoffnung, dass es genug Menschen dort gibt, die den Glauben an echte Synergien nicht aufgeben und trotz aller künftigen Grenzen versuchen, sich erwachsen zu verhalten und ihren guten Charakter zu entwickeln.

Beide Briten waren der Meinung, dass die Befolgung von natürlichen Gesetzen (Prinzipien) auf Dauer der einzig gangbare Weg für uns alle sein kann.

Ich kann nur jeden auffordern, der die „7 Wege zur Effektivität“ gut findet, sie aktiv weiterzutragen und versuchen eine Veränderungsperson zu werden – so wie Daniel von der Ashcomb Farm in Stow und Robert vom Bloomfield House in Bath.


Und wem die „7 Wege“ letztlich doch egal sein sollten, der kann an beiden Orten eine wunderbare Zeit mit wunderbaren Gastgebern erleben.

Die Kunst mit Reizen umzugehen……

Diese Woche las ich im jüngsten Spiegel wirklich erschütternde Berichte von Krankenpflegern, Notärzten, Feuerwehrleuten, Call-Center Mitarbeiterinnen über die Art und Weise, wie schnell und wie oft sie für ihre Arbeit ohne Vorwarnung von anderen Menschen beleidigt oder gar tätlich angegriffen werden.

Eine Notarztmannschaft wird von einem gutsituierten BMW-Fahrer auf übelste Weise beschimpft, weil der Notarztwagen für den Einsatz bei einer Frau mit Herzinfarkt die Fahrbahn soweit blockierte, dass er nicht vorbeikam. Nachbarn waren kurz davor die Polizei zu holen, so sehr tobte dieser Mensch. PS: die Frau konnte gerettet werden.

Bahnbedienstete bleiben in den ersten Minuten nach einer Durchsage über Zugverspätungen vorsichtshalber in ihren Kabinen. Praktisch kein Schaffner, welcher nicht bereits von Reisenden auf unflätigste Art beschimpft oder gar tätlich angegriffen worden ist.

Und alle Betroffenen berichten davon, dass die Tendenz zunimmt.

Volkes Zorn wächst!

Verroht unsere Gesellschaft? Immer mehr Studien und viele Aussagen von Psychologen scheinen das zu bestätigen.

Vor über zehn Jahren unterhielt ich mich mit einem Psychologen über die „7 Wege zur Effektivität“. Seine Grundmeinung war zusammengefasst: „Mir gefällt dieser Ansatz sehr, allerdings befürchte ich, dass er insofern etwas Idealistisches hat, weil über 80% der Menschen über den Weg 1 (pro-aktiv sein) nicht hinauskommen!“

Mir erschien diese Aussage damals zu kühn, doch muss ich mittlerweile feststellen, dass die Bedeutung des allerersten Weges aus meiner Sicht immer mehr wächst.

Früher war für mich das Reiz-Reaktion-Prinzip eher eine Selbstverständlichkeit und ich sah die Themen „Das Wichtigste zuerst“ oder „Synergien schaffen“ als die eigentlichen Hürden zu einem dauerhaften Erfolg und Zufriedenheit an. Aber je älter ich werde merke ich, es ist der Umgang mit externen Reizen, bei dem irgendwie alles anfängt.

Reize haben wir ständig um uns herum. Gemeint sind damit all die Einflüsse, die uns emotional aufwühlen, weil irgendetwas nicht so läuft, wie wir uns das vorgestellt haben. (Denken Sie an den BMW-Fahrer)

Der Reiz ist da (Zug hat Verspätung, Fahrbahn gesperrt, Hilfe vom Call center kann nicht adhoc erledigt werden, irgend eine E-Mail ärgert uns…. etc.) und die negativen Gefühle kochen hoch…… soweit noch alles normal….. schließlich sind wir Menschen mit Empfindungen und keine seelenlose Roboter.

Entscheidend ist aber, wie man nach Eintreffen des Reizes nun handelt – und hier gibt es wohl zwei große Alternativen: 1. Man handelt noch während der Emotion oder 2. man wartet mit dem Handeln, bis die Emotion abgekühlt ist und entscheidet dann in Ruhe über die nächste Aktion (vielleicht reagiert man dann auch gar nicht….)

