Ist die Säge stumpf, ist der Weg zum Opfer nicht weit…

Sie sind unter uns. Es gibt sie. Sie tragen sogar Anzug und Krawatte und sie gelten eigentlich als die Stützen ihrer Unternehmen:  die nicht unerhebliche Zahl an „Opfern“ in der Riege der Management-Etage.   Sie sind in meiner Rolle schnell zu entdecken: sie sitzen als mittlere Manager entweder gefrustet oder angriffslustig in Seminaren und beschweren sich hörbar während der Mittagessen entweder über die unfähigen Vorstände oder über die unfähigen Management-Berater, die mal wieder angeblich unnötigerweise das Unternehmen auf den Kopf stellen.

Sie sind unter uns. Es gibt nämlich noch welche! Sie tragen auch Anzug und Krawatte und gelten erst Recht als die Stützen ihrer Unternehmen: die Opfer in der obersten Führungsriege eines Unternehmens. Sie sind auch schnell zu entdecken: sie sitzen mit Dir beim Mittagessen oder in Einzelcoachings und jammern über die schlechten Ergebnisse und die Unfähigkeiten ihrer mittleren Manager und der Belegschaft. Sie lamentieren über die Marktentwicklung und darüber, dass sie niemanden mehr haben, der sie in ihren Problemen versteht.

Opfer sind wohl überall in den Unternehmen – und das macht sie wohl nicht sonderlich erfolgreicher….

Nun ist das mit der Opferhaltung ja so eine Sache. So ganz kann man sich ja nicht davon freisprechen.

Gerade letzte Woche war ich wieder Opfer pur. Jedenfalls habe ich meiner spontanen Enttäuschung freien Lauf gelassen und absolut destruktiv gehandelt.  Was war passiert?

Zu meiner Ehrenrettung muss ich vorausschicken, dass das Drama schon am Vorabend begann. Ich liebe es, abends nach einem Seminartag eine Runde Klavier zu spielen – natürlich nur sofern das Seminarhotel auch ein funktionsfähiges Instrument zur Verfügung hat.  Gestern hatten sie — aber — ich durfte nicht!  „Nein – das ginge nicht“, verriet mir der Concierge, „das sei das einzige Stück in diesem Hotel, das der Hotelmanagerin gehören würde. Sie wäre nicht da und er dürfe niemanden ranlassen“. Das war ein herber Schlag für meinen Stolz. Wenn die beiden nur wüssten, wie ich meinen eigenen Flügel zu Hause hege und pflege – aber nein – der Mann traute seinem Gast nicht über den Weg.  (Dass ich den ganzen Tag über den Wert von „Vertrauen“ referiert hatte, konnte er natürlich nicht ahnen…)

Am nächsten Morgen also schickte ich – wie ich das häufig tue – eine Bitte zum Ausdrucken eines Dokuments für meine Seminarteilnehmer per E-Mail an die Rezeption.  In freudiger Erwartung ging ich kurze Zeit später dort hin und fragte die nette Dame (die mich wegen eines Telefonats ewig lange warten ließ) nach der Fertigstellung der Ausdrucke. Sie verdrehte die Augen und gab mir mit knappen Worten zu verstehen, dass sie leider nicht befugt wäre, die E-Mails einzusehen – ihr fehle das notwendige Passwort.

Da war es dann um meine Geduld geschehen und ich machte aufgebracht am Absatz kehrt und zeigte der armen Dame mit meiner Körpersprache sehr deutlich, welch Leid sie gerade über mir ausgekippt hatte.

Opfer sein ist wahnsinnig einfach. Es gibt uns für den Moment auch eine unheimliche Erleichterung, wenn man sich herrlich über den Unbill des Lebens emotional auslassen kann.  Das Dumme: helfen tut das nun mal gar nichts.

In diesem Fall hatte ich keine Ausdrucke für meine Übung, hatte schlechte Laune, die sich Gott sei Dank nicht im Seminar niederschlug und die Dame der Rezeption hat sich sicher auch nicht gut gefühlt und ist vermutlich nicht sonderlich motiviert ihren nächsten Gästen entgegengetreten.

Wir kennen diese Zustände alle und machen das häufig an unserem Charakter fest.  Bei manchen Menschen scheint der Spalt zwischen Reiz und Reaktion von Natur her einfach enger zu sein, als bei anderen souveräneren Gemütern.

Aber einen Faktor übersehen wir leicht:  die Hemmschwelle zur destruktiven emotionalen Handlung wird erheblich niedergedrückt durch unsere Unfähigkeit, uns Zeit zum Säge schärfen zu nehmen.

Wenn mich jemand fragt, auf was man sich konzentrieren sollte, um Zufriedenheit und Erfolg im Leben am ehesten abzusichern oder zu ermöglichen, dann ist es, seine „Säge scharf“ zu halten, wie das Stephen R. Covey in seinem Literatur-Klassiker sehr einprägsam genannt hat.

Das bedeutet, sich a)physisch (Körper, Gesundheit) , b) mental (Wissen),  c) sozial (wichtige Beziehungen und d) spirituell (ist das alles sinnvoll was ich mache) fit zu halten.