Dies setzt voraus, dass es zwischen Reiz und Reaktion einen Raum gibt, in dem man die Wahl hat. Wir wissen mittlerweile, dass das Prinzip der freien Wahl überhaupt in Zweifel gezogen wird und zumindest ein Großteil der Entscheidungen vom Gehirn automatisch ablaufen.

Dennoch glaube ich daran, dass man in vielen Situationen nach Eintreffen des Reizes die berühmte „Pausentaste“ drücken kann und mit der Handlung abwartet. Dann steht man nämlich in der Straße mit seinem BMW, muss zu einem dringenden Termin (man ist vermutlich mal wieder zu spät losgefahren) und jetzt blockiert dieser Notarztwagen die Durchfahrt. Könnte der BMW-Fahrer auch nach einer kurzen Gefühlswallung nicht innerlich die Pausentaste drücken und sich den Gesamtkontext der Situation vergegenwärtigen? Was würde sich dann verändern, wenn er mit etwas mehr Ruhe seine Situation mit der eines totkranken Mitmenschen ins Verhältnis setzt?

Wir können das natürlich nicht beantworten, weil Menschen entscheiden wie sie entscheiden – aber soweit das möglich ist, halte ich es für absolut relevant und notwendig, dass das Prinzip der „Pausentaste“ den Menschen wieder näher gebracht wird und sie sie wieder häufiger einsetzen.

Natürlich geht das Problem tiefer, denn man muss sich letztlich fragen: was veranlasst eine so hochentwickelte Gesellschaft wie die unsrige so dünnhäutig und empfindlich zu werden?  War das nicht der Plan, sich soweit von den Mindestanforderungen für das Überleben zu entfernen, dass man in Ruhe seiner Bestimmung nachgehen kann?

Haben Sie nicht auch den Eindruck, dass die Menschen um Sie herum immer häufiger jammern und über ihr Leid klagen? Wird nicht schneller nach einem Richter oder einer Instanz gerufen, um für Ordnung zu sorgen?

Meine persönliche Meinung ist, dass die Empfindlichkeit daher rührt, dass wir mittlerweile sehr wohl wahrnehmen, wie hoch wir als Gesellschaft bereits gestiegen sind und das Gefühl der Stagnation (wohin sollte man sich auch noch hinentwickeln…) uns langsam in Unruhe oder gar Angst versetzt.

Wir haben viel zu verlieren. Niemand garantiert uns irgendetwas mehr. Die Versprechen der Politik greifen nicht mehr („die Renten sind sicher“). Es herrscht das Gefühl der Zerbrechlichkeit.

Möglicherweise liegen die Ursachen für die Reizbarkeit noch tiefer, aber ich denke, mit diesem Ansatz kommt man schon sehr weit.

Was kann man also tun, um sich von dieser Aufgeregtheit nicht anstecken zu lassen?
Mein Tipp: Weg 7 täglich in der Früh anwenden: Die Säge zu schärfen. Ein wenig für den Körper tun, eine Kleinigkeit lesen, seine Liebsten bewusst wahrnehmen und mit ihnen konzentriert interagieren und eine kurze sprituelle Tagesplanung machen.

Ich könnte wetten, dass unser lieber erwähnter BMW-Fahrer sich völlig anders verhalten würde…..

BMW und DAIMLER machen gemeinsame Sache – kann das klappen?

Wer in unserer globalen Weltwirtschaft nicht in der Lage ist, Synergien zu schaffen, wird untergehen“. Dieser prophetische Satz stammt von Stephen R. Covey im Kapitel „Synergien schaffen“ aus seinem berühmten Buch „Die 7 Wege zur Effektivät“.

Ich teile diesen Satz, weil es so scheint, als würden die großen Innovationen nur noch mit außergewöhnlichem Geld- und Ressourcenaufwand in die Praxis umzuwandeln sein. Rudolf Diesel konnte damals noch mit eigenen Mitteln eine eigene Manufaktur aufbauen. Die Brennstoffzelle zur Marktreife zu entwickeln ist für einen Automobilhersteller alleine praktisch nicht verkraftbar.

Als ich den Artkel über den beabsichtigten Zusammenschluß in wichtigen Fragen von gemeinsam entwickelten Baugruppen zwischen BMW und DAIMLER gelesen habe, war ich zunächst überrascht. Aber gleichzeitig hat es mich auch gefreut, weil ich spontan das Gefühl hatte, hier gibt man die Egomanie zugunsten der Vernunft einmal auf.

Ein paar Tage nach der Nachricht ist meine erste Euphorie wieder etwas gedämpft. Es hat schon viele versuchte Kooperationen zwischen Automobilherstellern gegeben, welche fast alle gescheitert sind, es sei denn, sie sind fusioniert, wie z.B. Peugeot und Citroen oder Renault mit Nissan.

Die Liasion zwischen Mercedes und Mitsubishi war ein Desaster und im Grunde verwundert das nicht.

Schaut man sich das Modell von Covey mal an, so liefert das zum einen den Schlüssel, wie echte Synergien klappen könnnen – zum anderen liefert es aber auch genau die Erklärung, warum es so selten funktioniert.

Synergien schaffen ist der 6. Weg und eben nicht der 1. Weg, mit dem alles anfängt. Stephen Coveys Leistung besteht nicht darin, die 7 Einzelwege erfunden zu haben – die kannte schon Aristoteles. Nein, seine Leistung besteht darin, einen Zusammenhang zwischen genau 6 Prinzipien entdeckt zu haben, der die erfolgreiche dauerhafte Kooperation zwischen Menschen oder Organisationen erst ermöglicht.

Das bedeutet konkret, dass Weg 6 „Synergien schaffen“ niemals alleine stehen kann und alleine funktionieren kann. Ohne den Unterbau der Wege 1-5 sind Synergien nicht möglich.

Direkte Basis von Weg 6 ist Weg 4 „Gewinn-Gewinn-Denken“ – und hier dürfte der Knackpunkt des Vorhabens zwischen den beiden Automobilgiganten liegen.

Das Wort „Partnerschaft“ wird sehr schnell in den Mund genommen und ich kann mich noch gut an meine Zeiten bei EDS erinnern, bei denen wir ständig mit unseren Kunden aufgrund des Geschäftsmodells mehrjährigerer Übernahmen von Rechenzentren über „Partnerschaften“ geredet haben. In Wahrheit hatten wir uns gegenseitig immer etwas vor gemacht: EDS ging es um die Steigerung des Profits und der Kunde wollte die Steigerung der Servicequalität bei gleichzeitiger Reduktion des IT-Budgets um mindestens 20%. Keiner von beiden hat jemals wirklich „WIN-WIN“ – gedacht. Jeder wollte letztlich doch immer nur seinen eigenen Erfolg erzielen – auch wenn auf der offenen Bühne immer anders geredet wurde.

Vielleicht liegt der Fall bei BMW und DAIMLER anders, als bei einem Rechenzentrumsoutsourcer und einem Kunden, aber dennoch bin ich felsenfest davon überzeugt, dass die Kooperation zwischen beiden nur dauerhaft funktioneren kann, wenn sie BEIDE ein „GEWINN-GEWINN“ an den Tag legen – und da verzeihe man mir meine Skepsis.

Die Skepsis wird etwas dadurch relativiert, dass ich Dieter Zetsche und Harald Krüger für vernünftige Typen halte – ganz im Gegensatz zur Führungsriege im VW-Konzern, denen nichts an wirklicher Synergie liegt. Die sind sowas von darauf fixiert, allein aus eigener Kraft der größte Automobilhersteller zu sein – denen ist mit nichts zu helfen. Aber Zetsche und Krüger sind eben anders und letztlich kommt es ganz allein auf die Einstellung der entscheidenden Menschen an.

Weg 4. „Think-win-win“ ist eine Einstellungsfrage. Weg 5: „erst den anderen verstehen, um verstanden zu werden“ eine notwendige Fähigkeit, um denn letztlich die Ernte im Weg 6 „Synergien schaffen“ einfahren zu kölnnen.

Weg 4 ist deshalb für Unternehmen so herausfordernd, weil er voraussetzt, dass man eine „Überflussmentalität“ und keine „Mangelmentalität“ innehat. Wem die Souveränität und die Haltung fehlt daran zu glauben, dass doch genug für alle da ist, der kann einfach schlecht „Gewinn-Gewinn-Denken“. Der wird immer zweifeln, ob der andere nicht letztlich mehr bekommt und man selbst zwangsläufig weniger. Deshalb sind Menschen mit einem großen Neidfaktor niemals zu großen Synergien fähig, weil sie eine Mangelmentalität besitzen.