Es gibt immer wieder lange Diskussionen darüber, welche der vier Dimensionen eigentlich die Wichtigste sei.

Die Antwort: „Alle gleich – aber das spielt eigentlich keine Rolle, denn für das Säge schärfen nimmt sich sowieso so gut wie niemand ausreichend Zeit…“

Dabei ist das Unterlassen einer scharfen persönlichen Säge der sicherste Weg in die Opferhaltung.

Die These ist einfach:

  • wenn ich körperlich schlecht beieinander bin (wenig geschlafen, schlecht gegessen, wenig Sport gemacht etc.) bin ich definitiv gereizter.  Die Hemmschwelle zur emotionalen Reaktion ist wesentlich niedriger.
  • wenn ich nicht dazu komme, mich mental weiterzuentwickeln und meinen Horizont zu erweitern, sondern immer nur im gleichen Saft schmore, werde ich früher oder später dünnhäutiger, denn ich spüre unterbewusst, dass ich langsam den Anschluß an die Entwicklungen um mich herum verliere.
  • wenn ich wegen Zeitmangel nicht dazu komme, die Beziehungen zu den wichtigsten Menschen in meinem Leben – sei es privat wie beruflich – nicht in Schuss halten zu können, werde ich dünnhäutiger und emotional angreifbarer für die Störfeuer aus dem Alltag
  • und nicht zuletzt,  wenn ich das Gefühl habe, dass die Leiter auf der ich gerade hochmarschiere an der falschen Wand steht, dann macht mich das im täglichen Wirbelwind auch nicht gerade souveräner.

Zusammengefasst:  ist die Säge stumpf, ist der Weg zum Opfer nicht weit.

Dabei ist das Säge schärfen in allen vier Dimensionen vollständig in unserem persönlichen Einfluss!

Was will man eigentlich mehr??? Da ist ein großer Hebel zu mehr Zufriedenheit und kaum einer nutzt ihn!!

Warum nicht?    Ach ja, da war doch was..   ——  „ich hab ja keine Zeit!“  und   „sich aufregen ist ja zudem so schön leicht!“

Wie konnte ich das jetzt nur wieder übersehen?  Entschuldigung meine Leser. War nur so ein netter Gedanke.

Gehen wir lieber wieder Feuer löschen und uns in langweiligen Meetings anöden und dabei nebenbei unwichtige E-Mails bearbeiten…

Ist die Produktivität über Technologie weiter steigerbar?

Ich oute mich heute mal wieder!  Seit gestern trage ich eine Apple Watch an meinem Handgelenk und erwarte natürlich, dass sie mein Leben völlig zum Positiven entwickelt! Nach einem Tag lässt sich schon sagen: Das wird wohl nix! 

Technologie ist im Grunde immer ein Heilsversprechen. Zweifellos haben viele Technologien unglaubliche Produktivitätsschübe vollbracht. Ich wohne auf dem Land und kein Mensch käme mehr auf die Idee, die großen Wiesen noch mit einer Sense zu bearbeiten. Vielmehr beobachte ich Riesen-Trecker, die binnen zwei Stunden Riesenareale  an Wiesen wie einen englischen Rasen sauber abmähen.

Das ist Produktivitätszuwachs in Reinkultur. Was früher 10 Leute in 3 Tagen geschafft haben, schafft heute ein einzelner Mensch in zwei Stunden. Von der automatischen Nachbearbeitung mal ganz zu schweigen.

Den ersten Produktivitätsschub gab es vor ca 300 Jahren mit der Fortentwicklung vieler Werkzeuge.  Den zweiten riesigen Produktivitätsschub gab es mit der Industrialisierung und der Einführung von Maschinenbau (Incl. Fahrzeuge) und Elektrotechnik.  Die dritte große technische Revolution vollzieht sich mit der Mikroelektronik und der vollständigen Digitalisierung unserer Welt.

Doch wird diese dritte Phase einen ähnlichen Produktivitätsschub nach sich ziehen, wie die beiden Phasen zuvor?

Das ist bis dato wohl eindeutig mit NEIN zu beantworten.  Im Gegenteil. Alle Produktivitätsstudien in den Industrieländern der letzten Zeit zeigen eher einen Trend nach unten (!) – und das schon seit über zehn Jahren.

Jetzt gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder der Riesenschub lässt einfach auf sich warten (auch die früheren Schübe haben Jahrzehnte zur wahren Entfaltung benötigt) – oder er wird einfach ausbleiben — zumindest solange nicht wirklich etwas gewaltig Neues entwickelt wird.   Die lieben elektronischen Helferlein scheinen zumindest in Hinsicht von Produktivität nicht sonderlich viel zu bewirken. Eher im Gegenteil.

Ein Spaßvogel hat in einem meiner Seminar einmal gesagt, Beethoven hätte vermutlich niemals eine Symphonie zu Ende gebracht, wenn er damals schon ein Smartphone gehabt hätte.

Manager verbringen heute statistisch zwischen zwei und vier Stunden täglich mit E-Mail-Bearbeitung. Und jeder dieser Produktivitätsstreber weiß im Grunde genau, dass über 80% aller E-Mails unwichtig sind.

Der limitierende Faktor für die Produktivitätszuwächse ist wohl unser Gehirn. Es ist entweder noch nicht angepasst – oder gar nicht fähig – sich in dem Digital-Dschungel effektiv zurecht zu finden. Im Grunde sind wir alle überfordert und gar nicht in der Lage, die Möglichkeiten, die sich hier eröffnen, produktiv zu nutzen.

Produktivität geht einher mit dem Glauben, „mit weniger Einsatz die Ergebnisse schneller und einfacher zu erreichen“.   Es ist schon paradox. Denn die Digitalisierung macht Informationsflüsse tatsächlich schneller und trotzdem bleiben die messbaren Effekte aus.

Ein Brief brauchte früher 2-3 Tage bis zur Zustellung. Heute geht das in Sekundenbruchteilen. Dafür überschwemmen wir uns mit schnellen Mails und What’s App Nachrichten und machen die Vorteile alle wieder zunichte.

Eigentlich ist das lustig – finden Sie nicht auch?  Wie gewonnen – so zerronnen.  Das scheint eines der Grundgesetze dieser Welt und Natur zu sein.

Dabei liegt das Potential zur Steigerung der Produktivität Weiterlesen

Der Moment der Wahrheit – oder – wie man täglich unnötige Niederlagen einsteckt

Der Satz aus meiner Schulzeit den ich nie vergesse, war stets in die Schulbank eingekritzelt und lautete:  „Hier kämpfte ich gegen den Schlaf, und verlor!“

Für mich ist dieser Satz ein Sinnbild für die kleinen Kämpfe die wir täglich ausfechten. Diese kleinen Momente, in denen wir Entscheidungen fällen. Entscheidungen die darüber befinden, ob wir nun etwas wirklich Wichtiges machen, oder doch nur wieder einer Dringlichkeit hinterher laufen.

Heute möchte ich allen eine kleine „Wunderwaffe“ im Kampf gegen die ständigen Ablenkungen an die Hand geben, die es uns ermöglicht, wenigstens einigermaßen unsere wichtigsten Prioritäten nicht unter die Räder kommen zu lassen.

Letztes Wochenende saß ich am Schreibtisch und war dabei, meine Monatsabrechnung vorzubereiten. Es gibt nun einmal Dinge, die sind wichtig – machen aber nicht unbedingt Spaß. Da saß ich also und wühlte in meinen Belegen.  Da klopfte es an der Tür und mein lieber Nachbar Moritz stand im Spalier. Er fragte mich, ob ich ihm beim Transport einer Couch helfen könne – allein wäre es ihm zu schwer.

Was machte der liebe Andreas? Guter Freund wie er ist, stand er auf und transportierte die Couch an seinen gewünschten Platz. Dabei ergab es sich, dass er sich zum Kaffee einladen ließ und ein schönes Stündchen mit seinen Nachbarn verbrachte.  Auf dem Weg zurück in die Wohnung kam er über sein Terrasse und bemerkte das sprießende Unkraut und den Berg Blätter, der sich in der Terrassenecke auftürmte. Schnell mal alles in Ordnung bringen und dann weiter machen. Dass am Ende seiner Arbeiten seine anderen lieben Nachbarn ihn zum Gläschen Wein auf deren Terrasse einlud sei nur am Rande erwähnt. Jedenfalls verstrich die Zeit und als unser Protagonist und Lebenskünstler in seine Wohnung zurückkam, wurde es schon dunkel und die Sportschau schickte sich an, das Bundesligafinale zu übertragen. Das war es dann mit dem produktiven Samstag, schließlich kam zu allem Überfluss danach auch noch der European Song Contest….  (Das Ergebnis können Sie sich ausmalen:  Der HSV ist immer noch nicht abgestiegen, Deutschland hat 0 Punkte kassiert und meine Monatsabrechnung liegt heute noch auf dem Tisch…)

Was ich mit dieser kleinen (wahren) Begebenheit nur ausdrücken möchte, ist die situative Unfähigkeit, im richtigen Moment das Richtige zu tun – dabei ist das manchmal so einfach….

Im Moment als der gute Moritz an die Tür klopfte war der Moment der Wahrheit — im Englischen klingt das fast noch besser:  „the moment of truth“.

In diesem Moment der Wahrheit hätte ich die Wahl gehabt, die berühmte Pausentaste zu drücken.  Aber nein – ich lasse den kleinen Spalt zwischen Stimulus (es klopft) und Reaktion (was ich dann tue) ungenutzt und lasse meiner Hilfsbereitschaft freien Lauf.   Dabei hätte ich die Option gehabt, eine kleine Pause zu machen, bevor ich mich entscheide.  Ich hätte einfach mal kurz in mich gehen können.  Ich hätte darüber hinaus erst einmal eine klärende Frage stellen können.  Ich hätte ihn also fragen können, ob das in einer Stunde auch noch möglich wäre. Oder ich hätte ihn fragen können, ob er noch andere Alternativen sähe, denn ich bin gerade mit einer wichtigen Angelegenheit beschäftigt.