Man spürt also richtig gut, wie erwachsen und souverän und unabhängig jemand sein muss, um sich auf das Spiel von echten Synergien einlassen zu können.

In jedem Fall wird es interessant sein, diesen Prozess zwischen den beiden Giganten der deutschen Industrie aufmerksam zu verfolgen!

Das Schicksal von Gerry Weber – Micromanagement Teil 2

Ich lese aufmerksam Geschichten über das Schicksal von Unternehmen. Ich habe eine besondere Beziehung zu diesen Institutionen, denn sie befriedigen Bedürfnisse von Menschen und liefern die Steuereinnahmen, die für die gesunde Entwicklung einer Nation relevant sind.

Rund um die Stadt Halle in Westfalen wird es bald viele traurige Menschen geben, denn das örtliche Unternehmes-Flagschiff – Gerry Weber – hat Insolvenz angemeldet. Was soll nun werden aus dem Standort, dem übergroßen Logistikzentrum, den vielen Dienstleistungseinrichtungen die von der Firma gelebt haben, dem weltweit beachteten Vorbereitungstennisturnier für Wimbledon?

Noch ist die Sache nicht entschieden, doch man weiß bereits eine Menge über die Umstände des Niedergangs des deutschen Modehauses. Und im Zentrum steht der Patriarch – wie sollte es auch anders sein – namens Gerhard Weber.

Er gründete als typischer deutscher Unternehmer sein erstes Modegeschäft in den 80er Jahren, entwarf stilvolle Frauenmode und legte mit der Verpflichtung von Steffi Graf seinen ersten – und letztlich größten – Marketing-Coup auf die Bretter der deutschen Wirtschaft.

Ich finde den Aufstieg von Unternehmen faszinierend – aber noch faszinierender finde ich es, wenn der Aufstieg in einen dauerhaften Erfolg umgemünzt werden kann. Dies ist Gerard Weber wohl nicht gelungen.

Letztlich lassen sich hier für unser Forum zwei Dinge lernen:

1. „Ohne Gerhard geht es nicht“

Kann man den Insiderberichten glauben, dann ging ohne Gerhard Weber im Unternehmen gar nichts. Überall mischte er sich in das operative Geschehen ein und gilt somit auch als ein Paradebeispiel für das Thema „Micromanagement“. Diese Sorte Führungskräfte gefallen sich in dem Gefühl, dass sie die wichtigste Rolle im Gelingen des Unternehmens darstellen. Keine relevante Entscheidung ohne ihr Zutun. Immer und überall gleichzeitig auftauchen und nach dem Rechten sehen. Zwar zog er sich in den letzten Jahren – er ist heute immerhing 77 Jahre alt – in den Aufsichtsrat zurück, doch sagt ein Zitat von ihm viel über seine Einstellung aus: „Ich bin immer da, wenn die mich rufen!“

Und gerufen haben sie wohl oft in der Firmenzentrale. Die Staffelübergabe an seine beiden Söhne gilt als gescheitert und die Abhängigkeit vom Patriarchen ist offenbar immer noch übergroß.

2. Fehlentscheidungen

Neben dem Führungsverhalten des Eigentümers spielen gravierende Fehlentscheidungen des Unternehmers einer Rolle, die natürlich widerum mit seinem Führungsverhalten zu tun haben. Wenn man schnell wächst, steigt einem der Erfolg und die Anerkennung des Umfelds leicht zu Kopf. Wahrscheinlich hätte der bodenständige Gerhard bei der Gründung seines ersten Geschäfts noch verduzt die Augen gerollt, wenn man ihn gefragt hätte, ob er mal 1 Milliarde Umsatz damit machen möchte.
Viele Jahre später haben seine Augen bei dieser Vorstellung geglänzt und das bricht ihm letztlich das Genick.