Die erste Pause – das Durchschnaufen – und die ein oder zwei klärenden Fragen danach hätten zwei Dinge bewirkt:  Moritz bemerkt, dass ich mich mit seinem Ansinnen auseinandersetze und nicht einfach Nein sage – und – ich habe genug eigene Zeit, die für mich RICHTIGE Entscheidung zu treffen. Erst jetzt kann ich nämlich entscheiden: gehe ich gleich mit ihm mit, oder später oder gar nicht. Und selbst, wenn er die Fragen mit „nein“ beantwortet hätte, hätte ich ein besseres Gewissen, selbst „Nein“ zu seinem Ansinnen zu sagen, und mich wieder meiner geplanten Monatsabrechnung zuzuwenden.

Vielleicht werden einige Leser jetzt denken, ich würde die Nachbarschaftsbeziehung durch eine Enttäuschung belasten. Aber es gibt nun mal ein sehr wirksames Gegenargument:  Wer verliert eigentlich, wenn man den dringlichen Ablenkungen immer nachgibt und jeder E-Mail, jedem Telefonat, jeder SMS, jedem „Andreas, hast Du mal 5 Minuten?“ hinterherläuft?

Antwort:  ALLE verlieren!!  Nicht nur ich verliere, weil meine eigene wichtige Angelegenheit auf der Strecke bleibt, sondern auf Dauer auch alle um mich herum, weil ich Souveränität verliere, den wichtigen Dingen früher oder später unter Druck hinterher hetzen muss, ich müde werde und meine „Performance“ in Qualität und Quantität meiner Arbeit zwangsläufig sinkt. Dann verlieren alle.

Und das muss man sich immer vor Augen führen: Wen man sich nicht ausreichend die Zeit für die wirklich wichtigen Dinge selbst nimmt, dann verlieren alle!

Seit ich mir diese simple Formel:  Dringliches Anliegen – Pause – Frage – Entscheidung   mehr bewusst mache und sie immer öfter anwende, seit dem geht es mir einfach besser.  Ich erledige wichtige Dinge häufiger als früher und Moritz wird merken, dass ich nicht immer „Nein“-sage, sondern situativ die RICHTIGE Entscheidung treffe. Komischerweise hat mein Umfeld damit kein Problem.

Der nächste Moment der Wahrheit kommt so sicher wie das Amen in der Kirche!

 

Ein paar Worte zu Sepp

Wenn Sepp von den Schiebereien seiner FIFA-Funktionäre nichts gewusst hat, ist er eine schlechte Führungskraft!
Wenn Sepp etwas von den Schiebereien seiner FIFA-Funktionäre etwas gewusst hat,ist er auch eine schlechte Führungskraft!

Doch Sepp sieht sich als großartige Führungskraft, sonst würde er sich nicht zu seiner fünften Amtszeit wählen lassen — und wie auch immer der Korruptionsskandal ausgeht und er den Hut ziehen müsste:  er wird NIEMALS einsehen, dass er in Wahrheit eine schlechte Führungskraft ist und der Grund ist simpel:

Die FIFA ist unter ihm nach kapitalistischen Maßstäben und Werten ein Erfolg geworden: Mega-Reich — Mega-Einfluss.

Im Grunde ist das sogar untertrieben, denn die FIFA hat durch ihr Monopol volle Kontrolle über ein Produkt, welches bei Millionen Menschen sogar als Lebenselixier gilt: der Fussball.

Groß und wirtschaftlich erfolgreich – das reicht immer, um sich als tolle Führungskraft zu fühlen und das ist das, was mich immer zutiefst am Business enttäuscht.

Furchtbar finde ich, dass Werte wie Vertrauenswürdigkeit, Integrität etc. keine Rolle spielen.

In meinem Kopf spielt sich gerade ein fiktives Gespräch unter vier Augen mit ihm ab, in dem er mir im Vertrauen sagt, dass er gerne andere Werte bei der FIFA sehen würde, aber dass das mit den Funktionären aus dritter Welt-Staaten gar nicht ginge…
Es gibt wirklich kaum einen Top-Manager, dessen wahre Gedanken mich so interessieren, wie die von Sepp Blatter.

Seine öffentlichen Beteuerungen, dass bei seinem Unternehmen alles in Ordnung sei und er nichts von Unregelmäßigkeiten wisse, sind schwer erträglich.  Was denkt dieser Mensch wirklich wenn er so etwas sagt?  Ob sich in seinem Gewissen etwas rührt? Glaubt er das wirklich?

Seine Macht hängt ab von der Mehrheit der Delegierten des Executive-Kommitees. Sie wählen ihn und wenn bei einem demokratischen System die Mehrheit eine Entscheidung fällt, dann gilt es diese zu akzeptieren.
Man muss sich also nur überlegen, was die Mehrheit der Delegierten dazu motiviert, einen Sepp Blatter zu wählen.  Die Antwort dürfte einfach sein:  er macht sie reich durch die Vergabe der Übertragungsrechte und sie dürfen noch reicher werden, in dem sie sich ihr Stimmverhalten bei der Vergabe von Fussball-WM’s sündhaft teuer abkaufen lassen und Sepp in diesen Momenten großherzig wegschaut.

Wem noch andere Gründe einfallen, warum dieser Mann in seiner Führungsposition bestätigt wird, schreibe sie mir bitte — ich bin wirklich neugierig.

Man muss ihm eines zugestehen:  wer glaubt denn von uns, dass es einfach ist, die FIFA zu führen? Da muss man von Diplomatie eine Menge verstehen und er ist ein Meister darin, seine Machtbasis innerhalb der FIFA und außerhalb der FIFA kontinuierlich auszubauen. Das muss man erst mal schaffen. Da steht er z.B. einer Angela Merkel in nichts nach.

Aber er disqualifiziert sich als Führungskraft vollständig dadurch, dass er den Wert „Vertrauenswürdigkeit“ und sein viel beschworenes „Fair Play“ bei sich und seiner Organisation mit Füßen tritt.

Ich bin vollkommen davor überzeugt, dass die FIFA integer zu führen ist.

Allerdings würde das folgende Änderungen benötigen:

1. die FIFA-Ethik-Kommission müsste ihren Job ernst nehmen
2. alle Länder, deren Abgesandte durch Korruption auffallen, sind bei den Wahlen zum FIFA-Vorstand mindestens für die nächste Legislaturperiode ausgeschlossen.  Solange integre Alternativen zu Blatter keine echte Chance sehen, wird sich nichts verändern.

Man darf ja noch träumen dürfen…

Wer sind meine Lehrmeister in Sachen Führung?

Erstaunlicherweise habe ich in den europäischen Unternehmen für die ich tätig war nur ganz wenige Führungs-Vorbilder erlebt.

Mit Ausnahme von Achim Bongers und Albert Spielmann, beides Manager der damaligen EDS Deutschland & Österreich, kann ich keinen meiner früheren Chefs als Lehrmeister oder Vorbilder betiteln.

Meine Lehrmeister stammen tatsächlich eher aus der angelsächsischen Kultur, deren Namen bekannt sein dürften. Dazu kommen ein paar Unternehmer, deren Geschichten ich nur gelesen, sie aber selbst leider nie erleben durfte.

Der größte Vordenker für mich ist Peter Drucker. Er hat zum ersten Mal klar ausgedrückt, dass es durch Ausbeutung der Mitarbeiter auf Dauer nicht funktioniert. Er hat den Fokus auf die Nutzung des menschlichen Potentials gelegt. Alle die seitdem etwas zum Thema Führung veröffentlicht haben, beziehen sich praktisch auch alle auf diesen genialen Österreicher.
Die schönste Aussage die ich von ihm kenne:  „Wenn die Geschichte unserer Zeit geschrieben wird, wird das wichtigste Ereignis an das sich künftige Generation erinnern werden nicht das Internet oder eCommerce sein, sondern die beispiellose Veränderung der Stellung von Menschen. Zum ersten Mal hat eine stetig wachsende Zahl von Menschen   die Möglichkeit der Wahl und der freien Entscheidung. Zum ersten Mal müssen sie sich selbst organisieren, und sie sind darauf völlig unvorbereitet…“
Wie wahr und wie aussagekräftig für moderne Führungspraktiken…

Wer mich bis heute noch sehr beschäftigt ist Jack Welch – der legendäre Manager, der 20 Jahre benötigt hat, um bei General Electric an die Spitze zu kommen, und den CEO-Sessel sagenhafte weitere 20 Jahre mit Erfolg ausfüllte.  Er beschäftigt mich v.a. deshalb, weil er neben dem konsequenten Fokus auf Leistung noch die Werte-Ebene konsequent eingeführt hat.  Es hat mich beeindruckt, mit welcher Konsequenz er daran glaubte, dass Performance alleine nicht reicht, sondern dass das Leben der unternehmerischen Werte unabdingbare Voraussetzung für langfristigen Erfolg darstellt. Sicher hat er in seinem Streben nach einer Hochleistungsorganisation da und dort etwas übertrieben, aber sein Glaube an die Nutzung des menschlichen Potentials und der Befriedigung wenn sich Menschen entwickeln ist für mich nach wie vor sehr glaubhaft.

Natürlich gehört Stephen R. Covey dazu, der mich mit seinen „7 Wege zur Effektivität“ gelehrt hat, was dauerhafter Erfolg im gesamten Leben – nicht nur im beruflichen Leben – eigentlich bedeutet und womit das zusammenhängt.  Wenn die Menschen alle die 7 Wege kennen und beherzigen würden, wäre die Welt ein definitiv besserer Ort und die Unternehmen natürlich ebenfalls.

In jüngster Vergangenheit kam der Gründer der dm-Märkte, Götz W. Werner dazu. Er lehrt mich, dass man mit einem positiven Menschenbild und einer bedingungslosen Kundenorientierung Marktführer werden kann.  Beeindruckend!

Im Grunde sind all die Menschen für mich Lehrmeister, die etwas aus ihrem Leben machen. All die Menschen die nicht darauf warten, dass einmal das große Wunder geschieht und sie aus ihrer Daseinsecke befreit, sondern ihr Leben selbst in die Hand nehmen, sich offen mit ihren Talenten auseinandersetzen und diese eigenverantwortlich zur Blüte bringen.