Mir kommt dabei sofort die altbekannte Geschichte von der Gans und den goldenen Eiern in den Sinn:
Ein Bauer kommt morgens in den Stall und stellt fest, dass seine Gans ein Ei aus purem Gold gelegt hat. Fassungslos geht er damit zum Juwelier und lässt sich die Echtheit bestätigen und macht es zu Geld. Mit seinen Taschen voller Scheine kann er den nächsten Morgen gar nicht abwarten und – siehe da – seine Gans hatte wiederum ein goldenes Ei gelegt und so nahm die Geschichte über die nächsten Tage und Wochen seinen Lauf. Unser Bauer wurde reicher und reicher und irgendwann wurde die Gier so groß, dass er nicht mehr den ganzen Tag auf das nächste Ei warten wollte. „Das muss sich doch beschleunigen lassen“ dachte er sich, als er mit einem großen Messer am Morgen in den Stall ging, die Gans aufschlitzte, um alle goldenen Eier auf einmal herauszuholen.
Leider befand sich in ihr kein Ei – aber das spielte auch keine Rolle mehr, denn die Gans war tot und ab diesem Moment waren die goldenen Eier Geschichte und das Imperium des Bauern begann seinen Niedergang.

Die Geschichte der Gans und ihren goldenen Eiern ist das Paradebeispiel für die Definition von EFFEKTIVITÄT. Effektiv ist jemand, der die RICHTIGEN Entscheidungen trifft, die einen auch in Zukunft noch Entscheidungen treffen lassen.

Gerhard Weber war offenbar so geblendet von seiner Gier, möglichst schnell eine Milliarde Umsatz zu machen, dass er folgende wesentliche Fehler machte:
– er konzentrierte sich auf den raschen Ausbau der Geschäfte, anstatt innovative Kreationen zu entwickeln. Irgendwann galt Gerry Weber selbst unter Senioren als altbacken.
– er investierte in ein übergroßes Logistikzentrum
– er verschlief den Online-Handel
– mit den Zukäufen anderer Firmen hat er sich schnell übernommen

Natürlich machen Unternehmen strategische Fehler, doch eine aggressive Wachstumsstrategie muss besonders gut gemanaged werden und hier waren die Fähigkeiten des „Allmächtigen“ irgendwann erschöpft.

Jetzt muss er zuschauen, wie sein Lebenswerk zerbricht und möglicherweise in seine Einzelteile zerlegt wird.

Dennoch ziehe ich den Hut vor so viel Unternehmergeist – aber ich hätte ihm gewünscht, er hätte z.B. die „7 Wege zur Effektivität“ irgendwann einmal gelesen und sich mit dem 8. Weg beschäftigt – von der Effektivität zur wahren Größe. Dann hätte er gelernt, wie man das Micromanagement aufgibt und andere fähige Menschen um sich herum wachsen lässt. Dann wäre ihm womöglich einiges erspart geblieben.

Je größer ein Unternehmen wird, desto mehr muss die Verantwortung aufgeteilt werden und desto mehr sind Fähigkeiten rund um die Schaffung von synergetischen Lösungen gefragt.

Die Micromanager haben eine Weile Erfolg – aber dauerhaft, sprich effektiv, ist das einfach nicht.

 

Wie entkommt man der Mikromanagement-Falle? (Teil 1)

Wir alle haben nicht als Manager oder Führungskraft begonnen. Die allermeisten von uns sind als Fachkraft oder Assistent gestartet und erst nach einer Weile gibt uns jemand das Vertrauen, auch ein Gruppe von Menschen zu leiten.  Außerdem wissen wir alle, dass die Zahlen in der Ergebnisrechnung am Ende von den täglichen operativen Tätigkeiten der Mitarbeiter abhängt.  Davon ausgehend passieren dann in den Köpfen von Managern ganz eigenartige – aber stets nachvollziehbare – Handlungen, die sich wahrlich nicht immer als effektiv bezeichnen lassen – sie tendieren zum Micromanagement.

Was heißt denn Micromanagement eigentlich?

Kurz gesagt: Mische Dich als Führungskraft selbst ins operative Geschäft ein und zeige allen – ob beabsichtigt oder nicht – „ohne mich geht hier gar nichts“.

Ein Kollege von mir hat einmal gesagt, wer das tut ist doppelt doof! Und er hat völlig Recht damit!

Doppelt doof deshalb, weil die Mitarbeit im operativen Tagesgeschäft üblicherweise Zeit kostet und diese kostbare Zeit fehlt dann bei den eigentlich wichtigen, aber weniger dringlichen Führungsaufgaben wie Strategie, Planung, Weiterentwicklung der Organisation etc.
Doppelt doof auch, weil man damit der eigenen Mannschaft die Fähigkeit zur Eigenentwicklung abschneidet und die Mitarbeiter in die „Follower“- Mentaltität verfallen, weil sie keine Chance zur Eigenverantwortung und Gestaltung bekommen —es hängt ja es alles vom Chef ab – und damit gräbt sich dieser Chef im Grunde sein eigenes Grab.