Das sind und bleiben meine Lehrmeister.

Der Streik und die Lehren für Führungskräfte

Herr Weselsky gönnt der Bahn und den Bürgern eine „wohlverdiente“ Streikpause!  – selten habe ich etwas Dämlicheres von einer Führungskraft gehört.

Ich gebe zu, dass ich kein Fan vom Boss der Gewerkschaft GDL bin, die die Deutsche Bahn in nie dagewesene Zwangspausen treibt. Allerdings versuche ich hier die Gesamtsituation zu bewerten, denn bei einer schlechten Beziehung gibt es bekanntlich immer mindestens 2 – in diesem Rührstück sogar 3 „Partner“.

Wer sich auch nur ansatzweise mit effektiver Führung auskennt, der entdeckt schnell, dass es hier an zwei wesentlichen Punkten auf beiden Seiten mangelt:

Ganz oben auf der Liste:  kein VERTRAUEN.  Wenn es ein Musterbeispiel für die Formel  „Low Trust = High Cost + Low Speed“ gibt, dann diesen Machtkampf zwischen einer Handvoll hochbezahlter Männer, die im Moment keinen Cent ihrer Gehälter verdienen – u.a., weil sie nicht wissen, wie man Vertrauen aufbaut.  Schlimmer noch: Sie manifestieren die alte Frage die wir in diesem Blog auch schon einmal erörtert haben, warum es die „wirklich Guten“ offenbar nie nach ganz oben schaffen?

Was sind deren Resultate? Die deutsche Wirtschaft und die Bahn verlieren über die letzten Monate Aber-Millionen an Euro – aber nicht nur das.  Das Vertrauen in die Zuverlässigkeit des deutschen Systems   im Ausland wird angekratzt und die situativen Probleme, die einfache Menschen durch das Nicht-Funktionieren einer der Hauptschlagadern der Infrastruktur in Deutschland haben, ist überhaupt nicht abzuschätzen — und alle Verantwortlichen sitzen noch auf ihren Stühlen — schwer fassbar sowas!

Punkt zwei auf der Liste:  alle hochbezahlten Akteure haben keinen Schimmer davon, wie man festgefahrene Positionen auflöst und sie gar in großartige DRITTE ALTERNATIVEN ummünzt.

Das Finden einer dritten Alternative ist furchtbar einfach – sofern man Weiterlesen

Führung und die letzte Fussball-WM

Der Erfolg der Deutschen hatte Methode!

Teams treten an, um Erfolg zu haben.  Was ist der Erfolg?  Nur der WM-Titel – zumindest für die Nationen die schon einmal Weltmeister waren (Brasilien, Frankreich, England, Spanien, Deutschland) oder für die, die sich für gut genug halten.  Für die anderen ist es bereits ein Erfolg, die Gruppenphase überstanden zu haben, oder gar das Viertel- oder Halbfinale zum ersten Mal zu erreichen.

Wie immer ist Erfolg ein subjektives Phänomen – im Weltfussball, wie auch in der Wirtschaft.

Jeder will ihn, denn wenn wir erfolgreich sind, geht es uns gut – ein einfaches Grundgesetz mit einem kleinen Haken:  Erfolg ist flüchtig.  Es sind eigentlich nur kurze Momente, welche im nächsten Augenblick durch die neuen Realitäten schon wieder verblassen.  Oder was glauben Sie, in wie weit sich ein Christiano Ronaldo beim Ausscheiden in der WM noch an seinem Champions-League-Titel vom Mai erfreuen konnte?  Gleiches gilt übrigens für den CEO mit einer Rekordbilanz.

Und so suchen wir ihn – immer und immer wieder auf’s Neue – den Erfolg in unserem Handeln.  Und wenn wir es mit Teams zu tun haben, brauchen wir Menschen, die den Erfolg herbeiführen können – und schon sind wir wieder bei uns, den Führungskräften.

Stichwort Einfluss: Im Fussball kann man besonders gut beobachten, wie undankbar Weiterlesen

Neues zum Selbstmanagement

Nur wer sich selbst gut führen kann, kann auch andere gut führen“.

Bislang habe ich noch niemanden getroffen, der diesem alten Satz wirklich widersprechen würde.

Das Leben ist die Summe der gelebten Tage

Eine weitere Wahrheit, die in diesem Zusammenhang eine große Rolle spielt!

Denn wie oft ist der Tag vorbei — man ist furchtbar beschäftigt gewesen und trotzdem stellt sich kein wirkliches Gefühl der Zufriedenheit ein.

Zufriedenheit entsteht auch nur dann, wenn wir das Gefühl haben, etwas Sinnvolles getan zu haben – und sei es nur, unsere wenige eigene Zeit sinnvoll investiert zu haben.

Alles was wir am Tag tun, entspringt unseren eigenen Entscheidungen, auch wenn es sich nicht immer so anfühlt.