Eine der schnellsten Arten die eigene Organisation in die Mittelmäßigkeit oder noch schlimmer zu verfrachten, ist es, Führungskräfte im Micromanagement werklen zu lassen. Der Verantwortungsbereich ist wie ein 12-Zylinder Bolide, der nur maximal auf 4 Zylindern läuft. Man steht vor dem Gefährt und sieht ständig die Hochglanzkarosse und wundert sich, dass man permanent von Mittelklassewagen auf der Strecke überholt wird. Und je mehr Überholvorgänge es gibt, desto mehr zweifelt diese Führungskraft an der Kraft seiner Mannschaft und hängt sich noch tiefer ins operative Geschäft — wenn schließlich alle so wären und das könnten wie er oder sie, dann sähe das hier schließlich ganz anders aus und der Bolide wäre an der Spitze und nicht im Hintertreffen.
So sind die Gedanken von Tausenden dieser Kollegen, die die Finger vom Tagesgeschäft einfach nicht lassen können.

Das heißt jetzt nicht unbedingt, dass sie bei der Kommissionierung eines Auftrages in der Produktion selbst mit anpacken – es reicht schon völlig, wenn sie in jedem Winkel der Organisation zu finden sind und z.B. in der Logistik sitzen und sich haarklein erklären lassen, warum das Lager ständig Fehlbestände hat und dann mit den Verantwortlichen vor Ort Feuerwehrmaßnahmen beschließt und dann kurzfristig befriedigt das Werk mit Karacho verlässt, mit dem Gefühl, wieder etwas bewegt zu haben. Während die Mannschaft im Lager frustriert zurückbleibt und alle sich vorkommen wie kleine Kinder, denen man in Wahrheit die „großen Dinge“ gar nicht zutraut.
Interessant ist nur, dass viele der Mitarbeiter denen man die Lösung von Problemen nicht zutraut, am Abend zu Hause Großprojekte wie z.B. einen Hausbau sauber planen und ein Budget von mehreren hundertausend Euro erfolgreich abwickeln können.

Wie kommt man denn aus diesem ineffektiven Verhalten heraus?

Wenn ich zwei Dinge nennen müsste, dann wären das a) Umdenken und b) die Fähigkeit der Delegation üben und darin zum Könner werden.

Es beginnt wie bei jeder Gewohnheitsveränderung immer mit Umdenken, denn solange ich den Glaubenssatz „Ohne mich geht nichts“ in mir trage, solange kann ich eine Methode wie Delegation lernen und üben wie ich will — ich werde sie nicht anwenden – weil meine innere Stimme immer zum Schluss kommt: „ohne mich geht hier nix“.
Das Interessante an diesem psychischen Prozess ist, dass man mit seiner Sichtweise auch eine selektive Wahrnehmung entwickelt.
So gibt es genug Führungskräfte, die den Glaubenssatz haben, „Menschen sind in der Regel faul“ — und das Interessante ist, dass sie faule Menschen auch noch viel stärker wahrnehmen. Ein Manager mit diesem Glaubenssatz handelt auch entsprechend und wenn Sie es mit einer Führungskraft mit einem solchen Paradigma (gedankliches Muster) zu tun haben, dann werden sie erleben, dass dieser Mensch Ihnen weniger vertraut und mehr kontrollieren wird. Dies wird in aller Regel deterministisch eine kausale Reaktion bei Ihnen auslösen und sie werden sich weniger wertgeschätzt fühlen und eventl. ihr Engagement zurückfahren – und das wird das Erste sein, was Ihr Chef dann wieder wahrnimmt und womit sich sein Glaubenssatz wieder befeuert „Wusste ich es doch, der also auch….“

Bevor wir aber in den nächsten Wochen mehr über den wichtigen Wechsel solcher fatalen Glaubenssätze erfahren und lernen, wie Delegation wirklich geht, sollten Sie sich selbst in den nächsten Wochen einmal selbst testen, wieviel Micromanager tatsächlich noch in Ihnen steckt.