Dieser Satz stammt heute mal von mir.  Er ist auch all denjenigen gewidmet, die irgendwo im mittleren Management eines Unternehmens sitzen und das Gefühl der Ohnmacht und des minimalen Einflusskreises auf die Geschicke des Unternehmens spüren.  Es gibt immer noch zuviele Führungskräfte, die sich einreden, sie werden von oben fremdgesteuert und müssten immer nur den Entscheidungen von oben folgen.  Sie übersehen dabei, dass es immer noch sie selbst sind, die die Entscheidung treffen, auch immer alles mitzumachen. Sie entscheiden sich dafür, weil sie innerlich Konsequenzen fürchten, wenn sie es nicht tun. Aber dennoch ist es ihre Entscheidung.

Also stimmt der Satz.

Aber jetzt zum eigentlichen Thema „Selbstmanagement“.

Spätestens wenn wir unser Elternhaus verlassen haben, gibt es niemanden mehr, Weiterlesen

Der Patriarch verliert … und das ist gut so!

Ferdinand Piech hat Großes geleistet in seinem Leben – ohne Zweifel. Aber seine Ära als Führungskraft geht zu Ende und ich glaube – es ist gut so!

Verstehen Sie mich nicht falsch! Ich führe kein Plädoyer für die generelle Abdankung von starken Führungspersönlichkeiten wie z.B. Wendelin Wiedeking oder Martin Winterkorn.

Ich plädiere nur für die Abdankung von Verhaltensweisen, die das Vertrauen in einer Organisation nachhaltig erschüttern – und dazu gehört das Verhalten von Ferdinand Piech in seiner jüngsten Aktion in besonderem Maße.

Ich habe überhaupt nichts gegen Konsequenz und harte Entscheidungen, wenn die Leistung einer Führungskraft nicht stimmt oder zu stimmen scheint.  Aber ich habe etwas gegen die Art und Weise, wie man damit umgeht.

Ferdinand Piech geht mit Menschen um, wie man es in Zeiten eines Gutsherrn und auch noch gerne im Industriezeitalter an den Tag gelegt hat:  entweder er oder sie funktioniert – oder nicht – und wenn nicht, wird ausgetauscht.  Man hat welche, die besser funktionieren schon in der Hinterhand.

Als Ferdinand Piech diesen fatalen Satz  „ich gehe auf Distanz zu Martin Winterkorn“ äußerte,  ergänzte er dies später auch noch mit Aussagen, „es müssten nur die Richtigen an die Spitze – und die kenne er bereits.“

Schlimm ist nicht, dass man die Ergebnisse von Martin Winterkorn durchaus hinterfragen könnte.  Schlimm ist auch nicht, in ausweglosen Situationen nach besseren Alternativen zu forschen, bevor ganz die Lichter ausgehen  (siehe das bekannte Gebaren im Fussballgeschäft in Bezug auf die Trainerwechsel).

Schlimm ist die Art und Weise, wie Menschen in Machtpositionen – und das sind nun einmal Führungskräfte –  mit enttäuschten Erwartungen gegenüber ihrer Führungsriege und ihren Mitarbeitern umgehen.

Ferdinand Piech ist als Ingenieur brilliant und er hat sicher noch mehr außergewöhnliche Begabungen.  Aber ihm fehlen offenbar elementare Kenntnisse in der Fähigkeit, Vertrauen aufzubauen.  Er hat scheinbar gelernt, dass man das für den Erfolg nicht bräuchte und dass einzig und allein persönliche Ergebnisse und Fähigkeiten für den Erfolg zählen.

Er senkt den Daumen über einem Menschen, mit dem er über 35 Jahre erfolgreich zusammen gearbeitet hat.  Er senkt den Daumen über einem Menschen, den er selbst als einen persönlichen Assistenten eingestellt hat und den er gefördert hat.  Vor Jahren war Martin Winterkorn „der Richtige“.  Genauso „richtig“, wie die Jungs, die jetzt schon bereit gestanden haben, um Martin Winterkorn in der Sonne des Aufsichtsratsvorsitzenden zu beerben.

Warum gehen solche Prozesse im Umgang mit enttäuschten Erwartungen – und nur darum geht es ständig –  nicht anders?  Nicht vertrauensfördernder?

Ein Vorstandsvorsitzender eines Wiener Unternehmens hatte beschlossen, einen beliebten Geschäftsführer aufgrund fehlender Resultate zu entlassen. Der Nachfolger war schnell gefunden und der Vorstandsvorsitzende wollte den Wechsel an der Spitze per Organisationsmitteilung der Belegschaft mitteilen. Das ist das gleiche unwürdige Vertrauen-zerstörende Verhalten:  den Daumen senken und dies sang- und klanglos der Umwelt mitteilen.  Manche Menschen sagen dazu „das Geschäft ist nun mal brutal – und jeder kennt doch die Spielregeln“.

Das Interessante am Wiener Vorstandsvorsitzenden war, dass er sich eines Besseren besonnen hatte und zumindest eine völlig andere Strategie der Kommunikation wählte!  Er besann sich zunächst an der elementaren Führungsaufgabe, VERTRAUEN ZU SCHAFFEN.

Um auch in so einer kritischen Situation wie der Ablösung eines beliebten Geschäftsführers kein Vertrauen zu zerstören, sondern vielleicht die Chance für die Bildung von Vertrauen zu nutzen, wendete der Vorstandsvorsitzende einige der 13 Vertrauensregeln an: (s. Schnelligkeit durch Vertrauen).

Er verwarf die Idee des Aushangs, sondern lud zunächst die betroffene zweite Führungsriege zu sich ins Büro ein. Er lud dazu den beliebten Geschäftsführer und seinen Nachfolger dazu ein, mit denen er vorher den Prozess abgesprochen hatte. Er war ehrlich mit der Situation, er erzeugte Transparenz  durch klare Fakten, er zollte ehrlichen Respekt gegenüber den Leistungen des scheidenden Geschäftsführers und er klärte deutlich die Erwartungen hinsichtlich des Umgangs mit dem Nachfolger etc.

Jeder der Führungsriege zollte diesem Vorgehen im Nachhinein größten Respekt und von Vertrauensverlust war nichts zu spüren – im Gegenteil.  Sie wussten alle woran sie sind und sie hatten das Gefühl, dass nach klaren Regeln gespielt werden wird.  Wenn sie selbst einmal in einer Geschäftsführerrolle wären, hatten sie eine Art Gewähr, dass mit Ihnen genauso offen und fair umgegangen wird.

Natürlich war auch in diesem Fall der Prozess bis zur Entscheidung der Ablösung keinesfalls so offen und fair verlaufen, wie der Prozess der Ablösung als solches.  Wer weiß, womöglich wäre es gar nicht zur Ablösung gekommen, wenn die enttäuschte Erwartungshaltung des „oberen“ genau von diesem besser behandelt worden wäre.

Aber Ferdinand Piech handelt einfach nur respektlos und tritt das Wert „Vertrauen“ mit beiden Füßen voll ins Gesicht — und genau dies ist ihm zum Vorwurf zu machen.

In unserer globalisierten Welt ist „Vertrauen“ ein elementarer Baustein, um das Große und Ganze überhaupt am Laufen zu halten. Als Maschinenbauer müsste er wissen, dass das Getriebe streikt, wenn das Öl fehlt.  Genauso streikt das Große und Ganze, wenn der Schmierstoff „Vertrauen“ ausgeht.

Was mich an diesem Prozess aber freut und hoffnungsvoll macht:  Ferdinand Piech hat vom restlichen Aufsichtsratsgremium eine für ihn sicher schmerzvolle Absage erhalten.  Plötzlich muss der  Mann erkennen, dass sein Einfluss offenbar viel kleiner ist, als er annahm.  Sein eigenes Verhalten führt nun gleichfalls zur Minderung seiner eigenen Vertrauenswürdigkeit und man wird immer weiter auf Abstand zu ihm gehen.  Genau so fallen die Großen früher oder später:  man vertraut ihnen nicht mehr — genauso, wie sie vorher anderen das Vertrauen auf unwürdige, respektlose Art entzogen haben.

Das ist wieder das Schöne: dass gewisse Prinzipien wirklich vor niemandem Halt machen.

Die Macht der Pausentaste

Sie ist einfach nicht totzukriegen – zum Glück!  Die Pausentaste!

Das Schöne an der Pausentaste bei meinen technischen Geräten –  im Gegensatz zur Stopp-Taste –  ist ja, dass man am selben Punkt weitermachen kann, an dem man aufgehört hat.   Bei der Pause geht es also nie darum, etwas zu beenden, sondern lediglich eine Unterbrechung herbeizuführen.

Wenn wir sie an unseren technischen Geräten verwenden, dann nehmen wir uns meist notgedrungen Zeit für andere Arten von Unterbrechungen wie,  auf’s Klo gehen, ein Telefonat zu beantworten oder auf eine Anfrage von außen zu reagieren.

Aber die Pausentaste hat ihre größte Wirkung in unserem Alltag und ich bin immer wieder froh, wenn sie in unser Bewusstsein gelangt – auch wenn man sie nicht immer so nennt.

Im Augenblick heißt sie „Achtsamkeit“.

Gerade sitze ich im Zug zurück nach München und lese einen interessanten Artikel in der Frankfurter Sonntagszeitung über dieses angebliche neue Phänomen, dessen Ursprünge schon Jahrtausende alt ist.  In der FAS geht es bei der Überschrift „Der erleuchtete Angestellte“ darum, dass Banker meditieren, die Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank Yoga machen und ganze Abteilungen sich in sogenannter Achtsamkeit üben.  So versuche der Kapitalismus, fernöstliche Spiritualität für seine Zwecke auszubeuten.  Könne das funktionieren? so der Artikel.

Und gestern las ich in einem wirklich mehr als zeitgenössischem Blatt namens „flow“ ein Interview mit Mark Wiliams, einem Psychologieprofessor an der Universität Oxford, der die „Mindfulness-Based Cognitive Based Therapy“ erfunden hat.  Ein Training für mehr Achtsamkeit, das Menschen hilft, das Leben gelassener und unbesorgter zu meistern und Dinge weniger negativ zu sehen. Er ist wohl auf diesem Gebiet ein Vorreiter in der wissenschaftlichen Welt.

Die Achtsamkeit ist ständig um uns herum – und das ist wohl gut so. Wundern Sie sich also nicht, Weiterlesen